Kapitel 3

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„Sie wird wach", erklang eine unbekannte Stimme laut neben mir. „Shhhh, nicht so laut! Du erschreckst sie sonst noch!", ermahnte eine zweite Stimme die erste in einem deutlich leiseren Ton. „Oh", wieder die erste Stimme, deren Besitzer ich nach einigem Blinzeln ausfindig machen konnte. Mein Blick wurde klarer und ich sah einen Jungen mit pinken Haaren und gelben Augen. Nach weiteren Blinzeln erkannte ich sogar eine Brille auf der Nase des Jungen. Er betrachtete mich fast ausdruckslos, vielleicht etwas neugierig. Neben ihm stand das Mädchen, dem die zweite Stimme angehörte. Sie hatte weiße lange Haare und ihre blauen Augen wirkten freundlich, fast schon etwas naiv auf mich. Sie trug eine enge Uniform aus einem rosa Top und einem viel zu kurzen Rock. Dabei schien sie sich jedoch keineswegs unwohl zu fühlen. Mir jedoch war es unangenehm und ich wendete schnell den Blick ab in der Hoffnung, dass mir niemand von den beiden meine Peinlichkeit ansah.

„Wie heißt du?", der Junge beugte sich etwas zu mir vor. Misstrauisch wich ich zurück und bemerkte dabei das fremde Bett und die unbekannte Umgebung, in der ich mich befand. „Verrate mir erst deinen Namen!", forderte ich förmlich, da er freundlich wirkte. „Ich bin Gowther. Und du brauchst keine Angst zu haben. Wir haben nicht vor, dir etwas anzutun, ansonsten hätten wir das längst getan", hängte er noch an. Dafür warf das Mädchen ihm einen sanft mahnenden Blick zu, auf den Gowther nur fragend eine Augenbraue hochzog. Mein Misstrauen war ihr jedoch auch nicht entgangen. „Ich heiße Elizabeth", erklärte nun deshalb auch sie. „Ich habe dich bewusstlos im Wald gefunden und mitgenommen. Erinnerst du dich noch an etwas?", fragte Gowther.

Sofort stürzten alle Ereignisse über mich herein. Der Wald, mein Lieblingsort, an dem ich Wasser holen wollte. Der schwarzhaarige Junge, den ich durch seine violetten Augen und seine Präsenz direkt als Dämon erkannt hatte. Wie er das Reh köpfte und als allerletztes, wie er mir seine eiskalte Hand auf den Rücken legte, um mir meine Seele zu nehmen. Dann erinnerte ich mich an seine leise schneidende Stimme neben meinem Ohr, die mir zugeflüstert hatte, meine Seele sei besonders und er würde sie holen kommen.

Bei der letzten Erinnerung stellten sich mir meine Nackenhaare auf und ich begann zu zittern. Angst kroch meinen Rücken hoch. Ich hätte beinahe meine Seele verloren. Ich hätte fast mein Leben nach dem Tod verloren.

Eine warme Hand legte sich auf meine und drückte sie tröstend. Als ich aufsah, hatte sich Elizabeth auf die Bettkante gesetzt und sah mich verständnisvoll an. Sie legte mir ihre andere Hand auf die Schulter: „Du musst uns nicht gleich alles erzählen, wenn du nicht willst. Erhole dich erst etwas."

Dann erhob sie sich, um zu gehen, doch ich schloss meine Finger um ihr Handgelenk und hielt sie zurück. Überrascht drehte sie sich zu mir um. „Bitte, ich kann jetzt nicht alleine sein. Ich hab Angst, dass der schwarzhaarige Dämon zurückkommt!", flehte ich sie an. „Du bist einem Dämon begegnet?", fragte Gowther überrascht. Elizabeth ließ sich wieder neben mir nieder und lauschte aufmerksam. „Ja, er sah aus wie ein kleiner Junge, aber er hatte seltsame Augen und ich konnte seine übernatürliche Macht spüren", erzählte ich. Gowther rückte nachdenklich seine Brille zurecht. Elizabeth sah mich geschockt an, fasste sich aber schnell wieder. „Wie heißt du?", wiederholte sie die Frage von vorhin. „Mein Name ist Y/N", antwortete ich diesmal ehrlich. „Y/N", begann Elizabeth und ich musste schlucken. „Ich glaube du hast da den Anführer der zehn Gebote getroffen."

Zeldris Sicht

Es ist unmöglich, dass ein Mensch so eine starke Seele besitzen kann! Wie kann es sein, dass dieses Mädchen ihre Seele behalten hat, obwohl ich sie mir holen wollte? Ich wollte ihre Seele haben und ich habe mich auch nicht zurückgehalten, aber sie konnte sich irgendwie dagegen wehren. Wie hat sie das gemacht? Allein aus Willensstärke ist so etwas nicht möglich! Meine Gedanken kamen immer wieder auf das Menschenmädchen im Wald zurück. Ich hatte es längst aufgegeben, mich abzulenken. Dafür war ich viel zu überrascht von den Ereignissen. Auch wenn ich mir das im Wald auf keinen Fall hatte anmerken lassen wollen. Außerdem beschäftigte mich noch etwas anderes an der Situation mit dem Mädchen. Etwas, über dass ich mich nicht nachzudenken traute...

Zeldris - Du bist mein Mensch! (Reader ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt