Kapitel 11

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Nachdem wir unseren Gegner erfolgreich besiegt hatten, hatte Jenna Gilthunder und mich aus den Trainingshöhlen geholt. Sie hatte uns beide für unsere Fortschritte gelobt und sich dann wieder mit dem armen Hawk beschäftigt, der sich eigentlich gerade von seinem eigenen Training mit Gowther erholen wollte. Meliodas und Elizabeth waren inzwischen wohl fertig mit ihren Prüfungen, denn sie kamen gerade auf uns zu. Lächelnd ging ich der Prinzessin entgegen: „Wie ist es gelaufen? Was musstest du machen?" Verlegen sah Elizabeth auf ihre Füße. „Ich sollte einen kranken Samen wachsen lassen", erzählte sie. Ich erinnerte mich an Merlins Vermutung, Elizabeth müsse wahrscheinlich ein krankes Lebewesen heilen. Damit hatte die Zauberin gar nicht so falsch gelegen. Mir war es aber immer noch ein Rätsel, woher sie das wusste, denn bis jetzt hatte ich noch nichts über die magischen Kräfte der Prinzessin erfahren. Als meine Freundin nicht weiter sprach, sah ich sie von der Seite an. Ihre enttäuschte Miene verriet mir, dass es wohl nicht so gut gelaufen war. „Tut mir leid", murmelte ich und Elizabeth schenkte mir ein dankbares Lächeln. Dann hellte sich ihre Stimmung etwas auf und sie wechselte das Thema: „Meliodas hat übrigens seine Prüfung bestanden!" Bei ihrem stolzen und glücklichen Tonfall musste ich lächeln. Es ist wirklich offensichtlich, dass Elizabeth Meliodas mag! Der Anführer grinste nun auch zufrieden und wendete sich der Prinzessin zu. „Ohne dich hätte ich das aber nicht geschafft, Elizabeth. Danke!", er zwinkerte meiner Freundin gut gelaunt zu. Daraufhin errötete sie leicht. „Ach was, i- ich war doch k- keine große Hilfe", stammelte Elizabeth leise. Ja, super offensichtlich... Ich musste mir ein Kichern verkneifen und beglückwünschte unseren Anführer zu seiner bestandenen Prüfung. „Hast du jetzt deine vollen Kräfte zurück?", wollte ich sofort wissen. „Noch nicht", gab Meliodas zu. „Ich will erst das Training machen!" Dann fiel ihm etwas ein: „Apropos Training! Wie hast du dich geschlagen?" Ich lächelte stolz. „Ich konnte dank dir das Fliegen, meine Sinne und das Feuer anwenden. Aber ich habe auch noch eine weitere Kraft entdeckt. Scheinbar kann ich  Telekinese", redete ich drauf los. „Wusstest du das? Wolltest du mir das noch beibringen? Können das alle Vampire?" Doch als ich Meliodas ansah, lag ein dunkler Schatten in seinen Augen. Er war nicht so erfreut, wie ich mir das vorgestellt hatte und irgendetwas an seinem finsteren Ausdruck machte mir Angst. „Ist alles in Ordnung? Hab ich was falsch gemacht?", fragte ich vorsichtig. Meliodas winkte ab, ging aber nicht auf mich ein. „Super, du lernst echt schnell, was deine magischen Fähigkeiten betrifft", er schlug mir auf die Schulter und versuchte so, seine Reaktion zu überspielen, doch er überzeugte mich nicht. „Sicher, du hast gerade nicht so begeistert...", fing ich an, doch er unterbrach mich. „Lass uns nochmal zusammen trainieren!", damit steckte er seine Hände in die Hosentaschen und lief auf Jenna zu. Fragend sah ich Elizabeth an, die jedoch genauso wenig zu verstehen schien, was Meliodas' Reaktion zu bedeuten hatte. Als ich einen weiteren verwirrten Blick von Gilthunder bemerkte, der offensichtlich unserer Unterhaltung zugehört hatte, zuckte ich nur mit den Schultern. „King, warum sitzt du hier denn so beleidigt rum? Hast du noch nicht trainiert?", rief Meliodas jetzt. „Ich bin nicht beleidigt!", stritt der Feenkönig gereizt ab. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, Hendrickson ist hier!" Meliodas verdrehte seine Augen: „Das hält uns nicht vom Training ab. Die Dämonen werden sich im Kampf nicht für deine schlechte Laune interessieren!" „Das habe ich ihm auch schon gesagt", warf Jenna ein. Meliodas stemmte seine Arme in die Hüften. „Komm schon King! Du, Y/N und ich werden jetzt trainieren!", sprach der Anführer motiviert. Was ich? Ich soll mit einem schlecht gelaunten Feenkönig und dem Anführer der Seven Deadly Sins trainieren, der mir offensichtlich etwas verheimlicht? Zögernd ging ich auf Meliodas zu und schaute erwartungsvoll Jenna an. „Etwas schneller, King, wenn ich bitten darf", amüsierte sich das blonde Mädchen und deutete dann auf einen Höhleneingang. „Das ist eure Höhle", sie lächelte mich freundlich an und verteilte an jeden von uns wieder Eschenstöcke. Jedoch lag in ihrem Blick eine Art Warnung, die ich nicht deuten konnte. Bevor ich die Möglichkeit hatte, sie zu fragen, zog Meliodas King und mich mit. Protestierend riss sich die Fee los und flog uns widerwillig hinterher. Wir fanden schnell den Weg und als wir in dem Höhlenraum mit den leuchtenden Kristallen ankamen, der mir jetzt schon bekannt war, berührte King beiläufig einen der strahlenden Steine. Schnell schärfte ich meine Sinne, um mich vor unserem Gegner zu wappnen. Die Lichter erloschen und ich musste mithilfe meiner guten Augen als Vampir in der Dunkelheit sehen. King und Meliodas schienen nicht die Anstalten zu machen, sich zu konzentrieren. Ich spürte eine gewisse Spannung zwischen den beiden und versuchte, die Gefühle von King durch meine Sinne zu erschließen. Von der Fee gingen Wut und Trauer aus. Verwirrt sah ich Meliodas an, der sich auch auf King konzentrierte. „Wer bist du wirklich, Meliodas?", fragte der Feenkönig gedehnt. In seiner Stimme schwang ein gefährlicher Unterton mit. „Was meinst du damit, King?", wollte Meliodas verwirrt wissen. „Wie konntest du Hendrickson so einfach vergeben? Es hat sich ja nicht einmal interessiert, dass er da war!", warf King unserem Anführer weiter vor. „Darum geht es dir?", Meliodas sprach vorsichtig. „Ich habe ihm nicht direkt vergeben. Aber Hendrickson wurde von Fraudrin kontrolliert, der Dreyfuß' Körper eingenommen hat. Er konnte nichts dagegen tun. Er musste Fraudrin dienen! Du solltest etwas Rücksicht mit Hendrickson haben!" King schüttelte den Kopf: „Dann ist also nichts von dem, was Hendrickson getan hat eine Sünde, weil er kontrolliert wurde? Wer ist eigentlich dieser Fraudrin?" Der Feenkönig erhob sich nun über uns und ließ seinen Eschenstab neben sich fliegen. „Er ist einer der zehn Gebote, ein Dämon", antwortete Meliodas leichthin. „Hey, ihr zwei, können wir das nicht später...", wollte ich die zwei Sins zum eigentlichen Thema, unserem Training, zurückholen, doch King unterbrach mich. „Einer der zehn Gebote also. Warum weißt du eigentlich so viel über die Ten Commandments?", in Kings Fragen schwang der Ton eines Vorwurfs mit. Meliodas schien das auch wahrzunehmen. „Worauf willst du hinaus, King?", forderte er. „Du weißt doch nur so viel über diese Dämonen, weil du einer von ihnen bist, stimmt's?", rief der Feenkönig jetzt. „Wer bist du wirklich, Meliodas?" Geschockt über Kings Behauptung, vergaß jetzt auch ich vollkommen das Training. „Was soll das heißen? Meliodas ist doch kein Dämon!", stieß ich entsetzt hervor. „Auf welcher Seite stehst du?", schrie die Fee und plötzlich krachte Holz auf Holz. King hatte Meliodas mit seinem Eschenstab angegriffen und der Anführer hielt mit seiner eigenen Waffe dagegen. „Das kommt darauf an. Wenn du jemals einen der Seven Deadly Sins oder einen meiner Freunde angreifst, werde ich nicht auf deiner Seite sein!", antwortete Meliodas. „Das habe ich nicht gemeint!", schrie King und attackierte den Anführer weiter mit der Holzwaffe, bis Meliodas diese einfing. „Was willst du jetzt machen?", grinste der blonde Junge. Doch King ließ sich nicht verunsichern. Gemütlich landete er auf dem Boden und visierte Meliodas mit seinem scharfen Blick. Oh nein! Was hat er vor? Der Feenkönig hob seine Arme und senkte den Blick kurz. Lautlos öffneten sich seine Lippen und ein Schrei erklang. Es war Meliodas' Stimme. Ruckartig drehte ich mich zu ihm um und erstarrte sofort. Eine große klaffende Wunde zog sich über seine Schulter und färbte seinen ganzen Arm rot. Was ist hier denn plötzlich los? Vor wenigen Stunden saßen wir alle noch zusammen im Wirtshaus und haben Witze über Meliodas' Kochkünste gemacht! Und jetzt kämpfen die zwei hier, als wären sie Feinde? Bevor King ihn nochmal angreifen konnte, stürzte ich mich vor Meliodas. „Was soll das hier?!", knurrte ich wütend. Doch die Fee schnaubte nur höhnisch. „Das solltest du deinen Anführer fragen", winkte King zu Meliodas und als ich mich zu dem blonden Jungen umdrehte, war dieser schon auf die Knie gesunken. „Was hast du ihm angetan?", hauchte ich schockiert und kniete mich zu dem Anführer auf den Boden. „Ich?", King wurde wieder lauter. „Du solltest dich lieber fragen, was er uns antun wird." Ich ignorierte die Aussage der Fee und half Meliodas auf. „Geht schon", er nickte knapp und ich ließ ihn los. „Lass Y/N da raus. Und jeden anderen sonst auch. Das hier ist zwischen dir und mir!", befahl der Anführer, wieder an King gerichtet. „Ach ja?", zischte der Feenkönig. „Warum erzählst du Y/N nicht, wer du wirklich bist? Dass du eigentlich ein kaltblütiger Dämon bist, genauso wie die anderen zehn Gebote!" Schon wieder. King glaubt wirklich daran, dass Meliodas ein Dämon ist. Stellte ich verwundert fest. Aber warum? Meliodas ist einer der Sins. Er gehört nicht zu den zehn Geboten! Ich drehte mich wieder zu dem Anführer. Er sah mich an und in seinen Augen lagen tiefe Schatten. Sein gequälter Ausdruck ließ mich zweifeln. „Meliodas?", begann ich vorsichtig. „Stimmt das was King da behauptet? Bist du... ein Dämon?" Ich schaffte es kaum, das Wort auszusprechen. Die Frage ging mir so leise über die Lippen, dass ich befürchtete, die beiden Sins hätten sie nicht gehört. Ich schämte mich sofort dafür, die Frage überhaupt gedacht zu haben. Doch Meliodas schloss traurig seine Augen. „Ich wusste es!", zischte King. Er erhob erneut seine Arme und ein winziger Tropfen sammelte sich auf einem der Eschenstäbe, die Meliodas hielt. Der Anführer öffnete seine Augen, als hätte er Kings Magie gespürt und betrachtete angespannt den kleinen Tropfen. Als dieser zu schweben begann und sich von dem Eschenstab löste, verengte der blonde Junge seine Augen zu Schlitzen. Ein berechnender Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Verwirrt blickte ich zu dem Feenkönig herüber und sah ihn fragend an. Die Fee zuckte mit den Fingern und plötzlich griff der Tropfen Meliodas an und verpasste ihm einen Kratzer an der Wange. Das kann doch nicht wahr sein! Meliodas hat doch noch nicht einmal geantwortet und King muss ihn gleich wieder angreifen?! Wütend erhob ich mich nun auch in die Luft und flog auf King zu. Dabei stockte ich jedoch kurz und sah mich nach Meliodas um. Geschickt wich der Anführer Kings Angriffen aus und schlug mit den Holzstöcken nach dem Tropfen. Diese zersplitterten jedoch nur und übrig blieben abgebrochene Stumpfen. Verwundert sah Meliodas auf seine zerstörten Waffen hinab. King ließ den Tropfen zu sich schweben und beobachtete den Anführer skeptisch. Vielleicht hatte King doch recht. Unser Anführer war unglaublich stark und wusste viel zu viel über Dämonen und Vampire. Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte das einfach nicht glauben. Meliodas ließ jetzt die Holzstücke fallen und blickte zu King und mir herauf. „Na gut, King. Du hast recht. Ich bin ein Dämon", Meliodas' Antwort war wie ein Schlag in den Magen. Ich sah in ungläubig an. Er sollte ein Dämon sein? Er war von Anfang an auf meiner Seite gewesen. Er wollte mir helfen, die Dämonen zu besiegen. Er hatte mich trainiert. Und jetzt sollte er eine dieser fürchterlichen Kreaturen sein, die mein Dorf überfallen und Ilias Seele gestohlen hatten? „Doch ich gehöre nicht mehr zum DämonenClan", sprach der Anführer weiter. „Ich gehöre nicht mehr zu den zehn Geboten. Ich gehöre jetzt zu den Sins und ich werde auf ihrer Seite gegen die Dämonen kämpfen!" Er war bei den zehn Geboten? Auch damit hatte King also recht. Meliodas krümmte sich jetzt leicht nach vorne und ein Zittern durchfuhr mich, als ich beobachtete, wie sich eine Hälfte seines Körpers schwarz färbte und Muster auf seiner Haut bildete. Auf einmal fiel es mir schwer, mich in der Luft zu halten. „W- Was...", die Worte blieben mir im Hals stecken als ich plötzlich Meliodas' Macht spürte. Es war nicht nur die finstere Magie, die die zehn Gebote ausstrahlten. Meliodas' Kraft fühlte sich fast genauso an, wie die von Zeldris.
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Das ging schnell :) Ist vielleicht etwas kurz, aber mehr war für das Kapitel nicht geplant. Bis bald!

Zeldris - Du bist mein Mensch! (Reader ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt