𝟭 | 𝗯𝗲𝗻𝗷𝗮𝗺𝗶𝗻

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Langsam versuche ich meine Augen zu öffnen, wären da nicht diese verdammten Kopfschmerzen. Wie viel hatte ich denn gestern getrunken? Mühsam, ohne dabei meine Augen zu öffnen, tippe ich mit meinem linken Arm neben mich um die Wasserflasche, die da eigentlich noch stehen sollte zu nehmen. Ich trinke vorsichtig einen Schluck. Nachdem ich hoffe meine Augen endlich öffnen zu können und dies tatsächlich auch geglückt ist, merke ich erst ein Gewicht an meiner Schulter. Ich hab doch hoffentlich niemanden abgeschleppt ,oder? Mit einem beunruhigenden Blick sehe ich rechts von mir Lucas. Der Franzose ist sanft an meine Schulter gekuschelt und scheint noch zu schlafen.
Erst beim zweiten Mal hinsehen bemerke ich, dass er nackt ist. Eine böse Vermutung bestätigt sich erst als ich auch meine Bettdecke hochhebe und mich selbst ebenfalls nackt vorfinde. Was war gestern nur geschehen? In meinem Kopf sind nur Fragezeichen, das letzte an das ich mich erinnern kann, ist wie wir tanzend im Bierzelt standen, vielleicht sollte ich ab sofort nicht mehr so viel trinken. Ich versuche mich langsam aufzurichten, ohne Lucas dabei zu wecken.
Mein Blick gleitet auf den Boden, wo ein benutztes Kondom liegt. Bitte lass das nicht wahr sein „Fuck" sagte ich vor mich hin, ohne dabei zu bedenken, dass Lucas noch schläft. Der Ältere blinzelt erstmal bevor er langsam seine Augen öffnet und mich verwirrt anblickt. „Benji? Alles okay?". Ich merke wie mir schlecht wird, weil ich Angst habe was gleich passiert. Erst als Lucas sich aufrichtet und seine Hand auf meine Schulter legt, befinde ich mich wieder im hier und jetzt. „Was war gestern geschehen und warum sind wir beide nackt" fragte mich der Ältere schmunzelnd.
In mir steigt immer mehr Panik auf „es tut mir so leid" flüsterte ich so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob Lucas dies überhaupt verstand.
Anscheinend aber doch, denn im nächsten Moment lehnt er sich ein wenig nach vorne und blickt ebenfalls auf das Kondom am Boden „sag mir, dass das nicht wahr ist" sein Gesichtsausdruck wird sofort sauer und vor allem panisch. Ich starre einfach nur in Lucas Gesicht der mich auffordernd und eindringlich ansieht „wir waren beide betrunken" murmelte ich kleinlaut.
„Das ist keine Entschuldigung und das weißt du, wenn das hier raus kommt bin ich geliefert, meine Karriere, meine Ehe und mein Sohn... fuck wieso hast du das getan?" schrie er schon fast, „ich? Jetzt tu mal nicht so als wäre das alleine meine Schuld und denkst du nicht meine Karriere wäre genauso vorbei. Ich habe auch meine Freundin betrogen und fühle mich deshalb schrecklich, also komm mal wieder von deinem hohen Ross runter Lucas Hernández!"
Ich merkte wie meine Stimme immer mehr brach und sprang damit vom Bett, sammelte mir ein paar Klamotten und verschwand fluchtartig im angrenzenden Badezimmer. Lucas bliebt einfach verdutzt auf dem Bett sitzen ehe er die Badezimmertür knallen hörte. Ich lehnte mich gegen sie und gleitete langsam herunter, Tränen stiegen mir in die Augen und ich versuchte sie gar nicht erst zu verdrücken. Was hab ich nur getan? Ich wollte einfach nur noch weg und am Besten nie wieder zurück kommen. Alleine bei dem Gedanken, den kompletten Tag noch mit Lucas verbringen zu müssen, stieg Panik in mir auf. Wie sollte ich das Chloe erklären?
Als meine Tränen irgendwann aufhörten, stieg ich in die Dusche um mich anschließend fertig zu machen.
Als ich das Zimmer wieder betrat war Lucas und seine kompletten Sachen weg. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass wir in 5 Minuten unten sein müssen, dementsprechend packte ich meine Sachen noch fertig, räumte das Kondom in den Müll und machte das Bett noch ein wenig.
Im Speisesaal angekommen sah ich Lucas bereits mit Kingsley und Corentin an einem Tisch sitzen. Wo soll ich jetzt nur hin? Ich beschloss mir erstmal etwas zu essen zu holen wo ich auf Serge traf. Dieser musterte mich besorgt, was bestimmt mit meinen tiefen Augenringen zu tun hat „Alles okay bei dir, Benji? Hast du gestern ein wenig zu tief ins Glas geschaut?" meint der Deutsche schmunzelnd. „Hmmm keine Ahnung" antwortete ich nur schulternzuckend, „willst du dich mit zu uns setzen, damit du hier nicht noch länger verloren rumstehst?" „ich will euch nicht stören" murmelte ich schüchtern „das tust du nicht, wirklich, also komm!".
Serge schiebt mich schon fast zum Tisch wo noch Leon und Joshua sitzen. Die beiden schauen ebenfalls so aus, als hätten sie das ein oder andere Bier zu viel gehabt. Lustlos versuche ich etwas von meinem Frühstück runter zubekommen, sehe aber ständig Lucas angewidertes Gesicht vor, weshalb mir sofort wieder schlecht wird. Ich bemerkte die besorgten Blicke der anderen, die aber zum Glück nichts sagen und gehe deshalb nicht auf sie ein.
Nach dem Frühstück folgt noch eine kurze Ansprache von Julian Nagelsmann, der noch einmal die Saison Revue passieren lässt, bevor es anschließend in Richtung Säbener Straße geht. Normalerweise sitze ich auf jeder Fahrt im Bus neben Lucas, das geht jetzt aber nicht. Bedrückt setzte ich mich einfach auf einen leeren Doppelsitz in der Mitte des Busses, in der Hoffnung den fragenden Blicken meiner Mitspieler entgehen zu können. Allerdings setzt sich bereits nach wenigen Minuten Corentin neben mich und mustert mich erwartungsvoll „ist was?" fahre ich ihn vielleicht ein wenig zu stark an. „Was ist zwischen Lucas und dir los?" „ich möchte nicht drüber reden" damit zog ich mir meine Kapuze auf, mache meine Musik an und lehnte mich gegen die Fensterscheibe, um Coco zu signalisieren, dass dieses Gespräch vorbei ist.
Das Umziehen auf dem Trainingsgelände mit anschließenden Besuch auf dem Marienplatz zog sich wie ein Kaugummi.
Eigentlich hatte ich mich echt auf die Meisterfeier dort gefreut, aber jetzt will ich einfach nur noch alleine sein. Ich hab einfach so ein schlechtes Gewissen gegenüber Chloe und Angst Lucas als meinen Besten Freund zu verlieren.
Als wären seine abwertenden Blicke, die er mir jedesmal zuwirft wenn wir uns kurz anblicken nicht genug, wurde ich im Getümmel einmal auf ihn geschubst und hätte uns fast beide umgeworfen. Bevor ich mich überhaupt entschuldigen konnte, war Lucas bereits mit einem saueren Blick abgehauen. Ich blieb einfach wie versteinert zurück und bekam schon wieder Tränen in den Augen.
Die Feier war für mich eh schon gelaufen, weswegen ich es einfach über mich ergehen ließ und ein künstliches Lächeln aufsetzte. Sobald wir wieder zurück am Trainingsgelände waren, flüchtete ich förmlich in mein Auto und fuhr nach Hause.
Zum Glück ist jetzt Sommerpause, wäre da nur nicht die Nations League...

𝐁𝐫𝐞𝐚𝐭𝐡𝐥𝐞𝐬𝐬 || 𝐇𝐞𝐫𝐧𝐚́𝐧𝐝𝐞𝐳 𝐱 𝐏𝐚𝐯𝐚𝐫𝐝Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt