Kapitel 8

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Thomas setzte sich aufrecht hin. "Lisa-", Thomas' Stimme brach ab. "Ich hoffe ich habe dich nicht geweckt, ich wusste nicht genau wie viel Uhr gerade bei euch ist.", fing Lisa an zu sprechen. "Nein alles gut. Über was möchtest du-. Wolltest du reden?"

"Eigentlich wollte ich es irgendwann mit dir persönlich besprechen, aber ich glaube dazu kommen wir nicht.", nahm Lisa den Faden wieder auf, Thomas war leise. "Ich wollte das alles nicht.", schluchzte Thomas plötzlich herzzerreißend auf. "Ich wollte dir nie wehtun." "Thomas.", sagte Lisa leise. "Du hast mich verletzt, sehr sogar. Was ist passiert, warum hast du uns beide aufgegeben?"

Thomas würde kurz still, er schluckte schnell und versuchte sich wieder zu sammeln. "Lisa, ich habe dich, uns nicht aufgegeben, nicht so wie du es vielleicht denkst.", fing Thomas behutsam an. "Ich dachte immer ich muss eine Frau heiraten, ich dachte, dass dies von mir verlangt wird. Dass der Profisport dies von mir verlangt. Aber in Wirklichkeit habe ich mich selber dazu gezwungen dich zu heiraten, ich dachte, dann würde ich nochmal leben können, in gewisser maßen frei zu sein, weil keiner dann dumme Fragen stellen würde. Aber anstatt das ich Freiheit gespürt hatte, habe ich mich selber immer weiter eingesperrt. Es lag die ganze Zeit nicht an dir Lisa."

Thomas hielt gespannt seinen Atem an. Sein Herz schlug wild gegen seinen Brustkorb. Leise hörte er Lisa ein und ausatmen. "Du bist-?", dieses Mal brach Lisa ihren Satz ab. "Ja.", sprach Thomas fest. Er nickte, obwohl er wusste, dass Lisa ihn nicht sehen konnte. "Ich stehe auf Männer, Lisa. Ich bin Schwul." Thomas zitterte am ganzen Körper. Er hatte es jemanden erzählt, aber er fühlte sich nicht besser. Er spürte pure Angst.

"Warum hast du nie irgendwas gesagt?", hörte Thomas Lisa leise am anderen Ende der Leitung sagen. "Weil ich mich selbst nicht mochte, Lisa. Ich konnte das alles mit mir selber nicht ausmachen. Im Profisport hat sich bis jetzt noch keiner als Homosexuell geoutet. Weißt du überhaupt was für ein großer Skandal das wäre, wenn ich mich der ganzen Welt öffnen würde? Und jetzt, jetzt habe ich Angst-", zum Ende hin wurde Thomas immer leiser und verstummte dann komplett.

Thomas hörte ein leises Rascheln. "Und den Sex den wir hatten? War er auch nur gespielt und vorgetäuscht?" Lisas Stimme war emotionslos, was vielleicht noch schlimmer war, als wenn Thomas irgendwas aus ihr heraus lesen konnte. "Unsere Hochzeit war also nur gespielt, du hast mich nie wirklich geliebt?"

"Lisa ich-" "Du hast mich benutzt, du hast mir das Herz gebrochen, ich habe dich wirklich geliebt. Wenn du von Anfang an mit offenen Karten gespielt hättest-" Thomas unterbrauch Lisa. "Ich habe dich nicht benutzt, nicht so wie du vielleicht denkst, und wenn ich mit offenen Karten gespielt hätte, wäre ich jetzt nicht hier in Brasilien, ich würde Fußball nicht auf diesem hohen Level spielen können!"

"Fußball war dir ja schon immer wichtiger als deine Frau!", schrie Lisa in den Hörer. Thomas musste sich kurz beruhigen bevor er antwortete: "Das stimmt so nicht. Aber wenn ich Fußball spiele, ist alles um mich herum egal. Auf dem Feld kann ich alles vergessen.". Das Gespräch, welches am Anfang noch leise gestartet hatte, entwickelte sich nun zu einer wilden Debatte aus Angst, Verbitterung und Schmerz.

"Du wusstest die ganze Zeit das du Schwul bist und trotzdem hast du mich geheiratet. Was sollte das?" Leise rollten ein paar Tränen über Thomas' Gesicht. "Ich wollte normal sein Lisa, das war das einzige was ich damals wollte, es war mir egal mit welcher Frau. Aber jetzt, jetzt wollte ich so nicht mehr leben, ich wollte raus aus dem Gefängnis, das ich selbst erschaffen hatte. Unsere Hochzeit war trotzdem bis heute der schönste Tag in meinem Leben, Lisa. Egal ob ich dich je so geliebt habe wie du es verdient hast, du warst mir immer wichtig, ich weiß das ich dir sehr weh getan habe."

"Das entschuldigt dein Verhalten aber noch immer nicht. Du bist einfach gegangen.", fauchte Lisa. "Ich weiß Lisa, ich hätte anders handeln müssen, ich kann die Zeit aber nicht zurückdrehen.", kam Thomas Lisa dazwischen. "Tu nicht so." "Was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen? Ich kann nichts daran ändern das ich Schwul bin!" Thomas verlor langsam die Kontrolle. Mit aller Kraft versuchte Thomas sich zurück zuhalten, Lisa nicht auch anzuschreien. Er war nicht nur das Opfer, Lisa war es ebenfalls. Thomas war die ganze Zeit nur auf sich selbst ausgerichtet gewesen, auf seine eigenen Probleme und Sorgen. Er hatte komplett vergessen, dass er Lisa ebenfalls damit wehtun wird.

Love Is Pain - Neuller ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt