Chapter 7: Bad posture

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"Ich bleibe einfach im Mittelfeld und nehme die Bälle an, ein Korbwurf kann auch jemand anderes machen", jammerte Nellio.

Fionn zog eine Augenbraue hoch und sah ihn schräg an. "Wo sind die Zeiten hin, in denen du darauf gebrannt hast, einen Korb zu werfen? Du warst sogar fast besser darin als ich".

Jetzt zog auch Nellio eine Augenbraue hoch. "Fast? Ich war besser als du".

Fionn lachte. "Gerüchte".

"Fakten", wandte Nellio ein.

Fionn lächelte. Seine blauen Augen strahlten, wenn er lächelte, und seine Nase rümpfte sich ganz leicht. Er sah süß aus, wenn er sein hübsches Gesicht so verzog. Es war im allgemeinen gemein, dass er so unverschämt gut aussah.

Der Blonde ging auf Nellio zu, der auf dem Boden saß und setzte sich neben ihn.

"Woran liegt es? Warum kannst du keine Körbe mehr werfen?", hinterfragte Fionn.

Nellio überlegte kurz, wie viel er Fionn anvertrauen wollte und fing dann bedacht an zu reden: "Immer wenn ich vor dem Korb stehe und werfen will, sehe ich wieder, wie mich der Typ mit den blauen Haaren von der Seite fault, wie ich auf den Boden falle. Der Schreck, der Schmerz, Blaulicht, die Operationen, der Aufenthalt im Krankenhaus". Natürlich war der größte Aspekt, dass er sich nicht nochmal so alleine und unwichtig fühlen wollte, aber das wollte er nicht zugeben. Zumindest nicht vor Fionn.

"Es ist nicht so, dass ich keine Körbe mehr werfen will, ich kann einfach nicht. Ich habe ehrlichgesagt keine Ahnung, wie ich den einen im Sportunterricht werfen konnte. Vielleicht war es der Reiz dich zu ärgern", hing Nellio an.

Fionn verdrehte die Augen, lächelte aber dabei, bevor er überlegte.

"Also für mich klingt das so, als hättest du so eine Art Trauma", stellte der Blonde fest.

Nelio zuckte mit den Schultern und wartete darauf, dass Fionn weiterredete.

"Wir können versuchen es zu überwinden", schlug dieser vor.

Nellio biss sich auf die innere Wange. Wollte er das?
Er erinnerte sich an den Nervenkitzel, wenn man den Ball in Richtung Korb wirft und hofft, dass man trifft. Wenn der Ball durch den Ring fällt und auf dem Boden nochmal ein paar Mal aufspringt. Es war ein tolles Gefühl.

Nellio stand auf, nahm den Ball in beide Hände und nickte Fionn zu. "Okay, lass es uns probieren".

Fionn lächelte beruhigend und stellte sich vor den Korb, wartete bist Nellio sich neben ihn stellte. Er drehte sich zu Nellio, sah ihm sicher und ruhig an und sagte total selbstverständlich: "Wir sind hier in einer geschlossenen, sicheren Halle und keiner ist da, außer ich und du. Es gibt nichts wovon man sich fürchten müsste, du schaffst das und du wirst diesen Ball jetzt in dem Korb versenken".

Zugegebenermaßen gab Nellio diese Worte einen enormen Schwung an Selbstvertrauen und -bewusstsein. Nellio nickte ihm zu, sah den Korb an der Wand und dann den Ball in seinen Händen an. Er würde das schaffen.

Fionn ging ein paar Schritte auf die Seite und sah, ihn wie die Ruhe selbst, zu.

Nellio stellte sich vor den Korb, den Ball in der rechten Hand, die linke seitlich drangestützt. Er müsste nicht weit werfen. Zwei, drei Meter höchstens. Er musste nicht Mal springen, aber trotzdem zögerte er.

In seinem inneren Auge zogen immer wieder die Bilder seines Unfalls vorbei. Ball fliegt, er wird angerempelt, er fällt, Knochen bricht, Schmerz, Panik, Einsamkeit.

Nellio ließ den Ball wieder sinken. Von der Entschlossenheit, die er gerade eben noch verspürte, war nichts mehr übriggeblieben. Er konnte nicht.

Ratlos und ein wenig verzweifelt sah er zu Fionn. "Ich schaffe es nicht", gab er leise zu.

Come as you are (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt