Meiner Schwester nur das Beste!

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Ich trat am späten Nachmittag wieder in Magnus' Wohnzimmer. Niemand war dort. Langsam ging ich weiter in Magnus' Arbeitszimmer. Dort entdeckte ich endlich meinen Paten. Er saß an dem Schreibtisch und brütete über einem Stapel aufgeschlagener Bücher.
>> Was machst du?<<, erkundigte ich mich bei ihm. Verwirrt blickte er sich nach mir um. Er sah müde aus. Sein Haar hing matt und schlaff um seinen Kopf herum und unter seinen Augen prangten große Augenringe. Er hatte sich seinen Pyjama wieder angezogen und sich eine Tasse Tee gekocht. Es ging ihm anscheinend schlecht.
>> Den Auftrag von Mr. Harper bearbeiten.<<, erklärte er müde und nahm einen Schluck von dem Tee. Ich setzte mich auf einen Stuhl neben dem Schreibtisch und schenkte mir eine andere Tasse Tee ein und trank langsam. Lange beobachtete ich Magnus während er grübelnd etwas in den Büchern nachschlug.
>> Was will dieser Mr. Harper denn von dir? Einen Text übersetzten?<<, erkundigte ich ihn weiter. Er lächelte und sah zu mir.
>> Nein, ich soll einen Dämon für ihn herauf beschwören. Was ein Problem ist, weil ich das laut dem Abkommen nicht darf. Allerdings würde das die Miete von fünf Monaten finanzieren. Jetzt muss ich es irgendwie hinbekommen das ich eine Genehmigung vom Rat bekomme.<<, erklärte Magnus und sah zu mir.
Ich musste schmunzeln.
>> Sonst bist du doch auch nicht so versessen darauf das Gesetzt zu befolgen.<<, meinte ich grübelnd.
Magnus hatte gerne einige Dämonen herauf beschworen nach dem das Abkommen dies allerdings verbot. Das störte ihn herzlich wenig.
Das er nun so sehr auf das Abkommen achtete, lag wahrscheinlich an Alec. Alec hatte sich durch und durch dem Motto des Rates verschrieben:>> Dura lex, sed lex. Das Gesetzt ist hart, aber es ist das Gesetzt.<<
Ich blickte ihn lächelnd an.
>> Ich will mir keinen Ärger mit Alexander einhandeln. Er ist da sehr genau.<<, erklärte Magnus mir. Ich nickte und sah mit in die Bücher. Magnus brauchte das Geld. Im Moment war er knapp bei Kasse und die Monatsmiete war auch bald fällig. Jedoch weigerte er sich strickt dagegen Alec oder mich zu fragen ob wir uns an der Miete beteiligen. Es war nicht so das ich kein Geld hatte. Ich bekam jeden Monat eine bestimmte Summe an Geld von Tessa und James überwiesen.
>> Ich kann dir helfen. Wenn ich den Dämonen heraufbeschwöre dann verstoßen wir nicht gegen das Gesetz.<<, erklärte ich ihm. Er sah mich kurz an und schüttelte dann den Kopf.
>> Vergiss es.<<, erklärte er, stand auf, zog mich hoch und brachte mich in mein Zimmer zurück.

Das Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Wer, beim Erzengel, klingelte um drei Uhr nachts an der Haustür?
Murrend erhob ich mich und trottete aus meinem Zimmer, ins Wohnzimmer, wo ich Magnus antraf, der gerade die Tür seiner Wohnung öffnete.
>> MAGNUS!!!<<, rief eine mir sehr bekannte Stimme und warf sich Magnus um den Hals. Blondes Haar verdeckte das Gesicht großzügig. Magnus umschloss sie mit seinen Armen und strich ihr sanft über den Rücken. Sie trug die typische schwarze Schattenjägermontur.
Verwirrt stand ich in dem Wohnzimmer herum. Langsam ließ Magnus sie wieder los und wisperte ihr etwas zu.
Lächelnd wand Victoria mir ihr Gesicht zu.
Sofort warf ich mich in ihre Arme und umklammerte meine Schwester so fest es ging.
>> Ich hab dich so vermisst, Beth.<<, wisperte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Was zum Teufel machte sie hier? Sie müsste doch in Idris sein. Oder sonst irgendwo. Aber auf keinen Fall hier!!!
>> Ich dich auch, Tori.<<, erklärte ich ihr sanft. Ihre Arme lösten sich nicht von mir. Sie wollte mich nicht los lassen und ich sie auch nicht.
>> Was machst du im New Yorker Institut, Victoria?<<, fragte ich sie schließlich ernst als sie mich los ließ. Victoria lächelte sanft und strich mir über die Wange. Sie schloss mich wieder in ihre Arme und strich mir über den Rücken.
>> Ich hatte keinen Platzt wo ich wohnen konnte. Also bin ich ins New Yorker Institut, weil Jace dort ist.<<, erklärte sie mir sanft. Ich schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
>> Du weist das Dad. Gesagt hat das wir nicht mit Jace Herondale in Kontakt treten sollen. Warum, beim Erzengel, bist du nicht zu Mom gegangen?<<, fragte ich sie sauer. Sie blickte mich entschuldigend an und drehte sich hilfesuchend zu Magnus um.
Dieser hatte sich auf einem der Sofas niedergelassen und drei Tassen Tee bereit gestellt.
Wir setzten uns langsam in Bewegung und ließen uns neben ihm nieder.
>> Mom war damals für fünf Monate verreist und ich brauchte wirklich dringend eine Unterkunft.<<, erklärte sie mir vorsichtig.
>> Warum bist du ausgerechnet ins Institut? Was ist mit Onkel Lucien?<<, fragte ich anklagend. Victoria stöhnte, stützte ihren Kopf in die Hand und schüttelte ihn. Sie sah zu mir und blickte mich sauer an.
>> Ich wollte weder zu Onkel Lucien noch zu Magnus, nichts gegen dich. Allerdings warum hat Dad wohl gesagt wir sollen nichts mit Jace zu tun haben. Also bin ich ins Institut und hab ihn kennen gelernt und Jace, unser großer Bruder, ist wirklich sehr nett. Ich weiß gar nicht warum Dad nicht wollte das wir ihn kennen lernen.<<, erklärte sie mir murrend.
Ich blickte sie sauer an.
>> Ich denke du solltest mit ins Institut kommen und Jace kennen lernen.<<, wisperte sie nach knapp einer halben Stunde schweigen.
Ich schüttelte nur den Kopf.
Victoria seufzte, stand auf und ließ sich von mir zur Tür geleiten. Sie umschloss mich mit ihren Armen und wisperte:>> Für meine Schwester nur das beste.<<
Dann ließ sie mich los und verschwand.
Ich sah noch ein Mal zu Magnus und ging dann in mein Zimmer. Wie lang ich sie wohl nun nicht mehr sehen werde? Hoffentlich nicht wieder vier Jahre.
Und ehe ich mich versah begann ich mit dem Gedanken zu spielen, doch zu Jace und Victoria ins Institut zu gehen. Doch als was würden sie mich anerkenne? Als Schattenjägerin. Als eine von ihnen. Oder als Hexe, die sie sofort wieder zu Magnus zurück schickten.
Doch für was sie mich hielten, würde ich wohl nie erfahren, zu mindestens nicht bis ich mich traute ins Institut zu gehen und mich ihnen zu stellen.
Sollte ich oder sollte ich nicht gehen?
Mit dieser Frage im Kopf schlief ich letztendlich total übermüdet auf meinem Bett ein.

Hidden in the ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt