Kapitel 19

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Zeldris und ich hatten uns einen kleinen freien Platz im Wald neben einem Fluss gesucht. Wir trainierten jetzt schon seit einer Weile den Schwertkampf und meine Arme schmerzten höllisch. Erst der anstrengende Kampf gegen Slader und jetzt auch noch das Training mit einem Dämon, der viel schneller ist als ich. Es war wirklich unglaublich, wie schnell sich Zeldris bewegte. Und er behauptete dabei sogar, dass das noch nicht einmal seine volle Geschwindigkeit war. Ich wich schnell einem seitlichen Schlag von Zeldris aus und ging in die Knie, um seine Beine anzugreifen. Damit rechneten die meisten Gegner nicht. Das hatte ich auch schon bei Slader angewendet und hoffte, es würde mir auch hier einen Vorteil erschaffen. Doch meine Klinge schnitt durch die Luft. Zeldris war verschwunden. Schnell richtete ich mich auf und wirbelte herum. Hinter mir stand er jedoch auch nicht. Obwohl ich das von ihm gewohnt war. Wenn ich einen guten Angriff ausführte, wich er immer blitzschnell aus und verschwand. Und eigentlich stand er dann immer hinter mir, um mich von hinten zu besiegen. Verwirrt drehte ich mich im Kreis. „Du kannst nicht einfach abhauen!", rief ich in die Dunkelheit. „Sonst habe ich diesen Kampf gewonnen!", scherzte ich grinsend. Ich hatte noch nie einen Kampf gegen den Anführer der zehn Gebote gewonnen. Sicher hatte dieser Dämon irgendwas vor. Er würde mich niemals aus Mitleid gewinnen lassen. „Okay, also ich zähle jetzt von drei runter und wenn du dann noch nicht aufgetaucht bist, dann hab ich gewonnen!", stellte ich fest. Noch immer war Zeldris weder zu sehen, noch zu hören. Ich konnte jedoch seine dunkle Präsenz immer noch spüren. Er war also noch in meiner Nähe. Es war nur schwer zu sagen, wo genau er sich befand. Aber er musste mich ganz sicher hören. „Drei", begann ich und sah mich vorsichtig um. Ich umklammerte mein Schwert fester und rechnete mit einem plötzlichen Angriff in übernatürlichem Tempo. „Zwei", meine Stimme wurde etwas leiser und mein Körper spannte sich immer mehr an. Das mit dem runter zählen war wohl keine so gute Idee. Es macht mich selbst ganz nervös. Was wenn er gar nicht auftaucht? Nein, unmöglich. Er lässt mich nie im Leben so einfach gewinnen. Vielleicht reizt er es ja bis zur letzten Sekunde aus? Das würde irgendwie zu ihm passen. Obwohl er sicher schon früher angegriffen hätte, er lässt sich eigentlich nie so viel Zeit, um seinen Gegner zu erledigen. Was wenn... „Eins", flüsterte eine Stimme dicht neben meinem Ohr. Vor Schreck verlor ich komplett meine Kampfhaltung. Ich wollte mich umdrehen, doch zwei starke Arme schlangen sich von hinten um meine Taille und hinderten mich daran. „Du denkst viel zu viel nach Y/N", sprach Zeldris wieder leise. „Du hast sogar vergessen zu zählen." Sein raues Lachen drang an mein Ohr und mir wurde heiß. Plötzlich hatte ich keine Kraft mehr in den Knien und befürchtete umzukippen. Ich versuchte mich zusammenzureißen, doch das Kribbeln in meinem Bauch wurde immer stärker und hinderte mich an jedem klaren Gedanken. Zeldris war mir so nah, dass sein Lachen durch meinen ganzen Körper bebte. Ich wollte etwas sagen, doch ich schaffte es nicht. In meinem Kopf bekam ich keinen einzigen vollständigen Satz hin. „Dachtest du ich lasse dich so leicht gewinnen?", Zeldris Kinn streifte meine Schulter und hinterließ ein Brennen auf der Haut unter meinem Hemd. „Noch hast du nicht gewonnen", brachte ich mit schwacher Stimme heraus. Doch eigentlich fühlte ich mich allein von seiner Nähe schon komplett besiegt. Mein Herz schlug so hart, dass ich es in meinen Ohren hören und in meinem Kopf fühlen konnte. Der schnelle Herzschlag pulsierte so stark in meinem Bauch, dass Zeldris ihn unter seinen Armen sicher spüren musste. „Was hast du denn vor?", wollte der Dämon wissen. „Ich hab dich doch schon." Wie um das zu unterstreichen, wurde seine Umarmung noch fester. „Ich hab noch mein Schwert", hauchte ich atemlos. Zeldris lachte wieder kurz und brachte erneut meinen ganzen Körper zum Vibrieren. „Was willst du damit machen?", fragte er belustigt. „Deine Arme abschneiden", meinte ich ernst. So langsam nervte es mich, dass sich der Dämon über mich lustig machte. Das hier sollte doch ein ernsthaftes Training werden! Erinnerte ich mich und versuchte, das warme Gefühl durch Zeldris' Nähe aus meinem Körper zu vertreiben. „Das hab ich gleich", murmelte der Dämon und löste einen Arm von meinem Bauch. Mit seiner freien Hand griff er nun nach meinem Arm, mit dem ich das Schwert führte. Er umfasste meine Finger und löste sie von dem Schwertgriff. Mit einem dumpfen Geräusch landete die eiserne Klinge auf dem Waldboden. Ich war wie erstarrt. Ich hatte mich gar nicht dagegen gewehrt. Nein, ich kann mich doch nicht so einfach außer Gefecht setzen lassen. Ich packte Zeldris' Arme, die sich wieder fester um meinen Bauch geschlungen hatten und versuchte sie zu lösen. Es war vergeblich. „Du gibst nie auf oder?", ich konnte den Dämon förmlich lächeln hören. Er legte sein Kinn auf meiner Schulter ab. „Hör auf dich über mich lustig zu machen!", sagte ich nun etwas lauter. „Mach ich doch gar nicht. Du wolltest doch, dass ich wieder auftauche. Was sagst du jetzt? Hab ich dich besiegt?", redete der Dämon gelassen. „Okay schön, du hast gewonnen. Kannst du mich jetzt loslassen?", fragte ich schon fast panisch. Ich hielt das nicht länger aus. Mein Körper stand gefühlt unter elektrischer Spannung. Zeldris seufzte: „Okay, lass uns eine Pause machen." Seine Arme lockerten sich etwas. „Und danke für den Sieg", neckte er mich. Bei seinen letzten Worten streiften seine Lippen mein Ohr, dann ließ er mich endgültig los. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht den Halt zu verlieren. Meine Beine fühlten sich ganz wackelig an. Zeldris lief auf das Flussufer zu und setzte sich dort. Obwohl er mich nicht mehr umarmte, hatte er ein leichtes warmes Pulsieren in meinem Bauch hinterlassen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 28 ⏰

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Zeldris - Du bist mein Mensch! (Reader ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt