kapitel dreißig' ich wusste nicht, dass wir nur freunde sind

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DREIIG
ICH WUSSTE NICHT, DASS WIR NUR FREUNDE SIND

Und wie ich es mir und meinen Freunden versprochen hatte, saß ich am nächsten Tag im Wartezimmer und wartete auf meine beste Freundin und ihren Freund, die beide ebenfalls Florian besuchen wollten. Da ich seit Stunden auf keinen anderen Gedanken kam, als meinen Freund im Krankenhaus zu besuchen, zogen sich die Stunden dementsprechend wie ein Kaugummi. Durch meine Unkonzentration, die ich hauptsächlich auf den Invaliden im Krankenhaus schob, passierten mir auf der Arbeit hin und wieder ein paar Fehler, wofür ich auch sehr in die Schranken gewiesen wurde. Natürlich konnte ich Kritik meiner Arbeitskollegen verstehen, die sie mir nach der Arbeit – oder gar während der Arbeit – an den Kopf warfen, und hätte sie mir auch echt zu Herzen genommen, was hinterher zu einem tränenreichen Treffen auf der Damentoilette oder im Auto – je nach meiner Willensstärke – geführt hatte.

Aber heute konnte mir tatsächlich niemand etwas, da meine Gedanken für keine Sekunde um die Arbeit oder meine eigene Person kreiste.

Vielleicht tauchte die Kritik meiner Arbeitskollegen in meinem Kopf wieder auf, wenn ich auch nur einen Fuß aus dem Krankenhaus setzte, aber darüber wollte ich mich nach der Besuchszeit kümmern.

Nach weiteren fünf Minuten warten, tauchte dann auch schon meine beste Freundin alleine auf und erklärte mir, dass sie und Nicolai schon seit zehn Minuten nach einer Parklücke suchten und auch in der Umgebung nichts fanden. Dementsprechend ließ sie ihren eigenen Freund mit dem Problem zurück, um jetzt neben mir stehen zu können und mich nicht länger auf sie warten zu müssen.

»Ich hab nicht gewusst, was ich ihm holen sollte. Ich meine, Jungs stehen nicht wirklich auf bunte Blumen oder haben eine bestimmte Blumenart gern. Tatsächlich war ich mir auch unsicher, da er ja mit dir zusammen ist und du Pflanzen wortwörtlich liebst und es irgendwas an dir geben muss, was er liebt.«, lachte sie leicht auf und zeigte mir die Karte, die sie extra für Florian geholt hatte. Ein kurzer Blick in ihrer Richtung brachte sie dazu ihre Aussage als einen kleinen Scherz zu bezeichnen, was ich in der ersten Sekunde auch als einen aufgefasst hatte und es ihr tatsächlich auch nicht böse nahm. »Es kann vielleicht sein, dass Nico dich, mich und all unsere Freunde hasst, weil er wie ein Verrückter durch die Gegend fahren musste, aber immerhin tauchen wir hier nicht mit leeren Händen auf.«, erklärte sie mir und öffne anschließend die Karte.

»Du bist echt die Beste, Tinka.«, sprach ich aus und konnte mir das breite Lächeln über mein ganzes Gesicht nicht verkneifen. »Jetzt ohne Witz. Du hättest es nicht tun müssen.«

»Und trotzdem hab' ich es getan, weil ich die Beste bin und du meine beste Freundin. Wie Junior gestern sagte, Florian ist mit dir zusammen. Also hat er uns an der Backe.«, erwiderte sie darauf und schaute mir für einen Augenblick in die Augen mit einem breiten Grinsen und räusperte sich anschließend: »Ebenso fand Nico es zum Kreischen ihm einen FC Köln Schlüsselanhänger zu holen.«

»Er hat sein Versprechen echt gehalten.«, schmunzelte ich und lief mit ihr gemeinsam zu den Aufzügen. »Sicherlich macht er mich nachher dafür verantwortlich, wenn Flo ihn fragen sollte, warum zur Hölle er ihm ein Köln Schlüsselanhänger geholt hat.«, verdrehte ich meine Augen und konnte mich noch genau an die Unterhaltung mit Nico erinnern, der mir gestern nicht nur eine Sache versprochen hatte. Da er ein Versprechen hielt, war ich mich nicht mehr allzu sicher, ob er nicht noch ein Versprechen einlöste.

»Keine Frage. Er wird dich dafür verantwortlich machen. Vorhin musste er sich auch schon auskotzen bei mir und ich schwöre, der ist schlimmer als wir beide zusammen.«, teilte sie mir mit und trat zuerst in den Aufzug ein. »Willst du, dass Florian nicht mehr aus dem Krankenhaus kommt?«, wechselte sie plötzlich das Thema und brachte mich leicht aus dem Konzept. Erst als sie auf die Box in meinen Händen zeigte, konnte ich ihr wieder folgen. »Die Biscoff Küchlein sind die schlimmsten! Sie schmecken zwar himmlisch, aber die tun einen echt nicht gut. Ich glaube sogar, dass sie mir letztens auf die Hüfte gegangen sind.«, sagte sie und drehte sich dabei zur Seite, um sich im Spiegel anschauen zu können.

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt