kapitel neununddreizig' ohne dich geht es mir nur halb so gut

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—NEUNUNDDREIZIG
❝Ohne dich geht es mir nur halb so gut❞

Zögernd sah ich auf den Chat zwischen Flo und mir dachte tatsächlich darüber nach, ob ich ihm antworten sollte. Leo hatte Recht – Ich gab nach, da ich das ganze Durcheinander für keine Sekunde mochte und lieber alles klären wollte. Besonders dann, nachdem Maxi mit seinem Geständnis noch einmal alles durcheinander brachte. Es änderte nicht an meinen Gefühlen zu Flo, dennoch warf er alles in mir durcheinander.

Ich liebe dich.

Die letzte Nachricht von Flo heute an mich, die ich bestimmt schon länger als fünf Minuten anstarrte und überlegte, wie ich darauf antworten sollte. Ich liebte ihn auch – keine Frage! Momentan war ein Teil von mir noch immer leicht sauer auf ihn, während der andere Teil in mir sofort geschrieben hätte und direkt aufgab.

»Willst du weiterhin nur dein Handy anstarren oder auch einmal weitermachen?«, lachte Tinka und nahm mir mein Handy aus der Hand, um schauen zu können, warum ich seit fünf Minuten einfach nur auf mein Handy starrte. »Willst du ihm auch zurück schreiben oder lieber überlegen, ob du noch sauer auf ihn bist?«, fragte sie und klang mehr danach, als wollte sie sich über mich lustig machen.

»Keine Ahnung.«, antwortete ich ehrlich und zuckte mit meinen Schultern. »Ich will, aber...«

»Du kannst nicht.«, beendete sie meinen Satz und nickte mit ihrem Kopf. »Und da du nicht kannst, solltest du dich jetzt auf die Party konzentrieren, sonst kann sich die Kleine ihren Kindergeburtstag abschminken.«, erinnerte sie mich wieder daran, warum genau wir beide hier saßen.

In ein paar Wochen hatte meine kleine Schwester Geburtstag und als große Schwester wollte ich natürlich, dass sie ihren sechsten Geburtstag mit ihren Freunden aus ihrer KiTa und ihrer Mannschaft feierte. Auf den Gedanken kam ich recht spät, warum ich hinterher auch Tinka in die ganze Sache einweihen musste und mir nun half. Bisher sind wir sehr weit gekommen – es fehlten nur Kleinigkeiten.

»Wir können nicht ohne Makena die Einladungen machen.«, seufzte ich.

»Was für ein Glück, dass wir Kenny nicht dafür brauchen.«, grinste sie breit und entsperrte ihr Handy, um mir die Liste in ihren Notizen zu zeigen. »Hörst du ihr überhaupt zu, wenn sie spricht?«, fragte sie mich und ernetete von mit einen Blick.

»Mein Gehirn fängt automatisch an zu filtern bei ihr.«, gab ich dann zu und hatte wahrscheinlich nur zu Hälfte mitbekommen, wen sie alles dabei haben wollte. Ich überflog die Liste kurz und blieb an einem Namen hängen, der mein Herz kurz aussetzen ließ. »Sie will Florian dabei haben?«

»Das wundert dich noch?«, schmunzelte sie. »Ich glaube, sie hat sich in ihn verknallt.«

»Es gefällt mir gar nicht, dass du mehr weißt als ich.«, verdrehte ich leicht lachend meine Augen. »Maxi? Dein Ernst, Katinka?«

»Was? Das ist die Liste von der Kleinen und nicht meine!«, wehrte sie sich sofort und gab hinterher zu, dass sie mich einfach nur auf den Arm nehmen wollte. »Aber wenn Florian eingeladen ist und er auch Zeit hat zu kommen, was er eh hat wegen seinem«, dabei streckte sie ihr Bein aus und versuchte mit ihren Händen die Umrisse zu formen, »und er sich nun keinen Fehler leisten darf, ist es die perfekte Chance nochmal miteinander zu sprechen. Auch wenn ich nur ungern den zweiten Platz mit ihm teile, will ich euch zusammen sehen.«

Dafür liebte ich meine beste Freundin auch. Ihre Worte nahm ich mir von all meinen Freundinnen am meisten zu Herzen. So schwebten am späten Abend mein Daumen über den Telefonhörer Symbol, bevor ich dann einfach drauftippte und innerlich hoffte, dass er nicht annahm. Leider nahm er an und ließ mein Herz einen Sprung machen.

»Aïssa.«

»Hi.«, sagte ich und wusste für ein paar Sekunden zuerst nicht, warum ich ihn überhaupt angerufen hatte. »I-Ich... Wie geht es dir?«, fragte ich ihn und schüttelte über meine eigene Dummheit den Kopf, während er darüber immerhin schmunzeln konnte.

»Ganz ehrlich? Ohne dich geht es mir nur halb so gut. Und dann ist ja noch immer noch die Sache mit meinem Knie.«, sagte er in einem leicht scherzenden und leicht ernsten Ton. »Und dir?«

»Gut. Gut.«, murmelte ich und biss mir auf die Unterlippe. »Könnte mir natürlich besser gehen, aber gut.«, sagte ich schnell und wollte das Handy so schnell wie möglich aus dem Fenster werfen. »Makena hat in ein paar Wochen Geburtstag und wollte dich gerne dabei haben. Ich weiß, dass es vielleicht etwas kurzfristig ist und du vielleicht was besseres zutun hast, als zu einem–«

»Ich komme.«, unterbrach er mich.

»Du kommst?«, harkte ich nach und war darüber überrascht, dass er sich nicht einmal Zeit zum Überlegen nahm.

»Ja, warum nicht? Makena hab ich eh immer mehr gemocht als dich. Da kann ich das Spiel schwänzen.«

Er versuchte sie angespannte Stimmung aufzulockern.

»Erstens, Autsch. Zweitens, du brauchst das Spiel nicht schwänzen, wenn du hin musst. Einladungen müssen nicht immer angenommen werden und–«

»Es ist auch nicht wirklich schwänzen. Es ist eher ein...«, suchte er nach einem passenden Wort, um es beschreiben zu können, »Freifahrtschein.«

»Ein Freifahrtschein?«, harkte ich nach und war nicht allzu überzeugt davon. »Du brauchst echt nicht kommen. Ich sag' ihr einfach, dass du liebend gern kommen wolltest, du leider woanders gebraucht wirst.«

»Ich möchte gerne dabei sein, Aïssata.«, sagte er in einem mehr bestimmten Ton und räusperte sich, als och daraufhin nichts erwiderte. »Kann es sein, dass du mich nicht dabei haben möchtest?«, fragte er mich nun und fuhr fort, bevor ich darauf antworten konnte: »Es tut mir leid, Aïssa. Okay? Ich hätte dir nie vorwerfen dürfen–«

»Ist schon in Ordnung.«

»Ist es nicht! Ich liebe dich und ich vertraue dir auch blind! Es ist nur–«

»Können wir darüber sprechen, wenn wir uns sehen? Es ist besser, wenn wir es persönlich klären und nicht jetzt hier am Telefon.«, fiel ich ihm ins Wort und wollte es tatsächlich klären. Persönlich, wenn ich ihm in die Augen schauen konnte.

»Aïssa, bitte!«, bat er mich, bevor seine Laune komplett umschwang. »Wann soll das denn sein, wenn ich mit den verfickten Krücken noch nicht einmal in den Garten kann und du im beschissenen Oberhausen wohnst?!«

»Ich komm vorbei. Morgen. Zusammen mit Makena, um dir die Einladung zu geben. Das möchte sie dir gerne selbst geben. Dann können wir reden.«, entschied ich plötzlich und wartete auf seine Antwort.

Er atmete tief durch. »Okay, wann?«

»Keine Ahnung. Ich schreib' dir.«

»Okay.«, sagte er.

»Okay.«, wiederholte ich und starrte die Wand an, während ich auf meine Unterlippe biss. »Ich muss jetzt auflegen.«, flüsterte ich schon fast.

»Hmm.«, machte er nur. »Okay. Bis Morgen.«, sagte er. Und genau als ich kurz vorm auflegen war, kam noch eine "Ich liebe dich" hinterher. Das realisierte ich erst, nachdem ich aufgelegt hatte.

»Fuck. Fuck, fuck, fuck!«

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt