7. Dezember

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Two Of Us
Triggerwarnung: Tod, aber ich glaube, dazu muss ich nicht viel sagen
Bitte lest den kurzen Text am Ende.

„Das kann doch nicht wahr sein!", frustriert tritt Louis vor den Reifen seines Autos. Er wollte doch nur kurz auf dem Weg ins Studio am Grab seiner Mutter vorbeifahren, schließlich ist heute ihr sechster Todestag. Aber wegen einer Beerdigung in dem Gang, in dem sich auch das Grab von Johannah Deakin befindet, darf er dieses gerade nicht besuchen. Wenn er am Abend seine Aufnahmen beendet hat, wird es sehr wahrscheinlich schon spät sein und die Öffnungszeiten des Friedhofs zu Ende. Enttäuscht setzt Louis sich in seinen Wagen. Er war extra am Vorabend zu seiner Familie gefahren, um heute Morgen noch zum Friedhof zu fahren. Es war gerade einmal neun Uhr, als er den Friedhof betreten hat, da dieser im Winter erst um neun öffnet. Um elf Uhr muss er im Studio sein, wo er ungefähr anderthalb Stunden hinfährt. In einer Stunde ist diese fremde Beerdigung, bis dahin wäre er längst weggewesen. Nicht einmal sein Prominentenstatus, den er nur ungern einsetzt, hat geholfen. Er wollte lediglich eine Kerze aufstellen, seiner Mutter und seiner Schwester erzählen, wie es ihm geht und dass sie ihm fehlen, bevor er sich auf den Weg gemacht hätte. Das nächste Mal ist er Weihnachten in der Nähe. London ist fast vier Stunden mit dem Auto entfernt und dort hat er ab morgen genug zu erledigen. Seufzend startet Louis sein Auto, verbindet sein Handy mit der Musikanlage und macht sich auf den Weg zur Arbeit.

Nach 90 Minuten parkt er vor dem Studio, wo er bereits erwartet wird. Für einen guten Zweck wurden verschiedene Musiker in Gruppen geteilt, um gemeinsam bekannte Weihnachtslieder zu singen. Noch wissen die einzelnen Gruppen nicht, wer mit wem singen soll. Louis hat sich nicht einmal damit beschäftigt, welche Musiker an diesem Projekt teilnehmen. Ihm wurde nur mitgeteilt, wann er wo sein soll und dass er dort seine Gruppenmitglieder kennenlernt. Er hofft nur, dass er sich mit den Kollegen gut verstehen wird.
Als er das Gebäude betritt, hört er mehrere Stimmen aus dem Aufnahmeraum, weshalb er dort an die Tür klopft und eintritt. „Guten Morgen", begrüßt er die Anwesenden, bevor er sehen kann, wer ihn erwartet. „Was eine Überraschung!", Louis erkennt die Stimme seines Lieblingsiren. „Niall, was machst du denn hier?" „Was wohl? Und ich glaube, ich weiß, wer die anderen Zwei sind, mit denen wir singen sollen." Erstaunt sieht der Doncaster den Iren an. „Du hast dir angesehen, wer dabei ist?" „Natürlich. Du etwa nicht?" „Nein, ich hatte viel zu viel zu tun in der letzten Zeit. Mein zweites Album kam raus, Lottie hat ihr Kind bekommen und so weiter." „Es wundert mich ein wenig, dass du pünktlich bist, aber es freut mich, dich zu sehen." Niall zieht den Kleineren in eine Umarmung. „Guten Morgen." Liam tritt in Louis' Sichtfeld und umarmt seine ehemaligen Bandkollegen. „Seid ihr auch so unüberrascht, dass wir uns hier treffen?", fragt der Neuankömmling. „Ja, nur Tommo hat sich mal wieder mit nichts beschäftigt." „Wie ich dir bereits erklärt habe, ich hatte keine Zeit." „Aber immerhin bist du pünktlich." „Was möchtest du mir damit sagen, Liam?" „Ach nichts..." Der Älteste erkennt ein Schmunzeln in Liams Gesicht, doch bevor er etwas sagen kann, öffnet sich die Tür erneut. „Guten Morgen." Bei der Stimme zuckt Louis zusammen. Sie ist so vertraut, doch er hätte sie niemals hier erwartet, denn eigentlich ist ihr Besitzer noch mindestens eine Woche in Los Angeles. „Jetzt, wo ihr vollständig seid, das sind die Lieder, die ihr singen werdet." Einer der Produzenten reicht Liam einen Stapel Zettel mit den Texten. „In etwa einer Stunde fangen wir an. Bis dahin dürft ihr selbstständig aufteilen, wer was singt." Die Jungs nicken und als sie alleine gelassen werden, fällt Louis zuerst seinem Mann um den Hals. „Warum hast du nichts gesagt?" „Eigentlich wollte ich dich heute Abend mit einem schönen Abendessen überraschen, ich wusste ja nicht, dass du hier bist." „Das hättest du dir doch denken können, Harry. Oder hast du dir, wie dein Mann, nicht angesehen, wer dabei ist?", Liam bestätigt Nialls Aussage mit einem Nicken. „Ich habe mir nicht angesehen, wer dabei ist, sonst wäre mir klar gewesen, dass sie eine One Direction Reunion daraus machen. Für den guten Zweck ist es eine gute Einkommensquelle und die Fans werden sich freuen, auch wenn wir darauf keinen Einfluss hatten." „Sollen wir anfangen? Ich wette, wir sind uns schnell einig, dann können wir danach noch reden." „Okay Liam. Du hast die Texte."
Schnell haben sie sich geeinigt, wer was singen wird, weshalb sie ihr Gespräch wieder aufgreifen. „Ich hoffe, wir werden hier so schnell, wie möglich fertig." Louis seufzt und blickt traurig zu Boden. Niall, der gerade ein Foto in seiner Instagram Story geteilt hat, blickt irritiert auf. „Ich dachte, du singst gerne mit uns. Du hast doch neulich noch in einem Interview gesagt, dass du es manchmal vermisst, mit uns gemeinsam Musik zu machen." Es ist Liam, der den Gedanken von allen Anwesenden ausspricht. „Oh...", Niall schlägt sich bei der Erkenntnis vor die Stirn und zeigt Harry und Liam dann den Instagram Post, der ihm angezeigt wird. Harry steht auf und zieht Louis in seine Arme. „Wie konnte ich das denn vergessen. Es tut mir leid, Boo. Wie geht es dir?" „Ich hatte alles so gut durchplant und dann diese Scheiße heute Morgen." Louis schluchzt an Harrys Schulter, dieser hält seinen Freund fest im Arm und streicht ihm beruhigend über den Rücken. „Darling, was ist heute Morgen passiert?" „Ich wollte doch nur zu ihr, aber ich durfte nicht. Wegen einer fucking Beerdigung eine Stunde später und heute Abend hat der Friedhof schon geschlossen." „Langsam Louis. Warum durftest du nicht zu Johannah?", Niall stellt die Frage so vorsichtig wie möglich. Sie alle wissen, wie schwer das Thema für den Ältesten ist. Der Doncaster wird von Harry auf dessen Schoß gezogen. „Ich bin gestern Nachmittag nach Hause gefahren, habe mit meinen Schwestern und Mark zu Abend gegessen und bin dann heute Morgen um neun Uhr am Friedhof gewesen. Vor Weihnachten schaffe ich es sonst nicht mehr zu ihr. Als ich kurz vor ihrem Grab war, wurde ich aufgehalten von irgendeiner Art Security. Die haben mir gesagt, dass in einer Stunde da eine Beerdigung ist und ich deshalb nicht dahin darf. Es half nicht einmal mein Promistatus. Ich wollte doch nur eine Kerze hinbringen und erzählen, wie es mir geht. Mehr als 15 Minuten hätte ich eh nicht gehabt, sonst wäre ich nicht pünktlich hier gewesen." „Wir fahren heute Abend gemeinsam zu ihr. Versprochen." Louis sieht seinen Mann dankbar an. „Ich habe nur leider Morgen um acht Uhr ein Interview und danach noch zwei weitere. Alle in London." „Dann lassen wir dein Auto bei deinen Geschwistern stehen und nehmen es an Weihnachten wieder mit nach London. Wir haben genug für die zwei Wochen." „Das wird schon alles. Und vergiss nie, alles was du tust, kann sie sehen. Jay sitzt jetzt bestimmt mit Fizzy und Robin bei einem Stück Kuchen auf einer Wolke und beobachtet uns gleich beim Singen.", Liam klopft seinem besten Freund auf die Schulter. „Und jetzt lasst uns endlich anfangen. Ich habe es vermisst mit euch zu singen." Niall ist, wie sie es bereits von ihm kennen, etwas übermotiviert, doch wie so oft lässt es die drei anderen lächeln. Harry drückt Louis noch einmal an sich, bevor sie ebenfalls aufstehen, um mit der Arbeit zu beginnen. Als sie nebeneinander mit den Texten vor den Mikrofonen stehen, stiehlt Louis sich endlich seinen Begrüßungskuss von Harry.

Die Aufnahmen laufen super. Es ist fast wie früher, als sie noch nahezu täglich gemeinsam gesungen haben. Sie covern zwei Weihnachtslieder und singen die von Liam.
In „In The Bleak Midwinter" singen Harry und Louis die ersten beiden Verse und Niall und Liam die letzten zwei. Das zweite Cover ist „Driving Home for Christmas". Hier singen Louis und Harry alle Verse und Niall und Liam die Refrains.
Bei „Naughty List" singt Liam das Intro und den ersten Vers. Den Pre-Chorus singt Niall. Den Chorus singen sie gemeinsam. Den zweiten Vers singt Harry und die Bridge singt Louis.
Als letztes Lied singen sie „All I Want (For Christmas)". Hier singt Niall den ersten Vers, Louis und Harry den Pre-Chorus und alle zusammen den Chorus. Den zweiten Vers singt Liam, ebenso wie die Bridge. Louis und Harry beenden den Song mit dem Outro.

Um halb 10 beenden die Jungs den Tag im Studio. Unter normalen Umständen wären sie jetzt länger geblieben, hätten sich eine Pizza bestellt und noch etwas gequatscht, doch sie alle können verstehen, dass Louis heute nicht in der Stimmung dafür ist.
In getrennten Autos fahren Harry und Louis nach Doncaster zurück, wo sie ihre Wagen in der Auffahrt der Tomlinsons parken und zu Fuß zum Friedhof gehen. An einer Stelle ist ein Eingang ohne Tor, weshalb sie dort den Friedhof betreten und zu Johannahs Grab laufen. Das geschmückte, schneeüberzogene Grab rührt Harry zu Tränen. Sieben Kerzen erleuchten den Grabstein aus Marmor. Louis' Geschwister und seine Stiefväter haben je eine angezündet, jede Kerze trägt einen Namen, aufgestellt sind sie in der Reihenfolge, in der sie in Johannahs Leben kamen, weshalb Louis seine nun ganz links platziert. Es erinnert Harry an die Textzeile in ‚Two of us' in der Louis singt: „We'll end just like we started just you and me and no one else."
Schluchzend lehnt Louis sich an seinen Mann. „Wird es jemals besser werden?" Harry schüttelt den Kopf und streicht Louis beruhigend über den Rücken.

Sie standen noch einige Minuten in dieser Umarmung vor dem Grab von Johannah Deakin, bevor sie sich auf den Rückweg machten, um bei den Tomlinsons noch etwas zu Abend zu essen. Nur Lottie war noch wach, weshalb sie sich zu den beiden Sängern gesellte. Louis lächelt bei dem Gedanken an den gestrigen Abend als er auf dem Weg zu seinem ersten Interview ist. Egal wie traurig dieser Tag ist, Harry und seine Familie schaffen es immer, ihn zumindest ein wenig zum Lächeln zu bringen. 



***
Ich möchte ganz kurz auf das Geschriebene eingehen. Zum einen, damit mir hier niemand den respektlosen Umgang mit dem Tod eines Menschen, der jemandem viel bedeutet, vorwerfen kann und zum anderen, um den Grund für dieses Türchen zu erklären.
Manche Friedhöfe haben Öffnungszeiten und diese können sich im Winter von denen im Sommer unterscheiden. Den Grund dafür kenne ich leider nicht und vielleicht gibt es auch einen sinnvollen Grund für diese Maßnahme. Für mich hat das jedoch bisher nie Sinn ergeben und auch nachdem ich mich mehrmals mit dem Thema auseinandergesetzt habe, finde ich keine Erklärung.
Nun zum Grund für dieses Kapitel. Die Situation ist mir so ähnlich begegnet, als ich letztes Jahr auf dem Friedhof meinen Opa besuchen wollte. Die Öffnungszeiten für den Friedhof sind von neun bis achtzehn Uhr im Winter. Da ich aber bis mindestens 19:30 Uhr arbeiten musste, wollte ich auf dem Weg zur Arbeit dort vorbeifahren. Die Beerdigung, die hier Louis von seinem Besuch abhält, war bei mir damals auf der ganz anderen Seite des Friedhofes und man hätte mich gar nicht sehen können. Ich konnte an dem Tag nicht mehr zum Grab gehen, was mich ziemlich verletzt hat und mich am Ende dazu gebracht hat, dieses Türchen zu schreiben.
Lars

Larry Adventskalender 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt