Kapitel 22

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Die letzte Nacht hatte ich erstaunlich gut geschlafen, denn nachdem die Aufregung von mir abgefallen ist, hat mich Eriks Duft in meiner Nase sicher in den Schlaf geschickt.

Doch nun am nächsten Tag aufzuwachen, wir beide immer noch dicht zusammengekuschelt, wenn nicht sogar noch enger als zuvor, hinterließ bei mir einfach nur noch mehr Fragen als zuvor.

Das ist doch nicht mehr normal für Freunde, oder? Ich meine ich mochte es, so wie es gerade ist und gegen ein wenig mehr hätte ich auch nichts einzuwenden, aber da ich absolut nicht wusste wie Erik zu uns steht, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte.

Wieso war ich auch jedes Mal vor ihm wach? So musste ich mich entscheiden, ob ich aufstehen sollte oder nicht. Doch die Entscheidung wurde mir schnell abgenommen, denn gerade, als ich mich dazu entschlossen hatte aufzustehen und ich mich ein wenig bewegte, umklammerte sich Erik im Schlaf um mich und hielt mich somit fest.

Keine Chance für mich da rauszukommen und wenn ich ganz ehrlich sein sollte, dann wollte ich auch nicht dagegen ankämpfen, denn wer war ich schon, der sich eine sehr gute Ausrede entgehen lassen würde, seinem Crush nah zu sein. Das wäre schon selten dämlich.

Und gegen die Wärme, die er ausstrahlte, hatte ich auch nichts einzuwenden, denn ich wusste, wenn ich den Schlafsack verlasse, wird es kalt sein. Das ließ sich leicht feststellen anhand des Regens, der auf das Zeltdach tropfte und mich vermutlich sogar aufgeweckt hatte.

Doch es hatte auch etwas Entspannendes und so schloss ich wieder meine Augen, um noch ein wenig vor mir hinzudösen, als ich merkte, wie Erik anfing zu gähnen und dann langsam sich bewegte, um zu mir zu gucken.

„Guten Morgen", meinte er verschlafen und sah noch nicht wirklich ganz bei der Sache aus. „Morgen", meinte ich und lächelte ihn an, woraufhin er zurücklächelte und dann sich wieder näher an mich kuschelte und seinen Griff verstärkte, obwohl es dafür definitiv keine freundschaftliche Erklärung mehr gab.

Doch ich sagte nichts, stattdessen biss ich mir in die Wange, um zu verhindern wie ein Verrückter zu grinsen und ihn damit zu verjagen, was nicht ganz so leicht war, da die Schmetterlinge in meinem Bauch vor Freude tanzten und mein Herz dreimal so schnell schlug, was garantiert nicht gesund sein konnte und bestimmt nicht unbemerkt blieb.

Es kam aber kein Kommentar von Erik, stattdessen nur ein leises Seufzen, was mir eine leichte Gänsehaut verschaffte. Wie schafften wir es bloß immer wieder in Situationen wie diese zu kommen und nicht ein Mal darüber zu reden?

Sah er sie genauso wie ich, oder bildete ich mir das nur ein? Ich wusste einfach nicht mehr, wie ich drauf reagieren sollte, denn zum einen genoss ich sie viel zu sehr, aber zum anderen waren sie definitiv nicht mehr nur freundschaftlich und auch unsere zwei Küsse sprachen nicht für eine rein platonische Beziehung.

Aber was ist, wenn ich es nur überinterpretierte und wenn ich Erik je darauf ansprechen sollte, mich total blamierte und nachher unserer Freundschaft schadete? Es war einfach wie verhext und ich war nur noch ratlos.

Ich ließ meinen Blick ein wenig schweifen, über meinen besten Freund hinweg durchs Zelt, zu meiner Isomatte, die unbenutzt in der Ecke lag, zusammen mit meinem Schlafsack. Ein seltsamer Anblick, denn ich konnte mir bis heute nicht wirklich erklären, wie wir in so eine Situation überhaupt gelangen konnten.

Gerade entschloss ich mich dazu, einfach zu entspannen und alles, was in den nächsten Minuten kommen mag, auf mich zukommen zu lassen. Als mich Erik nur noch mehr überfordert, indem er mit seinem Daumen sanft kreisend über meine Seite strich.

Wie elektrisiert kribbelte die Stelle und ich wandte meinen Blick wieder zu ihm, nur um zu sehen, dass er mich bereits ansah. Was war bloß heute los? Wieso gehen wir weiter, als wir es bis jetzt je gegangen sind, ohne dass es irgendjemand befürwortete oder uns anfeuerte.

Es konnte nur einen Sinn ergeben, wenn ich daran glaubte, dass Erik genauso für mich empfand wie ich für ihn. Aber wie schaffte er es so mutig zu sein und diesen Schritt zu wagen, wo er doch vorher kaum Zeichen gegeben hatte?

Nicht, dass ich es nicht wollte, nur verwirrte es mich schon sehr und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Doch während wir Blickkontakt hielten und sein Daumen weiter Kreise zeichnete, wanderte meine Hand wie von selbst zu seinem Gesicht und umfasste es vorsichtig.

Seine Augen weiteten sich ein wenig, doch als ich nun mit meinen Daumen seine Wange nachfuhr, lehnte er sich ein wenig in meine Berührung und schloss für einen kurzen Moment die Augen.

Niemand hatte bis jetzt ein Wort gesagt, nicht mal einen Mucks von sich gegeben, die Unsicherheit über das Geschehen stand uns beide ins Gesicht geschrieben. Aber auch die Angst davor, den Bann zu brechen, wenn einer von uns die Stille brechen würde.

Ich wusste nicht, wer es war, ob ich oder er, doch irgendwie kamen wir uns beide sehr nah und bevor mir bewusst war, was überhaupt geschah, streiften seine Lippen über meine und hinterließen ein leichtes Kribbeln.

Meine Hand war mittlerweile von seinem Gesicht in seine Haare gewandert und so überwand ich die letzten Millimeter zwischen uns, indem ich ihn zu mir zog und unsere Lippen in einem Kuss verband.

Und fuck fühlte sich das gut an. Endlich war der Kuss zwischen uns nicht von anderen angetrieben worden, sondern wurde von uns initiiert. Womit ich mir nun fast sicher war, dass Erik mich genauso wollte, wie ich ihn.

Meine Gedanken schienen seit langem endlich zu stoppen und das einzige, was nun wichtig war, war genau dieser Moment. Der Moment, auf den ich schon länger gewartet hatte, als ich es mir lange eingestehen wollte.

Ein leiser Seufzer entfuhr mir und meine freie Hand fand seinen Rücken, während er nun mit beiden mein Gesicht umfasste. Wie hatte ich je glauben können, dass wir nur Freunde sein können? Klar wollte ich ihn nicht verlieren, aber wenn ich dieses Gefühl noch einmal wieder haben könnte, dann war es das sowas von wert.

Erik war definitiv so viel mehr als nur ein Crush, auch wenn ich mir das vorher gut eingeredet hatte. Aber wenn ich so drüber nachdachte, dann war es vielleicht gut es erst jetzt zu merken, mit der Sicherheit, dass ich auf jeden Fall eine Chance bei ihm hatte.

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Hey, 

willkommen zurück zu einem weiteren Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen :)

Hattet ihr diese Woche Schnee? Anscheinend hat es wohl in fast ganz Deutschland geschneit, außer hier, wo ich wohne XD :( So viel Pech muss man auch erstmal haben... Obwohl ein Vorteil wohl ist, dass ich mein Fahrrad noch nutzen kann XD.

Aber gegen weiße Weihnachten hätte ich nichts einzuwenden... Ist bei mir schon sehr lange nicht mehr vorgekommen...

Bis nächste Woche,

eure Lesekatze <3 

Wo die Straßen uns hinführenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt