kapitel neunzehn' offiziell

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—NEUNZEHN
OFFIZELL

Es war Ende Januar, als ich Florian das letzte Mal zu Gesicht bekommen hatte. Während er viel um die Ohren hatte, kümmerte ich mich um meine Klausuren und Arbeit, die mich mehr oder weniger mitnahm. Dementsprechend sahen wir uns für fast einen Monat nicht und telefonierten zwischendurch einmal, wenn die Zeit es zu ließ. Es war eine komplette Katastrophe mit ihm zu schreiben, da meine Nachricht manchmal erst am Abend bei ihm durchkam und er zurückschrieb, wenn ich schon schlief. Und wenn ich ihm zurückschrieb am Morgen, durfte ich erneut auf eine Nachricht am Abend erwarten oder eine, die dann während meiner Arbeitszeit kam.

Einen Athleten zu daten hatte immer seine Vor- und Nachteile. In diesem Fall trafen mich mehr die Nachteile als Vorteile, die ich ständig von meinen "Freundinnen" aufgezählt bekam, wenn ich ihnen davon erzählte.

Wenn ich ehrlich sein durfte, wusste ich noch nicht einmal, warum ich ihnen davon überhaupt erzählte. So sehr sie mir mehr als nur klar machen wollten, dass sie sich für mich freuten und mir meine erste Beziehung gönnten, erkannte ich meistens ein Hauch von Missgunst in den Augen von Magda und Elisa.

Ich wusste nicht, ob sie überhaupt merkten, dass ihre Worte mich persönlich verletzten und mich zum Nachdenken brachten. Zuerst glaubte ich, dass sie mich einfach nur auf dem Arm nehmen oder mich nur aufziehen wollten. Aber je mehr Kommentare über mein Erscheinungsbild aus ihnen fiel, desto weniger glaubte ich daran und konnte ihnen nur einen fassungslosen Blick schenken, während sie ihre Kritik mir gegenüber in einem »Nimm-Dir-Das-Nicht-Zu-Herzen« Ton versuchten zu verstecken, damit ich sie nicht hinterher völlig zum Teufel jagte.

»Du musst es aus mehreren Perspektiven betrachten, Aïssa! Er ist ein Fußballspieler und könnte wirklich jede haben! Momentan reichst du ihm, aber das ist auch nicht garantiert! Instagram Models, echte Models – Er kann sie wirklich alle haben, wenn du da nicht mithältst.«, versuchte mir Magda irgendwann einzureden und kratzte somit an meinem Selbstbewusstsein.

Ich hielt mich nie wirklich für sonderlich dick oder fühlte mich in meinem Körper unglaublich unwohl. Es gab natürlich Momente, in denen ich mich im Spiegel anschaute und über meinen kleinen Bauch scherzte. Aber das mir eine weitere Person vor Augen halten musste, dass mich mein Freund jeder Zeit verlassen könnte, weil ich einfach nicht den Modelmaßen entsprach, ließ mich natürlich nachdenklich werden.

»Scheiß auf die! Auf mich haben sie nicht gerade den Eindruck gemacht, dass sie die hellsten Kerzen auf der Torte sind.«, war Florian's Antwort auf die Situation, die ich ihm nicht komplett erzählte. Ich erzählte ihm nur, dass Madga und Elisa mich kritisierten. Dass er mich schon bald für ein Model verlassen könnte, laut Magda, und ich einfach nur durschnittlich war, ließ ich aus.

Dass die Sache mich beschäftigte, merkte er dann nach ein paar Wochen und schlug nach langer Zeit wieder ein Treffen vor. Nur er und ich, hatte er gedacht.

»Hab Leo und dem Rest versprochen, uns morgen zu treffen. Ich versetze sie schon seit ein paar Wochen und ich will sie nur ungern erneut versetzen.«, nahm ich die einzige Chance nicht an und dachte in diesem Moment zuerst an meine Freunde, die ich durch meine fehlende Motivation und schlechten Laune versetzen musste. Aber da ich mich schon ein Stück besser fühlte und sie sich bei der nächsten Absage gewehrt hätten, einigten wir uns auf einen Tag. Und es musste unbedingt der Tag sein, an dem auch Florian frei bekam. »Wir wollen alle zusammen nach Winterberg fahren. Komm doch mit, wenn du Bock auf Schlitten fahren und Schnee hast. Dann lernst du meinen anderen Freundeskreis kennen! Weißt du was? Frag' mal deine Freunde, ob die nicht auch Bock hätten. Ich lerne deine Freunde kennen und du meine!«, schlug ich vor und fand meinen Gedanken noch nicht einmal verkehrt.

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt