Ich erdulde auch die Hölle im Kampf gegen euch

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(Elisabeths Sicht)
Die Ratskammer der Stillen Brüder war verschwunden. Dort wo zuvor noch die gotische Bogendecke gewesen war, erstreckte sich nun der blaue wolkenlose Himmel, den Idris im Sommer meistens zeigte. Unter mir, wo vorher noch der Boden gewesen war, in den die Sprechenden Sterne eingelassen gewesen waren, hatte sich nun weiches grünes Gras ausgebreitet. Vor mir sah ich einige Baumgruppen stehen und als ich mich drehte fiel es mir sofort ins Auge.
Herondale Manor.
In Panik sah ich an mir herab und fand mich in einem blauen Kleid wieder, welches ich das letzte mal getragen hatte, als ich vier war.
Und als ich auf meinen Rücken tastete bemerkte ich die Ansätze von Schwingen auf meinem Rücken, denn... ich war wieder vier.
Die Brüder hatten mich gewarnt und ich hatte nicht auf sie gehört. Mein Schutz war gut. Sie kamen nicht in meinen Kopf, also mussten sie mich brechen und das hier, war eine von vielen Erinmerungen, die ich nie wieder haben wollte, die ich in den letzten Winkel meines Gedächtnis geschoben und verbarrikadiert hatte, und jetzt rissen die Brüder diese Vorrichtung ein und spühlten alles darin enthaltenen heraus.
Ich roch den Duft von Kuchen, den meine Mutter, etwas entfernt von mir, gerade in den Ofen geschoben hatte, und ich hörte das Zwitschern der Vögel.
Am liebsten wäre ich gerannt. Gerannt und gerannt und hätte mich versteckt, bis mich die Brüder entließen, doch ich steuerte diese Eeinnerung nicht. Ich war teil von ihr. Gefangen in meinem vierjährigen Körper.
Langsam setzten sich meine schmalen nackten Füße in Bewegung und ich schrie und bettelte innerlich es zu unterlassen. Keinen Sinn ich war schon in Bewegung.
Ich spürte wieder wie der Wind durch die Federn strich und wie ich probeweise mit ihnen schlug, womit ich mich für eine kurze Zeit in die Lüfte erhob, um dann wieder sanft auf dem Boden aufzusetzen.
Ich trug Blumen in der Hand. Sie waren für meine Mutter. Meine Mutter, die in wenigen Minuten schreien und kreischen würde, währemd sie versuchte die Tür zu öffnen.
Ich stieg durch die Eingangstür des Herrenhauses und konnte die Stimmen meiner Eltern hören.
>>Wir können sie nicht länger hier verstecken. Meine Mutter wird aufmerksam werden und ihr schlimmeres antun. <<, die Stimme meines Vater. Sanft und liebevoll. So wie ich sie immer gekannt hatte.
>> Zauberglanz wird doch reichen. Tu ihr das nicht an. Sie wird sich niemals davon erholen.<<, hauchte meine Mutter mit tränenerstickter Stimme. Ich hatte mich damals gewundert warum sie so traurig gewesen war. Damals hatte ich geglaubt die Blumen könnten sie fröhlicher Stimmen.
>>Wenn wir mit ihr von hier fortgehen, wird das aufwendig. Wir bräuchten einen Hexenmeister, der sie verschleiert, bis sie es selbst beherrscht. Jeder könnte unsere Spur verfolgen. Der Zauberglanz ist wie ein Farbtopf den sie hinter sich her schleift. <<, erwiederte mein Vater streng. Ich wusste damals nicht worüber sie redeten. Ich war zu klein, machte mir auch keine Gedanken darum und dachte nicht einmal im entferntesten daran, dass sie über mich reden könnten. Doch nun wusste ich es und kämpfte immer noch gegen das alles hier an. Gegem die Brüder in meinem Kopf, die mich hier fesselten, doch ich kam nicht gegen sie an. Sie waren zu stark. Zu alt. Zu mächtig.
Als ich die Hand auf die Klinke legte und sie herunter drückte um einzutreten gab ich auf. Es hatte keinen Sinn. Ich würde das schaffen.
In der Küche standen meine Eltern zusammen und sahen mich überrascht an.
>>Ich hab dir Blumen gepflückt, Mommy.<<, erklärte mein kleines vierjähriges Ich, mit hoher Stimme. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen, doch sie zwang sich zu lächeln. Heute sah ich das sie sich dazu zwang. Damals war mir das nicht aufgefallen.
Sie kam zu mir, strich mir sanft über den Kopf und nahm mir die Blumen aus der Hand.
>>Ich werde sie in eine Vase stellen, damit wir uns sie noch ein paar Tage ansehen können. Ist ds okay?<<, fragte sie sanft und mit brüchiger Stimme.
Ich nickte eifrig.
>>Ja das wäre wund-der-voll. <<, verkündete ich freudig und meine Mutter schluchzte auf. Als sie an meinem Vater vorbei ging, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und lehnte sich nah an ihn. Brachte ihren Mund so nah an sein Ohr wie möglich, damit ich sie nicht hörte, wenn sie zu ihm sprach.
>>Bitte, Stephen. <<, hauchte sie leise. Ich hörte sie. Das hatte ich damlas schon, doch ich war zu naiv und übermütig gewesen, um die Zeichen zu deuten.
Mein Vater sah sie noch einmal an, dann kam er auf mich zu.
>>Komm, schatz. Wir gehen etwas in den Garten.<<, erklärte er mir sanft und ich nickte schnell um noch vor ihm in den Garten zu rennen.
Mein Vater folgte etwas später. Er schloss die Tür der Küche ab und machte es meiner Mutter unmöglich uns zu folgen.
Ich hatte mich bereits im Gras niedergelassen und sah ihn fröhlich an.
>>Will Mommy denn nicht mit raus kommen?<<, fragte ich mit kindlichem Unwissen. Mein Vater sah mich leidend an und seufzte, als er sich neben mir niederließ.
>>Deine Mommy fühlt sich nicht so gut, deswegen bleibt sie lieber etwas drinn.<<, erklärte er mir sanft. Ich nickte und robbte auf ihn zu, riss einige Blumen aus und drappierte sie auf dem Boden in Formen. Ein Herz. Eine Blume. Ein Kreis.
>>Beth. Ich hab dich lieb. Das weißt du, oder?<<, fragte er schließlich. Ich sah gar nicht zu ihm und ich wünschte mein kleines Ich würde sich um drehen. Sehen was hinter ihr vorging und laufen.
Doch sie saß dort und drappierte weiter Blumem in kleinen Formen. Ich erinnerte mich das ich gerade dabei war ein Haus auszulegen, als mein Vater mich auf seinen Schoß zog und an sich presste.
>>Ich hab dich lieb, Betty. <<, hauchte er.
>>Ich dich auch, Daddy.<<, gab ich zurück und versuchte mich zu befreien. Er ließ mich nich. Presste mich stärker gegen sich. Ich konnte sein rassendes Herz schlagen hören. Meines begann ebenfalls schnellet zu schlagen. Und dann spürte ich es.
Mein Vater hatte ein Messer gezückt und schnitte an meinem Rücken durch das feste Gewebe der Verbindund der Flügel und meiner Schulterblätter.
Von weitem hörte ich meine Mutter schreien und gege die Tür schlagen. Ich hörte meine Schreie. Und ich hörte meinen Vater schluchzen. Dann verlor ich mich wie damals in Schwärze.

Als ich wieder zu mir kam lag ich auf dem Boden der Ratskammer, der Stillen Brüder. Ich hatte meine Knie aufgeschlagen und meine Wange brannte auch. Genauso wie mein Rücken. Als ich ihn betastete fühlte ich die Wärme von Blut. Mit einem Blick auf meine Finger bewahrheitete sich meine Vermutung. Ich hatte meine Narben auf gekratzt.
Genau in dem Moment stieg mein karger Mageninnhalt nach oben und ich übergab mich auf den Boden der Ratskammer genau unter das Schwert, das keinerlei Wirkung auf mich hatte.
Wir setzen die Befragung morgen fort., erklärte Bruder Enoch. Triumphierend sah ich zu ihm auf. Trotz ihrer Folter war ich nicht gebrochen. Sie waren nicht in meinen Kopf gekommen. Mein Schutz stand noch und bis morgen würde ich ihn erneueren und strärken können.

Hidden in the ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt