Come as you are (boyxboy)

Chapter 12: My mouth to yours

Fionn versuchte das Glühstäbchen wie Nellio zu halten, inspizierte es erst skeptisch, bevor er den Dübel zwischen seine Lippen setzte und einen vorsichtigen Zug nahm.

Den Rauch hustete er sofort wieder aus, ohne ihn überhaupt richtig in die Lunge gezogen zu haben.

Nellio schmunzelte, lachte ihn aber nicht aus. So ähnlich sah auch sein erster Zug von einem Joint aus. Okay, vielleicht nicht ganz so dramatisch.

"Probiere es nochmal. Der zweite Zug ist besser", wies ihn Nellio an.

Fionn sah kurz zu ihm rüber, dann wieder zu dem Stäbchen zwischen seinen Fingern und setzte das Röllchen erneut an seine Lippen an und zog dieses Mal weniger Rauch ein. Er musste nur einmal husten.

"Und den nächsten Zug nimmst du auf Lunge. Das Zeug ist zu gut zum paffen", bestimmte Nellio und kassierte dafür einen fragenden Blick von Fionn.
Klar, er hatte bisher noch nie geraucht. Woher sollte er den Unterschied wissen?

"Also", begann Nellio zu erklären "Du ziehst den Rauch ein und holst nochmal Luft, ohne davor ausgeatmet zu haben, damit der Rauch in die Lunge geht".

Fionn sah aus, wie ein kleines Kind, das gerade die Wahrheit, bezüglich der Sache mit den Babys und dem Storch, erklärt bekommen hat.

"Ich zeige es dir", meinte Nellio, nahm Fionn den Joint aus der Hand und machte es ihm mit einem großen Zug vor, bevor er den Dübel wieder in Fionns Hand drückte.

"Denk einfach nicht so viel darüber nach, dann gehts besser", riet Nellio.

Fionn nahm den Joint wieder zwischen seine Finger, zögerte leicht und zog dann daran, atmete den Rauch nochmal in die Lunge und blies ihn halb hustend aus.

"Super", lobte Nellio. "Herzlichen Glückwunsch. Du hast das erste Mal so richtig an einem Joint gezogen", gratulierte er und nahm Fionn den Dübel wieder ab, anstatt ihm die Hand zu geben.

Nellio nahm selbst einen großen, genüsslichen Zug seines Joints und legte sich wieder zurück auf die Matten.

"Ich glaube, das war gerade das illegalste, was ich je in meinem Leben gemacht habe", stellte Fionn fest und legte sich wieder neben Nellio zurück.

"Willst du nochmal?", fragte er, zuvorkommend wie er war, und hielt Fionn das Glimmerstäbchen vor die Nase.

Fionn nahm ihm den Joint ab und wagte sich dieses Mal an einen größeren Zug.

"Ich wollte schon immer Mal mit dir kiffen", sagte Nellio grinsend und nahm den Joint wieder an, den Fionn zu ihm rüberreichte.

Sie rauchten diesen Joint und einen weiteren zusammen weg. Bei Fionn zeigte es ziemlich viel Wirkung, da er es nicht gewohnt war. Nellio war noch am nüchternsten von beiden, doch auch ziemlich high.
High sein war quasi ein Synonym für tiefgründige Gespräche führen. Das ging an den zwei Jungs auch nicht so einfach vorbei.

"Weißt du, mein halbes Leben ist eine Lüge", sagte Fionn, noch merklich high. "Ich bin zuhause oder bei dir ganz anders, wie vor allen anderen Menschen. Vor anderen Leuten bin ich der perfekte Teenager. Ich bin alles, was sie von mir verlangen. Ich bin sogar Teamkapitän geworden, weil es alle von mir erwartet haben.
Ich glaube, du bist der einzige aus der ganzen Schule, der weiß, dass ich Jude bin. Das ist doch verrückt, oder?"

Fionn machte eine kurze Pause in seiner Erzählung, bevor er weiterredete: "Und warum das alles? Weil ich irgendwie beliebt oder so geworden bin, dabei wollte ich das gar nicht. Ich habe einfach nur Freunde gebraucht, nachdem ich dich nichtmehr hatte und bin da so reingerutscht. Ich hasse es immer das vorspielen zu müssen, was die anderen von mir wollen, das ich bin.
Nur du", er pikste Nellio mit seinem Finger in die Schulter. "du kennst mich wirklich. Aber ich war so blöd und habe dich aus meinem Leben gestrichen. Das war mit Sicherheit einer der größten Fehler, die ich je gemacht habe", stellte Fionn fest.