So gegen fünf packten wir unsere Sachen zusammen und fuhren los. Der Tag war erholsam und auf jeden Fall von Nöten gewesen, denn wir waren beide nun doch deutlich entspannter als zuvor.
Den restlichen Nachmittag hatten wir vor uns hingedöst und uns ab und zu mal unterhalten, bis wir irgendwann genug hatten und entschlossen, dass es Zeit wurde aufzubrechen. Jetzt waren wir wieder auf dem Highway, wobei Erik die erste Schicht übernahm.
Um uns nicht zu übernehmen, wollten wir im vier Stunden Takt fahren. In der Zeit, wo der eine fuhr, schlief der andere und dann wurde getauscht.
Unser Auto wurde mit Cola und Energiedrinks ausgestattet und wir hatten uns Cracker und Sandwiches für zwischendurch bereitgelegt. Damit stand unserer Fahrt wohl nichts mehr im Wege.
Kurz hielten wir nochmal an einer Tankstelle, um den Reifendruck zu überprüfen und das Auto vollzutanken, dann ging es los in Richtung Oklahoma.
Wenn alles gut lief, wollten wir bis Albuquerque New Mexico kommen. Das dauerte gut dreizehn Stunden, jedoch mit ein paar Toilettenpausen und tanken, bestimmt mindestens fünfzehn Stunden, was hieß, dass wir so frühestens gegen acht oder neun Uhr morgens dort ankommen würden.
Dann würden wir uns ein Hotel nehmen, bis zum Nachmittag schlafen und danach ein wenig die Stadt erkunden. So zumindest der Plan. Man konnte nur hoffen, dass auch wirklich alles gut laufen wird.
*
Der erste Wechsel fand gegen 23 Uhr statt. Erik wollte gerade auf Toilette gehen, wodurch ich aufwachte. Und mich erstmal kurz orientieren musste, wo wir waren. Dann setzte ich mich schon mal hinter den Fahrersitz und wartet auf ihn.
„Hey", meinte ich, als er wieder zurück zum Wagen kam. „Wo genau sind wir eigentlich?", erkundigend schaute ich zu ihm, woraufhin er mit den Achseln zuckte.
„Wir sollten irgendwo in Oklahoma sein. Solltest du jetzt übernehmen wollen, kannst du jetzt erstmal nicht viel falsch machen, wenn du die Strecke einfach weiter geradeaus fährst. Sag mir dann aber auf jeden Fall Bescheid, wenn wir in Texas sind, da können wir auch gerne wieder tauschen", informierte er mich und setzte sich dann etwas bequemer hin.
Daraus schloss ich jetzt erstmal, dass er eine Runde schlafen wollte, was ich auch gut verstand. Ich machte also das Radio auf leiser Stufe an und fuhr dann los, wobei ich ein wenig durch die Sender skippte, bis mir ein Indie/Rock Sender gut gefiel und ich es dabei beließ.
Es war ruhig draußen, kaum ein Auto auf den Straßen, was hier im eher ländlichen Bereich nicht überraschend kam. Die Landschaft wandelte sich immer weiter um mich herum, da zum einen Bäume waren, zum anderen sich lange Felder um mich herum erstreckten und die Straßen säumten.
Es hatte irgendwie etwas beruhigendes an sich, jedoch war die Stille um einen herum auch ein wenig unheimlich. Doch all das war nicht so schlimm, denn egal wo ich war, solange Erik bei mir war, fühlte ich mich eigentlich ziemlich sicher.
Das klang zwar vielleicht voll kitschig, aber irgendwie war er schon immer ein wenig mein Beschützer gewesen, der mich immer in Schutz genommen hatte und egal wo ich war, ich fühlte mich nie alleine, wenn er da war.
Klar war man nicht alleine, wenn jemand da war, aber jeder kannte es doch, wenn man sich alleine fühlte, auch wenn man zum Beispiel auf einer Feier ist. Solange man mit diesen Menschen keine echte Verbindung hatte, konnte man sich verlassen fühlen und das war bei ihm noch nie der Fall gewesen.
Eher das Gegenteil, er ließ mich immer etwas glücklicher werden, wenn er da war und heiterte jeden noch so schlimm erscheinenden Tag wieder auf.
Gott, ich war sowas von in ihn verknallt. Wie war es mir nur vorher nicht aufgefallen, dass meine Abscheu gegen all die Mädchen, mit denen er was hatte Eifersucht war. Ich hatte immer gedacht es wäre ein Beschützerinstinkt, oder ich konnte es einfach nicht nachvollziehen.
Aber nein, eigentlich hatte ich schon viel länger, als ich es mir eingestehen wollte, etwas für meinen besten Freund übrig, welcher leider aber straight war und ganz bestimmt nichts von jemanden wie mir wissen wollte, da die Mädchen, mit denen er was hat, deutlich über meinen nicht besonders guten Beliebtheitsgrad standen.
Aber was solls, ich konnte nur hoffen, dass er mich irgendwann aus Versehen so stark friendzoned, dass ich meine Gefühle für ihn irgendwie abschütteln kann, denn so konnte es nicht weiter gehen.
Das heimliche Mustern und, die verstohlenen Blick, die ich ihm zu warf, würden wohl auf Dauer nicht unbemerkt bleiben. Das zu erklären wollte ich aber garantiert nicht.
*
Als ich die Grenze zu Texas passierte, war es mittlerweile Nacht und die Tankstelle, welche ich als erste fand, war, bis auf das kleine erleuchtete Häuschen zum Bezahlen, komplett verlassen.
Während der gesamten Fahrt, hatte ich probiert nicht zu Erik hinüberzuschauen, um nicht weiter über meinen Crush nachzudenken. Das hatte zwar kaum geholfen, einen Versuch war es jedoch wert gewesen.
Nun drehte ich mich aber zu ihm, um ihn zu wecken, da er jetzt die nächste Schicht übernehmen sollte. Er schlief eingekuschelt in seinen Hoody mit dem Kopf auf einem Kissen an die Fensterscheibe gelehnt war und einfach unglaublich süß aussah.
Am liebsten würde ich mich einfach an ihn kuscheln und selber schlafen gehen, doch dann würden wir nicht vorankommen und er würde sich fragen, wieso ich ihn nicht geweckt hatte.
Seufzend lehnte ich mich zu meinem besten Freund hinüber und rüttelt an seiner Schulter. „Hey, Erik, aufwachen", sagte ich, was mir ein Murren von ihm einfing. Dann wandte er sich zu mir und sah mich verschlafen an.
„Sind wir schon in Texas?", fragte er noch ein wenig desorientiert. Ich nickte zustimmend. „Okay, dann lass mal wechseln", meinte er, streckte sich kurz und stieg dann aus dem Wagen aus, was ich ihm gleichtat.
Wir gingen aneinander vorbei und stiegen auf der jeweils anderen Seite wieder ein, wobei ich nun an der Reihe es mir gemütlich zu machen.
Ich nahm mir also das Kissen, auf dem auch Erik gerade gelegen hatte, lehnte mich an die Scheibe und schloss meine Augen. Dabei sog ich den Duft von ihm ein, welcher noch an dem Kissen haftete, was mich innerlich total beruhigte und ich in nur wenigen Minuten eingeschlafen war.
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Heyy,
willkommen zurück zu einem neuen Kapitel, ich hoffe es geht euch gut :)
Dieses Mal ist es mehr so ein Überbrückungskapitel und ein wenig Fluff haha, ich hoffe es war nicht zu langweilig, aber hey, die Reise gehört ja auch ein wenig mit zur Geschichte, oder?
Wie dem auch sei, ich wünsche euch einen schönen Start in die nächste Woche
Bis nächsten Sonntag,
eure Lesekatze <3
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Wo die Straßen uns hinführen
Teen FictionZwei Freunde nach dem Abitur zusammen unterwegs, um die Weiten Amerikas mit einem Auto zu erkunden, doch was beide nicht wissen, sie werden noch viel mehr tun als nur neue Freundschaften knüpfen und die Städte, sowie die Natur entdecken. ---- Als Ol...