Kapitel 11

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Thomas spürte Manuels Hand, die mit leichtem druck auf seiner Hüfte lag. Er spürte Manus Schulter, die sich sanft gegen seine eigene wölbte. Er hörte in der Ferne leise Lips Stimme, die immer lauter wurde. Thomas riss sich von den wilden Gefühlen, die sich langsam in ihm ausbreiteten los und richtete seine Aufmerksamkeit auf Lip. Philipp stand in der Mitte der Kabine, umgeben von seinen Teamkollegen und Trainern. Es stand das letzte Gruppenspiel in dieser WM an. Kurz vor dem Turnier hatten sich alle in der Kabine zusammengestellt und einen Kreis geformt, eng standen sie zusammen.

"... Ich wünsche mir ein gutes Spiel. Wir müssen aktiv und aggressiv gegen die Amerikaner agieren. Dennoch heißt aggressiv nicht draufgehen, es heißt zum Gegner hingehen, ihn verwirren, ihn zu Fehlern zwingen. Wir müssen offensiv wie defensiv wachsam sein. Wir dürfen die Amerikaner nicht durchkommen lassen." Lip macht eine kurze Pause. "Wir sind eine Mannschaft, eine Familie, wir kennen uns, wir arbeiten zusammen. Wenn die Amerikaner heute einfach sind, dann gibt es heute nur einen Sieger und das sind wir. Wir gehen da gleich raus und hauen die weg!", brüllte Lahm durch die Kabine. "Aber sowas von.", jubelte Basti mit einem frechen grinsen zurück. Alle klatschten wild durcheinander und lösten sich aus dem Kreis. Das Team war voller Euphorie.

Thomas spürte wie Manus Hand langsam von seiner Hüfte rutschte, er schaute unsicher nach oben und versuchte in Manuels Gesicht zu schauen. Manu schaute allerdings direkt in Thomas' Augen und lächelte Thomas liebevoll an. Die Gefühle die Thomas vorhin zurück geschoben hatte, kamen abrupt und mit so einer Wucht zurück, dass Thomas zusammenzuckte.

"Ist alles gut?" Thomas nickte sofort unbeholfen, schüttelte seinen Kopf um von den aufgekommen Gefühlen wieder davon zu kommen und lächelte schief zurück. "Ja alles ist gut." Manu schaute ihn kurz verwirrt an, sagte aber nichts mehr dazu. "Wir werden das gleich rocken.", sagte er stattdessen. "Ich weiß." Zum Abschied wuschelte Manu schnell, aber liebevoll, durch Thomas' Haare. Am Anfang hatte Thomas diese Geste verabscheut, doch nach einiger Zeit fing er an, gefallen an ihr zu finden und sie zu mögen. "Okay Männer, auf geht es. Macht den Deckel drauf.", rief Jogi seinen Spielern zu und klopfte Thomas abermals auf die Schulter

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Laut ertönte der Anpfiff der ersten Halbzeit in São Lourenço da Mata und hallte auch nach dem Anspiel der Amerikaner noch in Thomas' Ohren.

Deutschland hatte von Anfang an eine hohe Ballbesitz Quote, was sie gut in das Spiel brachte. In der neunten Minute spielte Özil einen schnellen Pass auf Podolski, der schräg ins Zentrum spielte. Der Ball war allerdings zu ungenau, der Torwart der Amerikaner schnappte sich den Ball bevor ein deutscher Spieler dazwischen kommen konnte. Das DFB-Team versuchte tief zu pressen, gaben den Amerikanern nur wenig Platz sich auszubreiten. Wenn die Amerikaner dann doch den Ball bekamen, waren sie mehr vorsichtig, als effektiv. Manuel hatte hinten wenig zutun, hielt den Kasten sauber.

Auch in der zweiten Halbzeit passierte nicht viel. Das deutsche Team fand immer wieder gute Chancen, kamen aber nicht zum entscheidenden Treffer. In der 55 Minute spielte Özil eine kurze Ecke auf Toni, Toni wiederum spielte zu Mesut zurück. Mesut schoss das Leder mitten in den  Strafraum. Lip erreichte den Ball mit seinem Kopf, stieß die Kugel richtig Tor. Howard streckte sich, stieß den Ball mit seinen Händen ungeschickt nach vorne.

Die amerikanische Abwehr war unvorsichtig, beachteten Thomas nicht, welcher sich leise in den 15 Meterbereich geschlichen hatte und an den Ball kam. Mit Wucht schoss Thomas das Leder nach vorne. Mit einer schönen Kurve, unhaltbar für den Torwart, landete der Ball im Tor. Eins zu Null für Deutschland! Thomas jubelte auf. Seine Teamkollegen stürmten sofort auf Thomas zu, fielen ihm um den Hals. Erleichterung erfüllte das Team. "Das war gerade richtig krass, du bist krass.", grinste Mats Thomas an. Thomas stieß Mats daraufhin spielerisch in die Seite. "Übertreib mal nicht, ich stand nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.", lachte Thomas zurück. "Aber danke Kumpel." Mats schlang seine Arme um Thomas' Körper, drückte ihn kurz an sich.

Love Is Pain - Neuller ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt