Kapitel 13 (Teil 1)

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Die Einladung zu dem Turnier hatte uns alle überrascht. Aber wir waren fest entschlossen, zu gewinnen. Auch wenn Meliodas es als Spaß bezeichnet hatte, war es mir zumindest sehr ernst. Ich wollte stärker werden und den Dämonen beweisen, dass ich es mit ihnen aufnehmen konnte. Vor allem mit Zeldris. Dazu war es nötig, weiter zu trainieren. Also stand ich wieder mit Meliodas auf einer Wiese und umklammerte mit meiner Hand ein Holzschwert. Wir hatten gerade erst begonnen und ich war bereit, dieses Mal wenigstens einen Treffer zu erzielen. Ich nahm meine Kampfhaltung ein und versuchte, in Bewegung zu bleiben. Meliodas tat es mir gleich und griff schnell an. Sein erster Schlag war gerade auf meine Seite ausgerichtet und ich blockte den Angriff mit meinem Schwert ab. Sofort attackierte ich seinen Arm, mit dem er die Übungswaffe hielt. Meliodas wich jedoch geschickt aus und wirbelte herum, um meine andere Seite anzugreifen. Diesmal ging ich einen Schritt nach hinten, um ihm auszuweichen. Er schlug ins Leere und ich nutzte die Gelegenheit, für einen erneuten Angriff. Mit der Spitze meines Holzschwertes zielte ich auf seine Brust, doch Meliodas reagierte schnell. Zu schnell. Er drehte sich weg und schlug mir gegen das Schienbein. Mit einem überraschten Schrei landete ich auf dem Boden. Lachend richtete Meliodas die Spitze seines Schwertes auf mich. „Haha, sehr witzig", ich rollte mit den Augen und richtete mich wieder auf. „Hättest du nicht deine magischen Kräfte genutzt, hätte ich dich getroffen!", meinte ich. „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher", Meliodas zwinkerte mir zu. Doch ich meinte das ernst. „Du warst plötzlich so schnell. Niemand ist ohne magische Kräfte so schnell! Das war unfair!", ich stemmte meine Arme an die Hüften. Dann musste ich lächeln: „Du kannst einfach nicht verlieren!" Erstaunt hob Meliodas eine Augenbraue. „Ich bin doch kein schlechter Verlierer!", rief er gespielt empört. Ich schüttelte lächelnd den Kopf: „Nein, du bist ein schlechter Gewinner." „Hey", grummelte der Anführer beleidigt und ich musste lachen. Plötzlich fiel mir wieder ein, was ich in der Trainingshöhle bei den Druiden gelernt hatte. Ich hatte dort neue magische Kräfte erworben. Wenn Meliodas also mit seinen Kräften bei unserem Training schummelte, dann wollte ich auch meine neue Magie ausprobieren. „Hey Meliodas, pass auf!", rief ich ihm zu und er sah mich überrascht an. Ich trat einige Schritte zurück und hob die Arme. Dann konzentrierte ich mich und auf einmal konnte ich Meliodas' Gewicht in meinen Armen spüren. Ich stellte mir vor, ich könnte den Anführer einfach so hochheben und tatsächlich schwebte Meliodas nach einigen Sekunden knapp über dem Boden. „Hey, was machst du denn?", beschwerte er sich. „Diese Kräfte solltest du noch nicht benutzen, lass mich runter!" Doch ich lachte nur: „Geschieht dir recht, du hast doch auch geschummelt!" Als ich jedoch die spitzen Zähne an meiner Unterlippe spürte, erinnerte ich mich an das, was Jenna mir erzählt hatte. Vielleicht werde ich bald ganz ein Vampir sein. Vielleicht wird der fremde Geist meinen Körper übernehmen. Ein Zittern durchfuhr mich. Panisch riss ich meine Arme nach unten und ließ Meliodas fallen. Der Anführer landete auf seinen Füßen. „Was ist denn plötzlich los?", wollte er wissen. Meliodas, ich hatte immer das Gefühl, dass er mir etwas verheimlicht. „Wusstest du, dass ich nicht Halbvampir bin, sondern mich langsam zu einem ganzen Vampir verwandle?", fragte ich leise. Meliodas' Augen verdunkelten sich. „Wer hat dir das erzählt?", er klang auf einmal ganz ernst. „Jenna", sagte ich knapp. Er nickte. „Verstehe", meinte Meliodas. „Ich hatte so etwas schon vermutet." Doch ich verstand gar nichts. „Und du bist nicht auf die Idee gekommen, mir das mitzuteilen?", fuhr ich ihn an. „Du dachtest, dass du das vor mir verheimlichen kannst? Dass ich mich irgendwann vielleicht vollständig zu einem Vampir verwandle und mir das nichts ausmacht, wenn ich dann nicht verstehe, was mit mir passiert? Ach stimmt, warte. Wenn ich vollständig ein Vampir bin, kann mir das ja gar nichts mehr ausmachen. Dann bin ich ja gar nicht mehr da!" Meliodas kniff die Augen zusammen: „Wie meinst du das, du bist nicht mehr da?" Ich lachte trocken. „Ernsthaft? Darüber hast du dir keine Gedanken gemacht? Dass der Vampir, der meinen Körper benutzt, von mir vollständig Besitz ergreifen könnte?!", rief ich wütend. Der Anführer sah mich nur erschrocken an. „Merlin hat das nie erwähnt", wisperte er ungläubig. „Merlin? Hat sie mich etwa auch angelogen?", schnaubte ich. „Das habe ich mir schon gedacht!" Ich wandte mich von Meliodas ab. Ich wollte ihn erst einmal nicht mehr sehen. Hier ging es um mich und ich hatte das Gefühl, jeder wusste mehr über mich, als ich selbst. Und ich hasste dieses Gefühl. So als würde ich nur ausgenutzt werden. Als müsste ich für die Wahrheit erst einmal hart kämpfen. „Warte, Y/N!", rief Meliodas, als ich mich in Bewegung setzte und mich von ihm entfernte. „Wenn das so ist, dann hat Merlin mich auch angelogen!" Ich schnaubte ungläubig: „Ach ja, und wie soll ich dir das glauben? Schließlich hast du mir auch nie erzählt, dass du ein Dämon bist!" Damit erhob ich mich in die Luft und flog in Richtung Wald. Einfach irgendwo hin, Hauptsache weg.

Zeldris - Du bist mein Mensch! (Reader ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt