Wieder einmal war ich aufgeregt, als ich vor dem Spiegel in unserer Wohnung stand und meine Krawatte immer wieder zurecht zupfte, nie ganz zufrieden damit, wie sie aussah. Meine Schwester hatte schon vor ein paar Minuten den Raum verlassen, da sie es nicht mehr aushielt, wie unruhig ich war.
Aber was sollte ich machen? Es war jetzt gut ein Jahr seit meinem Antrag vergangen und heute war der große Tag endlich gekommen. Ich war darüber zwar sehr glücklich, aber ich war auch sehr aufgeregt, da mein perfektionistisches Ich mal wieder wollte, dass alles perfekt lief.
Das fing schon beim Planen der ganzen Sache an, wobei Erik zum Glück nie die Nerven mit mir verloren hat, egal wie nervig ich bestimmt an manchen Stellen gewesen bin. Jetzt hatten wir es geschafft eine Feier auf die Beine zu stellen mit einer schönen Location an einem See, umgeben von einem Wald, da es uns ein wenig an die vielen Campingplätze erinnerte, die wir auf unserem Roadtrip besucht hatten. Es war quasi eine Hommage an den Ort, der uns zusammengebracht hat.
Der Ablauf und alle Einzelheiten der Feier waren auch von uns gründlich durchgeplant worden, nur eine Sache berückte mich noch ein wenig. Das Ehegelübde, denn ich wollte es natürlich frei aufsagen.
Ich kannte die Worte auch perfekt auswendig und könnte es selbst, wenn mich jemand aus dem Tiefschlaf weckt, noch aufsagen, aber trotzdem hatte ich Angst mich irgendwo zu versprechen. Was selbst wenn es passieren würde, wahrscheinlich auch nicht schlimm wäre, doch ich wollte halt einfach nicht, dass es passiert.
Deshalb ging ich es jetzt auch nochmal alles von vorne bis hinten mehrfach in meinem Kopf durch, bis jedes Wort eingraviert war in meinen Kopf. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr, nur um zu sehen, dass ich in wenigen Minuten losmusste, wenn ich rechtzeitig da sein wollte.
Ein letztes Mal überprüfte ich meine Haare, zupfte nochmal an meiner Krawatte und schnürte meine Schuhe noch einmal vernünftig, bevor ich durch die Tür hinaus ins Treppenhaus ging und sie abschloss. Dann ging ich zu unserem Auto, welches ich hatte, da Erik schon mit seiner Mutter vorrausgefahren ist, um sich vor Ort fertig zu machen, und fuhr los in Richtung der Location.
Es war keine besonders lange Fahrt, nur gut eine viertel Stunde, bis ich vor dem Haus stand, in dessen Garten wir feiern würden. Doch trotzdem konnte sie für mich nicht schnell genug vorbei gehen.
Ein Parkplatz direkt vor der Tür, war für mich freigehalten worden und als ich durch die Tür eintrat, empfing mich gleich meine Mutter, welche schon Tränen in den Augen hatte. „Mein Baby, ist nun erwachsen", meinte sie, was in meinen Augen absoluter Schwachsinn ist, denn ich war mittlerweile 25.
Ich glaube da bin ich schon eine Weile erwachsen. Doch natürlich wusste ich, was sie meinte und wieso sie so aufgelöst war, denn heute gab sie mich endgültig weg, an Erik und egal wie glücklich sie auch darüber war, war es für sie auch ein groß er Schritt.
Deshalb sagte ich auch nichts und umarmte sie lieber, wobei sie zum Glück aufpasste, dass mein Anzug nicht ruiniert wurde. Denn so lieb ich sie habe, sollte mein Outfit heute schon sitzen.
Irgendwann löste sie sich aber wieder von mir und zog mich mit in eine der vielen Zimmer, in dem ich mich noch ein letztes Mal fertig machen konnte. Ich warf einen kurzen Blick in den Spiegel und richtete noch einmal meine Haare, bevor ich einmal tief durch Atmete.
Dann wandte ich wieder meiner Mutter zu, die mich voller Stolz ansah und zeigte ihr mit einem Nicken, dass ich bereit war. Also zumindest so bereit, wie ich es sein konnte. Doch sie verstand es und lief mit mir in den Garten, wo sich die Hochzeitsgäste schon alle versammelt hatten und auf ihren Stühlen gebannt auf den Anfang der Zeremonie warteten.
Ich erwiderte das Lächeln mancher, deren Blicke ich mit meinem kreuzte und lief durch die Reihen hindurch zum provisorischen Altar. Als ich diesen erreichte begrüßte ich die Beamtin vom Standesamt, welche uns Trauen wird, bevor ich mich in Position begab.
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Wo die Straßen uns hinführen
Teen FictionZwei Freunde nach dem Abitur zusammen unterwegs, um die Weiten Amerikas mit einem Auto zu erkunden, doch was beide nicht wissen, sie werden noch viel mehr tun als nur neue Freundschaften knüpfen und die Städte, sowie die Natur entdecken. ---- Als Ol...