kapitel siebenundzwanzig' ein alter schulfreund

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—SIEBENUNDDREIZIG
❝EIN ALTER SCHULFREUND❞



Eine Woche reichte eindeutig nicht aus, um komplett London erkundigen zu können. Natürlich hatte ich einen Großteil zu Gesicht bekommen, den ich schon immer sehen wollte. Dennoch fehlten ein paar Sachen, die ich ebenfalls gerne noch vor unserer Abreise gesehen hätte. Doch da sich meine genommenen Urlaubstage für die erste Osterwoche immer mehr dem Ende neigten und der Rest sich wieder ihren Pflichten als Studentinnen widmen mussten, tummelten wir uns schon sehr früh am Morgen am Flughafen und merkten, dass uns die Woche mehr als nur auseinander genommen hatte. Allein an einem Tag sammelten wir über zehntausend Schritte in der britischen Hauptstadt, um uns nicht unnötig in eine volle Bahn zu quetschen. Toll für unseren Körper, doch die Erschöpfung sah man uns direkt an.

»Mein Schädel brummt.«, murmelte Julie neben mir und sprach nur das aus, was auch ich mir dachte.

Mein Kopf brummte wie verrückt und ich bereute es sofort, nicht auf meinen eigenen Verstand gehört zu haben. Wie schon immer behauptet, sah ich mich selbst nicht als ein Typ, der für Nachtklubs geschaffen wurde. Wenn ich mich dort blicken ließ, dann hauptsächlich wegen meinen Freunden und oftmals nicht aus eigenem Interesse. Auch diesmal ließ ich mich dazu überreden, was in diesem Fall tatsächlich sehr einfach war.

„Es ist unserer letzter Abend hier in London.", brauchte Julie nur aussprechen, um mich zu überreden. Zuerst zögerte ich mit meiner Entscheidung, da die Idee nicht nur von meinen Freundinnen kam, sondern auch von den Jungs. Die blieben weiterhin in London, während wir wieder zurück mussten. Doch auch sie fanden, dass wir den letzten Abend in der Hauptstadt in einem Nachtklub ausklingen lassen sollten. Und da Maxi durch seinen Cousin den besten Nachtklub in der Nähe kannte, war die Sache praktisch beschlossen.

Mich fragte man hauptsächlich nur aus Freundlichkeit und nun sah ich, wohin die Freundlichkeit mich führte.

»Asperin hat nicht zufällig einer, oder?«, warf ich die Frage in die Runde und bekam daraufhin kaum eine Antwort. Tinka schlief ihren Rausch auf einer der Bänke aus, Madga hörte mich kaum durch ihre laute Musik und Elisa starrte komplett benommen durch die Gegend. Dazu sah sie auch ziemlich mitgenommen aus. Nur Julie, die sich ihren Fischerhut tief ins Gesicht gezogen hatte, gab mir eine Antwort in Form der nonverbalen Kommunikation. Ein Kopfschütteln. »Super.«, seufzte ich und schloss meine Augen, während ich meinen Kopf leicht nach hinten warf.

Da ein einziger Blick in den Spiegel komplett ausreichte, um mich vor meinem eigenen Spiegelbild zu erschrecken, verdeckte eine Sonnenbrille meine Augen und die Kapuze von meinem Hoodie meine zerzausten Haare, für die ich sicherlich keinen einzigen Nerv hatte.

Direkt nach dem Besuch im Nachtklub ging es noch kurz in unser Hotel, um unsere Sachen zu holen und dann anschließend ins Hotel zu fahren. Natürlich schaute keiner von uns menschlich aus. Und ein bisschen glaubte ich, dass der Alkohl kein bisschen mein Körper verlassen hatte.

»Ich schwöre, ich bin tot für heute. Ich will nachher nichts anderes machen als in mein Bett zu schlafen.«, nahm ich eine Audio an Flo auf und wollte mit ihm um die Uhrzeit mein Leid teilen, worauf ich nun nicht wirklich eine schnelle Antwort erwarte. »Nee. Ich will lieber mit dir kuscheln, Flori. Das hab ich jetzt seit einer Woche nicht mit dir, was mich traurig macht.«, schmollte ich leicht und nahm noch immer nicht meinen Daumen von der Aufnahme. »Ich liebe dich, Flori.«, verabschiedete ich mich anschließend und beendete es.

»Aïssa ist verliebt!«, sagte Julie neckend und klang ebenfalls nicht danach, als hätte der Alkohol ihr Körper verlassen. »Wenn er nur wüsste, dass du dich wieder mit deinem Ex herumtreibst. War er mal eifersüchtig?«, fragte sie mich und grinste breit, als in ihre Richtung sah.

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt