Hey :)
Hier kommt ein kleines Special, dass euch ein bisschen Einblick in Louis' Gedanken geben soll!
Viel Spaß beim Lesen ♡----------------------------------------
Louis' Sicht
Tick-tack, tick-tack.
Das regelmäßige Ticken des Weckers klang in meinen Ohren so laut wie Donnergrollen. Es war das einzigste Geräusch, welches die Nacht füllte, abgesehen von Harrys gleichmäßigem Atem.
Dunkelheit lag wie eine erstickende Decke über London, nur wenige Sterne blitzten am Nachthimmel auf und der Mond war kaum mehr als ein weißer Streifen, der bloß wenig Licht spendete.
Stumm saß ich auf dem Schreibtischstuhl und starrte hinüber zu Harry. Er lag in seinem Bett und schlief, was man um diese Uhrzeit auch nicht anders erwarten konnte.
Trotz den bedingten Lichtverhältnissen wusste ich, dass er friedlich träumte und einige Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht.
Ich beobachtete Harry jede Nacht beim Schlafen, dass ich nun jeden seiner Gesichtszüge, jede seiner Schlafposotionen kannte und ich auch ohne Licht wusste, wie er nun gerade da lag.
Obwohl ich nur seine Silhouette erkennen konnte, starrte ich Harry unentwegt an, etwas Besseres hatte ich nicht zu tun.
Nacht für Nacht saß ich hier und tat nichts, außer in die Dunkelheit zu starren und ab und an einmal zu seufzen.
Mein Leben war erbärmlich - oh nein, ich hatte ja noch nicht mal ein richtiges Leben! Naja, vor vierzehn Jahren hatte ich eines, aber jetzt... Manchmal wusste ich wirklich nicht, was ich davon halten sollte, ein Schutzengel zu sein. Eigentlich sollte ich total dankbar dafür sein, nach dem Tod noch eine Chance bekommen zu haben und noch auf der Erde sein zu können. Aber irgendwie war ich das nicht. Es war einfach Nerven zerreißend, jeden Tag nur mit der gleichen Person sprechen zu können, jeden Tag nur von der gleichen Person gesehen zu werden und vorallem auch noch immer auf diesen Menschen aufzupassen. Um ehrlich zu sein, hatte ich die Nase mehr als voll vom Schutzengel sein, am Anfang war es noch ganz interessant gewesen, aber jetzt, nach vierzehn Jahren, war es zum kotzen.
Es gab Tage, an denen ich so gut wie gar nicht beachtet wurde, weil Harry entweder arbeitete oder sich mit seinen Freunden traf. Das einzigste, was ich dann tat, war daneben stehen und aufpassen, dass ich auch ja nichts anfasste.
Insgeheim hatte ich gehofft, dass Harry dieses Thema irgendwann ansprechen würde, seitdem er mehr oder weniger wusste, dass mir dieser ganze Schutzengel-Kram ziemlich zu Kopf gestiegen war. Doch er hatte es nie getan. Er verstand es immernoch nicht. Harry verstand nicht, wie nutzlos und allein gelassen ich mich an manchen Tagen fühlte, wenn sich in mir ein Sturm aufbraute, ich ihn aber nie loslassen konnte, weil da niemand war, der mich verstehen würde. Da war nur Harry und ich wusste ja, dass er sein bestes gab, mir zu helfen, aber er schaffte es nicht.
Es gab niemanden, der mich wirklich verstand.
Ich hatte keine Ahnung, wo es da draußen andere Schutzengel gab, die Tag für Tag das Selbe durchmachten wie ich. Schutzengel konnten einander weder sehen, noch hören. Ich war mir sicher, dass dies dabei helfen sollte, dass die Schutzengel stets auf ihre Arbeit fokussiert waren und sich nicht miteinander verbündeten und einen Aufstand planten, oder so etwas.
Ein leiser Seufzer entglitt mir und mein Blick wanderte aus dem Fenster, in den tiefblauen Himmel.
Der Himmel hatte irgendwie immer eine beruhigende Wirkung auf mich. Er war so groß und endlos weit, mal hell und klar, mal trüb und dunkel, wie eine Menschenseele. Manchmal hatte ich das Gefühl, mich im Himmel zu verlieren. Vielleicht war jeder Schutzengel so besessen vom Himmel, ich wusste es nicht. Auf jedenfall überlegte ich mir nachts oft, wie schön es wohl sein musste, durch den Himmel zu fliegen, den Wind an sich vorbeirauschen zu spüren und sich einfach frei zu fühlen. Aber leider durfte ich das nicht. Meine Flügel durfte ich nur "im Notfall" verwenden.
Ich schnaubte verächtlich.
Das war doch lächerlich! Vierzehn Jahre lang trug ich sie mit mir herum und kein einziges Mal hatte ich sie schon benutzt. Was hatte das bitte für einen Sinn!?
Ich fragte mich, ob es irgendwo wohl freie Engel gab. Leute die, so wie ich, schon einmal gestorben waren, aber von irgendeiner Macht, sei es Gott oder sonst wer, eine zweite Chance bekommen hatten. Nur mit dem Unterschied, dass sie eben frei waren. Keine Vorschriften hatten, keinen Menschen, an den sie gebunden waren, wie eine Mutter an sein Kind.
Wenn es freie Engel gab, dann flogen sie sicher durch den Himmel und hatten eine Menge Spaß - und ich saß hier herum und langweilte mich, während Harry pennte. Das machte mich schon irgendwie runter.
Aber es gab auch gute Seiten am Schutzengel sein, das war mir ebenfalls bewusst.
Man hatte einen starken Beschützerinstinkt, fühlte sich wichtig und hatte eine starke Verbindung zu seinem Schützling. Außerdem hatte ich den Vorteil, dass Harry wusste, wer ich war und mich wirklich mochte, was nicht immer so gewesen war. Ich erinnerte mich noch gut an die ersten paar Tage außerhalb von Harrys Körper. Ich war ihm so auf die Nerven gegangen! Es hatte schon Spaß gemacht ihn zu ärgern, aber irgendwann hatte es nicht mehr geklappt, irgendwann begann meine fröhlich und unbeschwert wirkende Fassade zu bröckeln und war schließlich in sich zusammen gefallen. Dieser Zeitpunkt war an einem Morgen gewesen, Harry war aufgewacht und hatte mich auf dem Boden sitzen gesehen... Danach hatten wir geredet. Doch ich hatte ihm damals nicht die ganze Wahrheit erzählt.
Harry hatte so lange nicht gewusst, wer ich war. So oft hatte ich ihm Zeichen gegeben, Träume geschickt, aber er hatte es erst so spät begriffen. Ein bisschen hatte mich das schon verletzt, ich dachte er würde sich schneller an mich erinnern. Nach einer Weile hatte ich sogar geglaubt, er würde es nie herausfinden. Aber zum Glück war dieser Gedanke nicht wahr, Harry wusste endlich wer ich war und es fühlte sich gut an, meinen Freund wirklich wieder zu haben.
Irgendwie war ich mir noch nicht ganz sicher, ob Harry schon richtig realisiert hatte, dass ich immer bei ihm gewesen war. Seine Gedanken hatten sich überschlagen, ich hatte es an seinem Blick erkannt, als wir im Park gesessen hatten. Vielleicht brauchte er einfach etwas Zeit, um alles zu verarbeiten.
Der gestrige Tag war anfangs wirklich gut gewesen, bis Harry unbedingt wieder nach draußen wollte. Ich konnte die Öffentlichkeit nicht leiden, weil ich mich dort immer wie Luft verhalten musste. Deshalb wusste ich auch nicht so recht, was ich von dem geplanten Urlaub auf Mallorca halten sollte. Harry würde die ganze Zeit mit Niall, Zayn und Liam zusammen sein, ich hatte wirklich keine Lust zwei Wochen lang nicht zu sprechen. Und wann sollte ich denn dann bitte irgendwas essen oder trinken!? Manchmal bereute ich es wirklich, nicht in Harrys Körper geblieben zu sein, wo doch alles so schön unkompliziert gewesen war. Ich hatte gegessen, wenn Harry gegessen hatte, hatte alles was er tat richtig miterlebt. Wenn ich könnte, dann würde ich mich wieder in seinem Körper verkriechen, aber das ging ja leider nicht! Ich hatte echt keinen Plan, wieso alles immer so kompliziert sein musste. Ich meine, wieso gab es Schutzengel überhaupt? Sollten die Menschen doch selbst auf sich aufpassen, anstatt uns die Arbeit zu überlassen. Am Schluss lohnte es sich doch sowieso für nichts! Manche Leute hatten keinen Schutzengel und kamen trotzdem ganz gut zurecht.
Ich stützte meinen Arm auf dem Knie ab und vergrub meine Finger dann in meinen braunen Haaren.
Ich konnte hören wie Harrys Bettdecke raschelte und er sich zur Seite drehte.
Ohne nachzudenken erhob ich mich geräuschlos von dem Schreibtischstuhl und tappte hinüber zu Harrys Bett.
Jetzt wo er sich zur Seite gedreht hatte, wurde sein Gesicht vom fahlen Mondlicht angestrahlt. Wie ich es vorhin vermutet hatte, fielen ihm einige seiner braunen Haarsträhnen ins Gesicht und sein Mund stand einen Spalt breit offen. Die Augen hatte er geschlossen.
Die Decke war nur bis zu seiner Hüfte hochgezogen und so konnte ich erkennen, wie sich Harrys Brustkorb unter seinem Shirt regelmäßig hob und senkte.
Vorsichtig ließ ich mich auf die Bettkante sinken und der Schatten meines Körpers fiel auf Harry herab.
Ich musterte ihn eine Weile. Wie gerne würde ich jetzt auch in einem weichen Bett liegen und träumen. Aber das war leider unmöglich, wie so viel Anderes im Leben eines Schutzengels. Ja, eigentlich war Schlafen etwas total Normales, doch für mich war es irgendwie jede Nacht aufs Neue beeindruckend. Die Ruhe, die Harrys Körper dabei ausstrahlte hatte auch eine seltsam besänftigende Wirkung auf mich.
Es war schon über vierzehn Jahre her, seit ich selbst das letzte Mal geschlafen hatte.
Das letzte Mal, als ich es tat, kam meine Mutter wie jeden Abend in mein Zimmer und setzte sich auf die Bettkante, wie ich es jetzt bei Harry tat. Dann hatte sie gefragt, wie mein Tag gewesen war und ich hatte es ihr erzählt. Sie hatte genau zugehört und mich nie unterbrochen. Nachdem ich geendet hatte, beugte sie sich zu mir herunter und gab mir einen Gutenachtkuss, gegen den ich mich immer angeekelt gewehrt hatte. Dann war sie aufgestanden, hatte das Licht ausgemacht und war gegangen.
Ich schloss für einen Moment die Augen. Ich würde alles dafür geben, so einen Abend noch einmal zu erleben.
Plötzlich hörte ich Harrys Bettdecke erneut rascheln und sofort schlug ich die Augen wieder auf. Ich wollte nicht, dass er mich hier sitzen sah!
Doch er hatte seinen Arm nur von sich gestreckt, so dass seine Fingerspitzen meine Hand, die ich auf der Matratze abgestützt hatte, streiften.
Mein Blick blieb an seiner Hand hängen und ohne wirklich darüber nachzudenken, hob ich langsam den Arm und fuhr mit den Fingerkuppen vorsichtig über Harrys Handfläche. Sie war warm, so wie jede menschliche Hand es war.
Meine hingegen war eiskalt, wie die einer Leiche, und so fühlte sich Harrys Haut für mich ungewöhnlich heiß an.
Ich zuckte zurück und presste meine Hand gegen meinen Brustkorb, doch dadurch konnte ich nichts bewirken, mein kompletter Körper war kalt und hatte nicht die Fähigkeit irgendetwas zu wärmen. Das einzigste zu dem er im Stande war, war jemanden damit zum frieren zu bringen.
Ich ballte meine Hand zu einer Faust zusammen und vergrub sie unter einem Zipfel von Harrys Bettdecke.
Manchmal wusste ich selbst nicht genau, was ich von mir halten sollte. Im Grunde genommen war ich nicht mehr als ein toter Körper mit unsichtbaren Flügeln, der von meinem Geist angetrieben wurde. Irgendwie war das merkwürdig und wiederwärtig...
Im nächsten Moment verdammte ich mich für diesen Gedanken. Ich hatte nicht vor, zu einer Person zu werden die sich selbst hasste. Nein, ich war zufrieden mit meinem Charakter und meinem Aussehen, ich konnte nur das Wesen das ich war nicht mehr wirklich leiden. Ein Schutzengel. Allein der Name machte mich wütend. Wie schon gesagt, inzwischen fand ich meinen Job zum Kotzen.
Aber es brachte nichts, meine Arbeit zu hassen, ich konnte ihr sowieso nicht entfliehen. Ich war auf ewig an meine Pflichten gekettet, bis zu Harrys Tod, der hoffentlich noch sehr weit entfernt war.
Ich erschauderte bei dem Gedanken, Harry sterben zu sehen. Das Sterben selbst war nicht sehr schlimm, aber dann in dieses Nichts zu fallen, zu wissen dass es gleich vorbei war, war grausam.
Ich schüttelte hastig den Kopf. Es war einfach nur hobbylos hier zu sitzen und über den Tod nachzudenken.
Vorsichtig stand ich auf, ohne jegliche Geräusche zu verursachen. Als ich zurück zum Schreibtischstuhl glitt, fiel mir ein schmaler Lichtstreifen aus dem Augenwinkel auf. Ich wandte den Kopf aus dem Fenster und bemerkte, dass der Sonnenaufgang begann.
Der dunkle Himmel färbte sich langsam rosa und die Sonne kletterte als glühender Feuerball daran hinauf.
Ich ließ mich auf den Stuhl gleiten, während ich weiterhin den Sonnenaufgang beobachtete.
Bald würde Harrys Wecker klingeln, das bedeutete ein neuer Morgen brach an, ein gewöhnlicher, stinklangweiliger Tag im sogenannten Leben eines Schutzengels.---------------------------------------------
So das wars und ich hoffe es hat euch gefallen :3
Über Votes und Kommentare würde ich mich freuen ;)LG Justalittleflower
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Guardian Angel (a One Direction Fanfiction)
Fanfic// Hätte ich gedacht, dass es Schutzengel gab - was ich bis zu diesem Moment eigentlich nicht getan hatte - dann hätte ich sicher nicht geglaubt, dass sie SO waren. Frech, grinsend und einfach so unschutzengelig! (Auszug Kapitel 2) // Harry Styles i...