Ja, ja... die Hormone!

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SARAH

Frustriert ließ Sarah sich auf die Hollywoodschaukel fallen und fuhr sich durch die schwarzen langen Haare. ‚Göttin, der Vormittag ist so anstrengend gewesen!' dachte sie müde. Das Gespräch mit Mia war mal so richtig in die Hose gegangen! Obwohl Konstantin der sanftmütigste der drei Alphas war, hatte Mia direkt zu Beginn sich unter dem Esstisch verschanzt und war nicht mehr rausgekommen. Das Misstrauen einem Alpha gegenüber war einfach zu tief. Selbst das tiefe beruhigende Schnurren des Mannes hatte nicht geholfen, sondern die Situation eher verschlimmert. Mia wurde regelrecht hysterisch und schließlich hatte Adeline den großen schwarzhaarigen Mann aus dem Wohnzimmer geschoben. Dann hatten Mutter und Tochter zwei weitere Stunden damit verbracht, die völlig aufgelöste Omega soweit zu beruhigen, dass sie zurück in ihr Zimmer gehen konnte. Seufzend vergrub Sarah das Gesicht in den Händen und beugte sich nach vorne.

Eine große, warme Hand legte sich sanft in ihren Nacken und begann dort behutsam die völlig verkrampften Muskeln zu massieren. „Hmmm... Ace...!" Ihr Gefährte lehnte seine Stirn gegen ihre Schläfe. „Alles okay, meine Liebste?" fragte er. Mit einem tiefen Einatmen ließ sie sich nach hinten zurückfallen und schüttelte traurig den Kopf. „Nichts ist klar, nichts ist okay und nichts ist gut! Es war ein Desaster.... Vielleicht sollten wir nicht mit einem Alpha anfangen. Vielleicht mit einem Beta..." Der blonde Mann legte nachdenklich den Kopf zur Seite. „Könnte sogar klappen," sagte er. „Immerhin hat sie sich schon mal hinter mir versteckt, als Grayson gestern aus dem Haus kam..."
„Würdest du es eventuell versuchen? Vielleicht nicht unbedingt heute. Aber morgen. Wir müssen bei Mia tatsächlich Babyschritte machen. Ach, Göttin. Ich hoffe so sehr, dass wir das irgendwie hinbekommen!" Ace hob sie kurzerhand auf seinem Schoß und kraulte zärtlich ihren Kopf. Sarah schmunzelte leise in sich hinein. „Ihr Männchen, ihr seid alle so unglaublich verschmust, wenn ihr erst mal eure Gefährtin gefunden habt..." „Hmmm?!" antwortete der große blonde Mann, während er seine Nase genüsslich schnuppernd an ihren Hals drückte.

Langsam glitt seine Hand unter ihr T-Shirt. „Ace?!" tadelnd klopfte Sarah auf die vorwitzigen Finger. „Lass das! Wir haben gestern Abend und die gesamte Nacht durch gevögelt. Ob du's glaubst oder nicht, aber meine Muschi braucht ein bisschen Ruhe!" Der Körper ihres Gefährten vibrierte vor unterdrücktem Lachen. „Hör auf zu lachen, du Frechdachs! Ich bin kein Wandler der innerhalb von einer Stunde wieder komplett geheilt ist! Also Hände weg, Hose zugelassen und.." „Aber küssen ist doch erlaubt oder?" unterbrach der Mann mit einem süffisantes Grinsen. „Unter einer Bedingung," sagte sie. „Die da wäre?" Mit einem engelshaften Lächeln griff Sarah nach seinem Gürtel, öffnete diesen seelenruhig und zog ihn mit einer einzigen schnellen Bewegungen aus den Laschen. 
„Hmmm... mir gefällt die Richtung, in die sich das Ganze gerade entwickelt!" schmunzelte der Beta. „Ist das so?" fragte die junge Heilerin. Liebevoll presste sie ihre Lippen auf seine, während sie nach seinen Händen griff. Ace hob eine Augenbraue und gehorchte der stummen Aufforderung. Grinsend legte sie den Gürtel um seine Handgelenke und zog die Fessel zusammen. „So, mein Liebster... jetzt kann ich dich weiter küssen, ohne in Gefahr zu laufen mich nach ein paar Sekunden nackt unter dir zu winden!!" Und genau das tat sie dann auch. Der Kuss wurde tief und leidenschaftlich. Ihre Hände gruben sich in seine blonden Locken, während ihre Zunge seinen Mund erkundete. Der Beta stöhnte und versuchte sich aus der Gürtelfessel zu befreien.

„SARAAAAH?" Alias Stimme halte durch das Haus. Mit einem Stöhnen löste sich die junge Frau aus der leidenschaftlichen Knutscherei, drehte den Kopf und brüllte zurück: „ICH BIN HIER!" Dann sah sie ihren Gefährten wieder an und sagte leise: „Ich glaube das war's für heute.. Die Pflicht ruft, mein Liebling!" Sie drückte ihm einen zärtlichen kleinen Kuss auf die Nasenspitze und glitt von seinem Schoß herunter. „Du wirst mich jetzt nicht wirklich hier so sitzen lassen oder?"  fragte Ace mit einem leichten Lächeln auf den geschwollenen Lippen. Sarah stand mit einem breiten Grinsen vor ihm und betrachtete ihren Gefährten zufrieden. Seine Haare waren zerzaust, sein Hemd halb aufgeknöpft, so dass man die glatte, gebräunte Haut der muskulösen Brust betrachten konnte und die beeindruckende Erektion, die sich in seine Jeans presste war ebenfalls nur schwer zu übersehen. „Sorry, aber wie schon gesagt .. die Pflicht ruft! Bye, Baby!" Alia wuselte auf die Terrasse hinaus. „Sarah? Ich brauch ganz, ganz dringend deine Hilfe!" Den Tonfall der weißhaarige Omega konnte man schon als panisch bezeichnen. Beunruhigt hob Ace den Kopf und fragte seine kleinen Ziehschwester. „Mäuschen? Ist alles in Ordnung bei dir? Was ist los, ist das passiert?"

„Ich brauche Sarah! Ich brauche eine Frau und jetzt: ssscht! Stör uns nicht!" Mittlerweile hatte Alia die beiden erreicht, packte Sarah an der Hand und zerrte sie hinter sich her zurück zum Rudelhaus. „Ist alles okay, Alia?" Sarah sah besorgt auf die schwangere Omega. „Nichts ist in Ordnung! Das ist ein wirklich schweres Problem! Komm schon, wir müssen uns beeilen!" ‚Ooooookay,' dachte die junge Heilerin ‚das klingt nicht gut!' Dann beschleunigten beide ihre Schritte, wetzten die Treppe hinauf und Lia riss kurz darauf eine Tür auf.
Das Zimmer dahinter war .. leer! Abgesehen von den drei großen Alphas. Die Männer hatten jeweils ein Pinsel in der einen Hand und einen Farbeimer in der anderen.
„Gut," sagte Sarah. „Was mache ich jetzt hier? Was ist der Notfall?" Hysterisch blickte die Schwangere in ihre Augen. Dann wies sie anklagend auf ihre Gefährten. „Die drei wollen mir allen ernstes für unser Kinderzimmer die Farbe BLAU verkaufen!"
„Hä?" Völlig verwirrt sah Sarah von einem zum anderen. „Das ist ein Notfall?" Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Alia sah sie fassungslos an. „Ja! Eins von den Welpen ist ein Weibchen! Sie kann doch nicht in einem blauen Zimmer schlafen. Und zudem sind blau und rosa einfach zu klischeehaft!"
„Sprach die Frau, die seit Wochen rosane Schals strickt!" maulte Lucan kaum hörbar. Mit bebender Unterlippe und riesigen tränenerfüllten Kulleraugen starrte die weißhaarige junge Frau auf den Drilling.
„Gefallen dir die Schals etwa nicht? Ich wollte doch nur, dass ihr es alle warm und gemütlich habt und jetzt sagst du mir, das du die nicht gut findest?" Und schon liefen die Tränen im wahren Sturzbächen über die blassen Wangen.

„WAS? Nein! Nein, mein Liebling. So war das doch gar nicht gemeint. Wir lieben deine Schals. Wir lieben, dass du dir so viele Sorgen um uns alle machst. Es tut mir leid, Engelchen, bitte, hör auf zu weinen. Bitte, mein Schatz... ich kann das nicht ertragen, wenn du jetzt weinst!"
Lias Schluchzen wurde lauter. Lucan ließ seinen Farbeimer fallen, sprang vor und zog seine Gefährten in die Arme. Laut schnurrend drängelten sich nun auch die restlichen beiden Alphas, damit sie die völlig hysterische, schwangere Frau beruhigen konnten.
Sarah kniff sich in die Nasenwurzel, dann seufzte sie leise und sagte: „Lia! Jetzt beruhige dich. Lucan hat das doch nicht so gemeint! Hast du schon mal die Farbe Gelb in Betracht gezogen? Vielleicht mit ein bisschen grün vermischt - für den Wald und Sonnenschein!?"

Schlagartig hörten die Tränen auf und Lia hob ruckartig den Kopf. „Grün und gelb? Grün und gelb! Ja, das gefällt mir! Ich will grün und gelb!" Konstantin fixierte Sarah mit einem halb  genervten, halb verzweifelten Blick und sagte: „Alles klar, ich besorge grün und gelb!" Der Alpha verließ den Raum, während er leise etwas von ‚Schwangerschaftshormonen' vor sich hin murmelte. Überglücklich quietschte die weißhaarige junge Frau und bedeckte die Gesichter ihrer Gefährten mit unzähligen kleinen Küsschen. Dann wandte sie zu den Farbeimern, die drei Männer auf den Boden gestellt hatten und deutete mit einer herrischen Geste darauf. „Das da verschwindet jetzt ganz schnell! Blau verpasst mir gerade Depressionen! Weg damit!" Zackig salutierten die beiden Männer und kamen der Aufforderung augenblicklich nach.
Sarah schüttelte entgeistert den Kopf und musterte die junge Frau. ‚Das kann ja noch heiter werden!' dachte sie.

SarahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt