kapitel eins' die betonung liegt auf dem ersten i-punkt

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—EINS
DIE BETONUNG LIEGT AUF DEM ERSTEN I–PUNKT

Leider kam es nie zu einem Treffen am nächsten Tag oder am Wochenende, da ich spontan noch eine Spätschicht bekam und er arbeitstechnisch ebenfalls keine Zeit für ein Treffen fand. Dennoch gab es ein kleines Zeitfenster, in dem wir miteinander schrieben und uns vorab per WhatsApp kennenlernten.

Es fühlte sich selbst nach zwei Wochen so ziemlich surreal an – Nicht, weil er für Leverkusen spielte, sondern weil ich mich deutlich unter seiner Liga befand und er wirklich jede haben könnte. In meinen fast 20 Jahren gab es keinen einzigen Jungen, der sich für mich interessierte und fast täglich auf meiner Arbeit abhing, um mich nach meiner Nummer fragen zu können. Aber so sehr ich mich in meiner eigenen, kleinen Blase wohlfühlte und mir sehr viel aus der ganzen Sache erhoffte, musste ich der Realität schon bald ins Auge blicken. Wenn ihm jemand anderes über die Augen lief und tausendmal hübscher als ich ausschaute, würde ich wohl irgendwann nichts mehr von ihm hören.

Aber bevor es zur Realität wurde, wollte ich den surrealen Augenblick und seine Aufmerksamkeit genießen.

Der Kontakt zwischen uns hielt tatsächlich zwei Wochen bis wir dann endlich ein Treffen miteinander ausmachten und uns an einem Freitagnachmittag in einem IKEA Möbelhaus mitten in Köln trafen.

»Tut mir leid, dass ich dich hier her bestellt habe. In meiner Stadt und in der Umgebung gibt es die blöde Salatschüssel nicht und ich möchte die echt haben!«, entschuldigte ich mich für den ungünstigen Ort. »Wir können danach noch Essen gehen, falls du dann noch Lust hast.«, fügte ich schnell hinzu und wusste nicht, wie er darüber dachte. Im Glauben, er könnte danach nichts mehr mit mir zutun haben wollen, biss ich mir unsicher auf die Unterlippe und entlockte aus ihm ein Lachen.

»Kein Ding. Deine Salatschüssel findest du hier bestimmt. Und zu einem Essen sage ich sicherlich nicht nein.«, nahm er mein Angebot an. Unauffällig atmete ich erleichert aus und lächelte ihn anschließend breit an.

»Super!«, klatschte ich in meine Hände und hatte zurzeit nur die  Schüssel im Sinn.

Natürlich hätte ich mir jede X-beliebige Schüssel kaufen können oder sie mir im Internet bestellen. Da ich mir genau die Schüssel holen wollte, die in ihrem Bambus Stil viel zu ästhetisch ausschaute, und mir die unmenschlichen Versandkosten ersparen wollte, musste ich sie mir nun in Köln holen. Besonders dann, als ich ich die wenigen Lagerbestände für den ausgewählten Möbelhaus in Köln gesehen hatte.

Dementsprechend war ich sehr erleichtert darüber, dass Florian nichts dagegen hatte und mitkam. »Kann die Schüssel reden und ist allwissend oder warum möchtest du sie unbedingt haben?«, machte er sich leicht darüber lustig, was sich in seinen Ohren wirklich seltsam anhören musste.

»Leider nicht, nein. Ich bin Tik Tok zum Opfer gefallen und verspüre momentan den Drang, die blöde Schüssel aus Bambus haben zu müssen. So lächerlich es sich gerade auch für dich anhören muss.«, schmunzelte ich leicht unter der medizinischen Maske. »Aber ich hol' die Schüssel und danach verschwinden wir wirklich.«, versprach ich ihm und konnte mein Versprechen nicht halten.

Tatsächlich stellte sich die Suche nach der Schüssel als sehr herausfordernd heraus, konnte sie später dennoch glücklich in meinen Wagen legen. Zu Florian's Pech blieb es nicht nur bei dieser einen Schüssel, sondern auch bei Kleinigkeiten für mein Zimmer wie Pflanzen und einem Kallex Regal für meine vielen Bücher. Dadurch fand Florian sehr viele Sachen über die er sich bei mir lustig machen konnte und verschwendete dabei keine einzige Sekunde. Tat er es gerade nicht und ließ mich verschont, ließen wir gemeinsam über den Rest um uns herum ein paar Bemerkungen ab.

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt