Nach einer gefühlten Ewigkeit entschlossen sich Nellio und Fionn für heute mit dem Training aufzuhören und machten aus sich in zwei Tagen nochmal in der Turnhalle zu treffen.
Nellio hatte es sich tatsächlich schlimmer vorgestellt, als es wirklich war. Es machte, zugegebener Maßen, hier und da sogar Spaß mit Fionn Basketballnachhilfe zu haben.
Wer konnte ahnen, dass dieser Gedanke gleich wie ein schlechter Scherz klingen würde?
"Bist du schon aufgeregt, wegen dem Spiel nächste Woche?", wollte Fionn so beiläufig wie möglich wissen.
Nellio brummte nur als Antwort, griff nach der Musikbox und sie gingen beide wieder in Richtung Umkleiden.
"Also mich macht es fertig. Es ist ein entscheidendes Speil und ich bin der Team-Captain, also trage ich theoretisch so viel Verantwortung", erzählte Fionn.
Abrubt blieb Nellio stehen, als er merkte, was Fionn vorhatte. "Was wird das, Fio? Smalltalk?".
Fionn blieb auch stehen und sah ihn wie selbstverständlich an. "Ja, klar warum nicht?", zuckte er mit den Schultern.
Nellio konnte es nicht glauben. "Vier Jahre lang hast du es nicht Mal auf die Reihe bekommen mich in den Gängen zu grüßen und jetzt willst du Smalltalk mit mir führen?".
Fionn verdrehte die Augen. "Komm schon Nelli, das ist jetzt so lange her. Warum trägst du mir das immer noch nach?"
Nellio dachte, er war im falschen Film. Wie ein Schock hatte ihn Fionns Aussage getroffen. Hatte der doch tatsächlich gefragt, warum er ihm das immer noch nachtragen würde.
"Warum ich immer noch pissig auf dich bin, willst du wissen?", Nellio war ziemlich sauer und vielleicht reagierte er auch ein wenig über, aber es war ihm gerade scheiß egal.
Er ging auf Fionn zu, blieb vor ihm stehen und funkelte ihn böse an.
"Du bist gegangen, als es mir richtig dreckig ging", seine Stimme klang bedrohlich leise, doch dann ging er ein paar Schritte rückwärts und er wurde lauter. "Du warst mein bester Freund und du wusstest ganz genau, wie es mir damals ging, aber trotzdem bist du gegangen. Obwohl mein Vater abgehauen ist, meine Mutter ein Alkoholsuchti wurde, ich mir mein Schienbein gebrochen habe und plötzlich hatte ich nicht Mal mehr Freunde, weil alle zu dir gehalten haben".
Fionn war wie erstarrt, einzig und alleine seine Hand an seinem Oberarm bewegte sich manchmal.
Nellio war aber noch lange nicht fertig. Endlich hatte er die Gelegenheit das alles Fionn ins Gesicht zu sagen und es tat verdammt gut.
"Oh kuckt ihn euch an. Fionn Brown, der Frauenheld, Basketballnaturtalent und beliebtester Junge der Schule. Jeder will mit ihm befreundet sein, aber keiner weiß, dass er seinen besten Freund hängen gelassen hat, als dieser an seinem gottverdammten Tiefpunkt war", seine Worte hallten in der Turnhalle nach und sein Gesichtsausdruck war von Wut und Trauer geprägt.
Er kam wieder ein paar Schritte auf Fionn zu und sagte dieses Mal wieder leise: "Ich hätte dich gebraucht, Fio. Du hättest für mich da sein sollen, aber du hast mich plötzlich ignoriert und ich weiß bis heute noch nicht warum".
Nellios Blick trug vor allem Enttäuschung, als er seinen ehemaligen besten Freund anstarrte, die Reue in seinen blauen Augen sah und sich dann einfach, ohne ein weiteres Wort, umdrehte und ging.
🚬...🏀
Keinen einzigen Blick würdigte Nellio seinem ehemaligen besten Freund am nächsten Tag in der Schule. Er war sauer und das sollte Fionn merken.
Am darauffolgenden Tag wollte Nellio gar nicht ins Training kommen. Konnte es ihm nicht einfach gewährt sein, auf Fionn pissig zu sein?
Mit einer noch viel längeren Verspätung, als letztes Mal marschierte er in die Turnhalle. Fionn saß auf dem Boden, mitten in der Turnhalle und hatte seinen Kopf auf den Basketball abgestützt, der vor seinen Beinen lag, die zu einem Schneidersitzt zusammengeflochten waren.
Als er Nellio hörte, sah er auf. Er sah überrascht aus, hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass er überhaupt kam.
"Hey", begrüßte Fionn ihn leise und flach.
Nellio brummte bloß mürrisch und ging in Richtung Umkleiden.
Fionn stand schnell auf, joggte zu Nellio und hielt ihm an Arm auf.
Schuldbewusst und ein wenig verzweifelt sah er Nellio an und sagte schnell: "Es tut mir leid".
Nellios Gesichtsausdruck blieb neutral, er wollte nicht zugeben, dass er in Erwägung zog, sich anzuhören was Fionn zu sagen hatte.
"Alles", hing dieser an. "Dass ich dich alleine gelassen habe, obwohl ich wusste, dass du eine schwierige Zeit durchmachst, dass ich dich ignoriert habe und dass ich nicht für dich da war".
Fionn hielt kurz inne, bevor er sagte: "Ich weiß selbst nicht so genau, warum ich mich von dir abgewendet habe. Ich war ein pubertierendes Arschloch. Ich war dreizehn und dachte, ich muss jetzt plötzlich der coolste sein. Ich war egoistisch, kindisch und habe mich aufgeführt wie ein Miststück. Du hast allen Grund sauer auf mich zu sein, aber ich will, dass du wenigstens weißt, dass ich es bereue".
Nellio ließ ihn ausreden, sah ihn ohne jegliche Emotionen an und Fionn erwiderte den Blick angespannt.
Nellio zwängte sich aus Fionns Hand, die noch immer seinen Arm umschlang.
"Ich akzeptiere deine Entschuldigung, aber ich verzeihe dir nicht", sagte er gefährlich ruhig.
Fionn atmete die angehaltene Luft in einem Stoß aus und sah ein wenig enttäuscht aus, aber dennoch schuldbewusst.
Nellio drehte sich um und ging nun endlich zu den Umkleiden.
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Come as you are (boyxboy)
RomanceNellio und Fionn waren schon immer beste Freunde. Unzertrennlich wie Pech und Schwefel, doch vor vier Jahren hatte Fionn, von einem Tag auf den anderen, Nellio ignoriert und ihn nicht mehr beachtet. Aber jetzt müssen sie sich wieder miteinander aus...