Was ich zu seien scheine entscheide ich allein

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Die Morgensonne, deren Strahlen sich durch den Spalt meines Vorhangs stahlen, kitzelten mein Gesicht und weckten mich somit. Von weitem konnte ich Magnus' und Alec's Stimmen hören. Verschlafen streckte ich meine Glieder und gähnte herzhaft. Schläfrig richtete ich mich auf und hängte meine Beine über die Bettkante. Vorsichtig legten sich meine Fußsohlen auf den eiskalten Boden. Schnell zog ich sie wieder zurück und blickte mich nach meinen Socken um.
Ich fand sie auf der Kommode neben der Tür. Seufzend streckte ich meine Hand aus und konzentrierte mich. Meine Hand umfing eine weiße Flamme und meine Socken bewegten sich ruckelnd auf mich zu. Als sie endlich auf mein Bettlaken plumpsten schnappte ich sie mir und zog sie über meine kalten Füße. Schließlich schnappte ich mir noch meine Strickjacke und zog sie über.
Als ich ins Wohnzimmer getappt kam saß Alec allein auf einem der Sofas. Verwirrt blickte ich ihn an.
>> Wo ist Magnus?<<, fragte ich ihn, schlürfte in die Küche und nahm mir erst ein Mal eine Tasse Kaffee. Alec sah mich unterdessen aufmerksam an.
>> Bei einem Kunden. Irgendetwas mit dem Hirn von einem Kunden stimmt nicht bei dem er letztens einen Gedächtniszauber angewandt hat.<<, erklärte er schnell.
Ich nickte und setzte mich neben ihn.
Schweigend nippten wir an unseren Bechern. Schließlich war meine Tasse leer.
>> Gibt es etwas neues aus dem Institut?<<, erkundigte ich mich nun, um die peinliche Stille zu durchbrechen. Alec seufzte und stellte seine leere Tasse auf den Sofatisch. Schließlich begann er mir alles zu erklären:>> Na ja, kennst du die Leute aus dem Institut?<<, ich nickte,>> Gut, ähm, also Clary und ihr Bruder Sebastian sind vorgestern aus Idiris zurückgekommen. Jace konnte bis dahin nicht richtig schlafen. Isabelle und Simon haben sich aus Chicago gemeldet. Sonst nichts.<<
Ich nickte und lehnte mich zurück.
Wo blieb Magnus?
Kurz schaute ich noch ein Mal zu Alec der mich eingehend musterte.
>> Ist etwas?<<, erkundigte ich mich bei ihm. Er legte seinen Kopf schief, kniff die Augen zusammen und sah mich angestrengt an. Dann legte er den Kopf zur anderen Seite. Schließlich öffnete er seine Augen wieder richtig.
>> Du erinnerst mich an jemanden. Sie sieht dir sogar mehr als ähnlich. Ihr könntet glatt Schwestern sein.<<, erklärte er grübelnd.
Ich blickte ihn verwirrt an.
>> Und wem soll ich ähneln?<<, erkundigte mich lächelnd bei ihm. Langsam mussten wir anfangen mit einander klar zu kommen, zu Mal Alec jede zweite Nacht hier verbrachte und wir uns wirklich jeden Tag irgendwie über den Weg liefen.
Alec erwiderte mein Lächeln nicht, antwortete mir allerdings freundlich:>> Victoria Herondale. Sie hat zu mindestens die gleichen Geschichtszüge.<<
Woher kannte Alec Tori? Sie war doch nicht etwa im Institut.
Plötzlich klingelte es. Erschreckt fuhr ich zusammen. Alec grinste mir zu und verkniff sich ein Lachen.
>> Ganz schön schreckhaft für eine Schattenjägerin.<<, erklärte er. Ich streckte ihm die Zunge heraus und ging zur Tür. Langsam öffnete ich die Tür und blickte auf einen Mann mittleren Alters. In einem grauen Anzug, mit grauen gegelten Haaren und stechend grünen Augen. In seinem Gesicht gab es viele Falten.
Verwirrt blickten wir uns an.
>> Ähm, kann ich Ihnen weiterhelfen?<<, erkundigte ich mich bei ihm. Er sah mich überrascht an und nickte. Langsam trat er an mir vorbei.
Alec stand sofort auf und blickte den Mann feindselig an. Wäre er nicht vor knapp einer Stunde erst aufgestanden würde er den Mann wahrscheinlich bereits mit einem Seraphschwert oder einem Dolch bedrohen.
>> Sind sie Magnus Bane?<<, erkundigte er sich bei Alec. Dieser Lachte knapp und trocken auf. Schön das man, sich nicht ein Mal mehr über den Hexenmeister erkundigte, den man besuchte.
>> Nein, er ist unterwegs.<<, erklärte ich schnell. Der Mann drehte sich zu mir um.
Sein Blick heftete sich geradezu auf mich.
>> Entschuldigen sie meine Unhöflichkeit, Mr. Harper. Ich bin wegen einem Auftrag für Magnus Bane hier.<<, erklärte er mir und reichte mir die Hand. Zögernd nahm sie.
>> Tara Ravenscar. Ich bin Magnus Patentochter.<<, erklärte ich lächelnd. Er nickte und sah noch ein Mal zu mir dann wand er sich Alec zu, der angefangen hatte das Wohnzimmer aufzuräumen.
>> Und wer ist der junge Mann?<<, erkundigte sich Mr. Harper. Ich antwortete kurz und schlicht:>> Alexander Lightwood. Er ist ein sehr guter Freund von Magnus.<<
Dabei betonte ich das sehr übertrieben stark.
Alec ließ sich nicht beirren und räumte alle Sachen beiseite. Dann verschwand er mit einigen Sachen im Badezimmer.
Unterdessen ging ich in die Küche zurück und nahm mir eine weitere Tasse Kaffee.
>> Also wohnen Sie allein in einer Wohnung mit zwei Männern?<<, erkundigte sich Mr. Harper langsam bei mir.
Ich nickte und nippte an meinem Kaffee.
Mr. Harper stand indessen desorientiert im Wohnzimmer herum.
>> Wollen sie sich nicht setzen?<<, erkundigte ich mich bei ihm. Er schüttelte den Kopf und stand weiterhin unschlüssig im Raum herum.
Nach knapp einer halben Stunde öffnete sich endlich die Wohnungstür und Magnus trat in seiner vollen Pracht ein. Heute war er ungewöhnlich normal gekleidet. Nur die Farbauswahl war wie immer sehr ungewöhnlich und gewagt. Er trug eine himmelblaue Hose, ein oranges T-Shirt, das mit Pailletten verziert war, und einen kanariengelben Schal. Dazu schwarze Lederstiefel und eine schwarze Lederjacke.
Müde blickte er uns entgegen.
>> Tara, auch wenn ich nicht gedacht hätte das du überhaupt jemanden hier kennst. Willst du mir seinen Freund nicht vorstellen?<<, erkundigte sie Magnus träge.
Ich blickte ihn entsetzt an und knallte meine Tasse auf den Sofatisch.
>> Weißt du Magnus, wenn du schon unterwegs bist, dann komm doch bitte schnell wieder, damit du deine Kunden nicht mehr verpasst.<<, erklärte ich sauer.
>> Oh, entschuldigen sie mich Mr. Harper unseren Termin hab ich total vergessen.<<, erklärte Magnus und wand sich endlich seinem Kunden zu.
Alec trat schon wenig später wieder ins Wohnzimmer und verabschiedete sich, weil er noch etwas zu tun hatte.
Wahrscheinlich ging er mit Jace und den anderen auf Dämonenjagd. Wie lange ich schon nicht mehr jagen war. Vielleicht vier Jahre.
Allerdings stellte sich mir nun die Frage. Was war ich eigentlich? Schattenjägerin oder Hexe?

Hidden in the ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt