kapitel neun' ich bin froh, dass aïssata nicht alleine stirbt

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—NEUN
ICH BIN FROH, DASS AÏSSATA NICHT ALLEINE STIRBT

»Ich möchte wirklich wissen, wer dir die Karten geschenkt hat. Kommt gar nicht in Frage, dass du keine Ahnung hast, wer dir das Geschenk gemacht hat. Mein Bauchgefühl ist sich sicher, dass du die Person kennst.«, versuchte Leo mich zur Rede zu stellen und machte auf mich den Eindruck, dass sie mich heute und in diesem Moment auf alle Fälle ausquetschen wollte. »Du kennst ihn, nicht?«, harkte sie weiter nach und schien ein Stück zufriedener auszusehen, als ich mit meinem Kopf nickte und dabei ein leichtes Lächeln verkniff. »Dann hast du einen Sugar Daddy!«

»Gott, nein!«, schüttelte ich meinen Kopf und fand den Gedanken gar nicht so toll. »Er und ich sind sehr gute Freunde, würde ich in diesen Moment behaupten.«, ließ ich sie wissen und wusste selbst noch nicht, wie ich das zwischen Florian und mir nennen sollten. Unseren Status wollten wir miteinander besprechen, wenn wir mehr unter uns waren.

»Es ist ein Kerl? Oh mein Gott, Aïssata! Du triffst dich mit einem Kerl und hast mir nichts erzählt?«, stellte sie eine Frage nach der anderen und warf mir einen ungläubigen Blick zu, den ich mit einem Lachen kommentierte. »Ich möchte wirklich alles wissen! Name, Alter, Aussehen auf einer Skala von Eins bis Zehn– Lass wirklich nichts aus!«, rückte sie mir auf die Pelle und versuchte aus mir jede Information zu bekommen.

»Er ist jünger und ist eine klare 10. In meinen Augen.«, beantwortete ich und ließ mit Absicht seinen Namen aus. »Und ich hab dir nichts erzählt, weil ich es zuerst low-key halten wollte. Tatsächlich habe ich es wirklich niemandem erzählt und gerade bist du die Erste.«, offenbarte ich ihr und harkte mich unter ihrem Arm ein, um sie irgendwie stillhalten zu können. »Wir wissen gerade selbst nicht, was wir jetzt sind. Die gute Sache ist, dass wir uns eine Beziehung miteinander vorstellen können.«

»Wenn ihr euch eine Beziehung miteinander vorstellen könnt, warum seid ihr nicht in einer?«, fragte sie mich und konnte es nicht nachvollziehen.

»Wir wollen es in Ruhe miteinander ausdiskutieren oder so.«, murmelte ich und schaute dabei seufzend aufs Spielfeld. »Hört sich blöd an, aber in unserem Fall wahrscheinlich sehr logisch.«

»Ich bekomme langsam das Gefühl, dass du den zukünftigen König datest.«, machte sie sich darüber lustig und brachte mich damit auch zum Lachen. »Lern ich ihn auch einmal kennen?«

»Hmm bestimmt.«, schmunzelte ich und war wirklich froh darüber, dass sie das Thema einfach sein ließ und sich mit mir das Fußballspiel anschaute.

Aus einem Trip für Drei wurde ein Trip für Zwei, da Brooklyn aus zeitlichen Gründen nicht mitkommen konnte und indirekt klarmachte, dass ihr Länderspiele am Arsch vorbei gingen. Ihre Abwesenheit änderte nichts daran, dass Leo und ich zusammen nach Leipzig fuhren und uns schon einen Tag vor dem eigentlichen Spiel in Leipzig aufhielten. Ein kleiner Ausflug in der Stadt befreite mein Kopf schon ein bisschen und die Vorfreude auf das Spiel wuchs mit jeder Minute.

Unser Trip erreichte seinen Höhepunkt als Leo und ich das erste Mal irgendwo VIP saßen und das volle Programm spüren durften. Innerlich sprang das Kind in mir auf und ab und wollte am liebsten gar nicht, dass der heutige Tag endete. Doch leider fand der heutige Tag sein Ende und das mit einem unentschiedenen Spiel. Die Enttäuschung der Fans war in unserem Bereich zu spüren und auch ich merkte, dass ich das deutsche Team viel lieber gewinnen sah als das sie unentschieden spielten.

»Ich hab mir wirklich mehr erhofft.«, entkam es aus Leo, die ihre Tasche von ihrem Schoss nahm und aufstehen wollte.

»Warte! Willst du dich jetzt echt durch eine verschwitzte  Menschenmenge quetschen? Lass noch ein bisschen sitzen bleiben.«, griff ich schnell nach ihrer Hand und fühlte mich gerade nicht wirklich danach, jetzt das Stadion zu verlassen. Besonders dann nicht, wenn das komplette Stadion versucht gleichzeitig nach Hause zu kommen. »Erspart uns eine Prügelei.«

»Stimmt.«, nickte sie und ließ sich wieder zurück auf ihren Sitz fallen. »Dann kannst du mir endlich ein Bild von deinem bald Freund zeigen.«, grinste sie und wackelte dabei mit ihren Augenbrauen, als ich meinen Kopf zu ihr drehte und somit meinen Blick von meinem Handy nahm.

»Hab kein Bild.«

»Lügnerin. Du hast ein Bild von ihm!«, konterte sie wie aus der Pistole geschossen. »Zeig mir ein Bild, sonst glaube ich weiterhin daran, dass du ein Sugar Daddy hast!«

»Glaub doch.«, zuckte ich mit meinen Schultern und versuchte Leo in den nächsten Minuten zu ignorieren.

Irgendwann hörte sie mit der Fragerei auf und beschäftigte sich mit ihrem Handy bis sie mich dann plötzlich anstupste – viel mehr rammte sie mir ihren spitzen Ellebogen in die Rippen – und mit ihrem Finger runter aufs Spielfeld zeigte. »Ich denke, er meint dich.«, sagte sie und machte mich auf einen Spieler aufmerksam, den ich tatsächlich nur sehr schwer erkennen konnte. Es kam schon soweit, dass ich die Augen zusammenkneifen musste und nur schwer erkannte, dass es sich um Florian handelt.

Was ich mir natürlich hätte denken können.

»Will er, dass wir runter kommen?«, harkte ich nach und verstand nicht, was er gerade aus gefühlt fünftausend Meter Entfernung wollte. Auch Leo war sich nicht sicher, wollte dennoch runter und nahm ihre Sachen. Da ich keine andere Wahl hatte als ihr zu folgen, nahm ich meine Tasche und folgte ihr. Mein Herz schlug immer schneller und ich wusste, dass ich ihr die Sache mit Florian nicht mehr verheimlichen konnte.

»Du siehst da oben aus wie eine Ameise.«, lachte ich unter meiner Maske und wollte in diesem Moment nicht riskieren, dass mich irgendeiner von seinen Fans filmte und ich mein Gesicht heute Abend auf Tik Tok fand.

»Du brauchst einfach nur eine Brille.«, lachte er darüber und begrüßte Leo neben mir, die in ihrem Kopf die Puzzleteile versuchte zusammenzusetzen. »War das Spiel trotz Unentschieden noch irgendwie angenehm anzuschauen?«, fragte er mich und schaute mir in die Augen.

»Sicher!«, nickte ich mit meinem Kopf und strich mir eine Strähne hinters Ohr. »Blöd, dass es zu keinem Tor gekommen ist. Nächste Mal vielleicht, aber was ist schon die Nations League? Ein unnötiger Wettbewerb, um die Verletzungsgefahr unter den Spielern zu erhöhen.«, gab ich meine Meinung dazu und brachte ihm zu schmunzeln.

»Richtig.«, stimmte er mir zu und zog sich im nächsten Moment das Shirt über seinen Kopf. Darunter behielt er Langarm Shirt an unf reichte mir anschließend sein Trikot. »Hier. Ist ein bisschen dreckig und riecht velleicht nach Schweiß. Aber das ist nichts, was eine Waschmaschine nicht beheben kann.«, scherzte er herum und lehnte sich leicht über die Bande.

»Danke.«, bedankte ich mich und wusste nicht, was ich tun sollte. Ihn einfach umarmen oder küssen? Somit lächelte ich ihn einfach unter der Maske an.

»Ich denke, ich hab das zwischen euch beiden nun langsam gecheckt.«, meldete sich Leo neben mir. »Er ist es, nicht wahr?«

»Was?«

»Du und er!«

»Ich weiß wirklich nicht–«, fing ich an und wollte mich noch in diesem Moment herausreden.

»Ach, was sollts.«, kam Florian mir zuvor, zog meine Maske ein Stück herunter und drückte seine Lippen auf meine. Der Kuss hielt nicht sehr lange an, dennoch bestätigte er ihre Gedanken und machte es für sie wohl offiziell. Ein Grund für Florian mich mit einem frechen Grinsen anzuschauen und stumm das Wort »Ups« mit seinen Lippen zu formen.

»Das hätte mir gerade wirklich erspart bleiben können, aber hey! Ich bin froh, dass Aïssata vielleicht nicht alleine sterben wird.«, lachte sie und nahm mich in den Arm, während ich sie mit einem leicht beleidigten Blick anschaute.

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𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt