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Es ist wieder an der Zeit. Ein mal im Jahr treffen sich alle Werwölfe im paarungsfähigen Alter um ihren Mate zu finden. Selbstverständlich ist die Welt riesig und die Suche nach dem Mate würde ewig dauern, wenn jedes Land ihre eigene Feier hätte. Ganz zu schweigen davon, dass dann sowieso jeder wieder dorthin reisen müsste.

Neben der Möglichkeit den Mate zu finden, kann es auch praktisch sein. Denn in dieser Zeit, etwa zwei Wochen vor und nach der Feier, dürfen keine Kämpfe innerhalb der Wölfe stattfinden. Es kann auch Frieden oder andere Verträge zwischen den Rudeln geschlossen werden.

Dieses Jahr ist das erste Jahr für mich. Ich bin zwei Monate nach der letzten Feier 18 geworden, weshalb ich an der letzten nicht teilnehmen konnte. Alle Leute die ich kenne freuen sich darauf ihren Mate zu finden, ich fühle mich jedoch ziemlich unsicher.

Natürlich werde ich mich der Mate Bindung nicht entziehen können und egal was ist, früher oder später werde ich mich sowieso diesem Mate hingeben, aber ist das so schön? Ist es schön eine übernatürliche, vorbestimmt Bindung zu haben? Zu wissen das diese Gefühle nicht von einen selber kommen sondern erzwungen sind?

Vielleicht finde ich meinen Mate auch gar nicht toll, die Person ist nicht mein Typ oder auch andersherum. Am Charakter kann man sowieso nichts ändern. Mein Mate könnte ein totales Arschloch sein.

"Aleya, kommst Du bitte?", ruft mich meine Mutter. Ein letztes Blick in den Spiegel, ein letztes seufzen und dann gehe ich zu meinen Eltern. "Du siehst wundervoll aus mein Schatz!", freut sich meine Mutter und klatscht ein mal begesitert in die Hände. "Wunderbar, wunderbar.", murmelt sie und wuselt um Licht herum.
"Du bist bildschön meine Kleine.", meldet sich mein Vater zu Wort.
"Ich wusste es wird ihr wunderbar stehen. Das Blau sieht aus deine Augen.", schwärmt sie, woraufhin mein Vater eifrig nickt.
"Du siehst wirklich gut aus Aleya.", murmelt mein Bruder.

Er ist zwei Jahre jünger und würde wohl nie viel Zuneigung mir gegenüber zeigen, aber das ist natürlich okay. Jeder so, wie er will.

"Dankeschön.", sage ich und lächle alle an.
"Na komm, ich fahre dich zur Feier.", flüstert meine Mutter, woraufhin ich meinen Vater und meinen Bruder in den Arm nehme. Vielleicht sehen wir uns nie wieder, es wäre schrecklich.
"Ich habe euch lieb.", rufe ich ins Haus, bevor ich die Tür hinter mir schließe.

Meine Mutter erklärt mir noch einmal alle Benimmregeln, die ich einhalten sollte. Auf den Boden schauen, den Männern nicht in die Augen sehen, meinen Mate nicht öffentlich zurück weisen, brav mit gehen und nur reden wenn ich aufgefordert werde.

Mittelalter? Können wir.

Am Auto umarmt mich meine Mutter noch einmal und macht mir Mut, bevor ich den langen Weg zum Anwesen hoch gehen muss. Am Tor werden wir beobachtet von Wachleuten, die mir zur Begrüßung lediglich zunicken. Kurz nachdem ich auf das Gelände trete, höre ich jemanden meinen Namen rufen.

"Aleya! Bin ich froh dich zu sehen. Ich habe echt keine Lust alleine dort rein zu gehen, wie auf einen Servierteller.", meckert meine Freundin Fiona.
Zustimmend lache ich und sie hackt sich bei mir unter. "Das kannst du laut sagen. Gerade hat meine Mutter mit nochmal die Regeln eingebleut. Wie kann man so zurückgeblieben sein? Diese Traditionen sind doch seit Jahrhunderten überholt!"
"Oh ja!", schimpft sie. "Wollen wir noch über das Anwesen spazieren bevor wir rein gehen?"
"Liebend gern."

Überall auf den Anwesen sind kleine Gruppen und Pärchen unterwegs, die sich wohl gefunden haben. Das Anwesen ist sehr groß, weshalb man, wenn man an den Zaun geht, das Haus nicht einmal mehr sehen kann.

"Hast du auch Angst deinen Mate zu finden?", frage ich sie.
"Ja.", sagt sie ehrlich und schaut in den Himmel. "Ich spüre schon, dass mein Mate hier ist. Meine innere Wölfin dreht durch! Aber ich fühle mich nicht bereit dazu. Was, wenn ich ihn nicht so toll finde? Oder er mich?"

Empört boxe ich in Ihren Oberarm. "Spinnst Du? Wer auch immer es ist, die Person wird dich toll finden!"
"Naja, aber ich hätte trotzdem gerne jemanden in unserem Rudel gehabt.", seufzt sie.
"Ich auch.", gebe ich zu. "Wer will schon in ein anderes Rudel?"

Eifrig nickt Fiona. Wahrscheinlich werde ich meinen Mate wohl nicht finden, denn ingegensatz zu ihr spüre ich meinen Mate nicht.

"Lass uns gehen, vielleicht hast du ja Glück.", lächle ich sie an.
"Vielleicht."
"Du siehst übrigens großartig aus."
"Und du erst. Das blau steht dir sehr gut! Das ist das deiner Mutter richtig?"
"Ja. Du hättet aber wirklich mal höhere Schuhe anziehen können.", stupse ich sie mit meiner Schulter zur Seite.
"Vielleicht, aber ich mag es klein zu sein.", sagt sie schulterzuckend.

Da kann ich ihr nur zustimmen. Ich bin nicht sonderlich groß, aber mit 1,78m auf jeden Fall nicht allzu klein. Trotzdem liebe ich es hohe Schuhe zu tragen. Ingegensatz zu Fiona. Meine beste Freundin ist gerade mal 1,55 und trägt niemals hohe Schuhe.

Das große Anwesen hat eine ebenso große Eingangstür. Oder eher Tor? Ein netter Mann öffnet sie uns, den wir dankend zunicken bevor wir rein gehen.

"Die Damen. Bitte nennt uns Ihre Namen, damit wir sie laut sagen können.", bittet ein höflicher Mann auf unserer rechten Seite.

"Fiona Hill"
"Aleyna Mark"

"Meine Damen und Herren, die zierliche Fiona Hill und die elegante Aleyna Mark.", stellt er uns vor, woraufhin wir in den Raum schreiten. Die Blicke die sich schnell auf uns zogen, gingen auch relativ schnell wieder weg. Wir stellten uns zu der Gruppe Mädchen, die auf der rechten Seite des großen Saals standen. Die Männer standen auf der anderen Seite und warteten darauf ihre Mate durch die Tür kommen zu sehen. Sie alle sahen gut aus. Bei manchen konnte man sagen aus welchen Land sie kamen, da sie traditionelle Kleidung trugen. Genau soetwas mochte ich gerne, weil es so anders und interessant ist verschiedene Kulturen kennenzulernen.

"Guten Abend, ich bin Aleyna.", stelle ich mich der Gruppe vor. Einige schauen mich genau an, andere lächeln sofort und stellen sich ebenfalls vor. Jedoch merke ich schnell, dass einige ihre Freundlichkeit nur spielen. Missgünstig schauen sie die Mädchen an, die ihren Mate gefunden haben und die, die sie scheinbar schöner finden. Auch die Körpersprache spricht für mich Bände, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind.

"Guten Abend schöne Frau.", raunt eine dunkle Stimme hinter uns.

Born To BeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt