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- Mona -

Noch immer ziert ein zufriedenes Schmunzeln meine Lippen, als ich den Schlüssel in dem Haustürschloss herumdrehe und mit beschwingten Schritten durchs weitläufige Treppenhaus nach oben zu meiner Wohnung steige.

Dieser galante Handkuss zum Abschluss war wirklich ein meisterhafter Einfall meinerseits
gewesen.
Wie Romy mich angesehen hat….diese Mischung aus Überraschung, Schock und…Sehnsucht.

Eine Sehnsucht, die sie sich nach wie vor scheinbar nicht eingestehen will.
Eine Sehnsucht, die sie vielleicht sogar gar nicht so genau versteht oder gar in Worte fassen kann.
Aber nichtsdestotrotz eine Sehnsucht, die immer wieder in ihren Augen aufflammt, sobald sich unsere Blicke treffen…

Oh, wenn sie mich nur machen lassen würde…wenn sie sich mir endlich hingeben würde…

Aber gut.

Wenn sie noch nicht so weit ist, werde ich mich eben weiterhin in Geduld üben.
Irgendwann wird sie bereit sein.
Irgendwann wird sie sich dieser Anziehung zwischen uns nicht länger entziehen können…nicht länger entziehen wollen…
Diese prickelnde…pulsierende…kaum auszuhaltende Anziehung…

„Guten Tag, Mona.“

Beim Klang der missbilligenden und mir leider viel zu vertrauten Stimme erstarre ich und bleibe dabei so abrupt auf dem letzten Treppensatz vor meiner Wohnungstür stehen, als hätte mir jemand einen Eimer eiskaltes Brunnenwasser frontal ins Gesicht geklatscht.
Gleichzeitig spüre ich, wie die Luft um mich herum mit einem Mal dünner zu werden scheint und dabei gleichzeitig durch den aufdringlich süßen Duft schwerer einzuatmen ist.

Oh nein…
Nein, bitte nicht…nicht heute…
Bitte nicht ausgerechnet heute…

Meine Hand verkrampft sich um das vergoldete Treppengeländer und ich brauche mehrere Versuche, um den Kloß in meinem Hals vollständig herunterzuschlucken, bis ich mit klopfendem Herzen aufschaue und zu meiner Mutter empor blicke, die mit vor der Brust verschränkten Armen und ungeduldig klopfender High Heel Spitze auf dem kleinen Flur vor meiner geschlossenen Wohnungstür steht.

Ihr verkniffener Mund und die abfällig gekräuselte Nase unterstreichen ihr autoritäres  Erscheinungsbild, genauso wie der strenge Blick ihrer dunkelbraunen Augen, die im Gegensatz zu der sonst üblichen Wärme, die beispielsweise von Zoes Augen ausgeht, mehr der Ausstrahlung von totem Holz gleicht.

Als sie kaum merklich eine Augenbraue hochzieht, zucke ich unwillkürlich zusammen und spüre, wie meine Hand trotz des Klammergriffs um das Treppengeländer zu zittern beginnt.

„Guten…guten Tag…Mutter“, presse ich schließlich zwischen einigen weiteren Schlucken hervor, als mein Hals erneut Anstalten macht sich zuzuschnüren, woraufhin meine Muter nur mit einem abwertenden Schnauben zur Seite blickt.

„Wie überaus höflich von dir, diese längst überfällige Begrüßung zu erwidern. Wenn auch mehr als holprig und stockend, wenn ich das anmerken darf, aber nun gut, sei es drum“, sagt sie und zupft an dem Kragen ihres Kostüms, wohingegen ich immer noch vollkommen regungslos zu ihr hochschaue, bis sie schließlich tief aufseufzt, „hättest du nun wohl endlich die Güte, zu mir hoch zu kommen? Es schickt sich schließlich nicht, seine Angelegenheiten großspurig im Treppenhaus zu bereden und so sämtliche Nachbarn ungewollt daran teilhaben zu lassen.“

Angelegenheiten?
Was für Angelegenheiten hätten wir denn bitte zu bereden?

Ich versuche, mir meine Verwunderung darüber nicht allzu offensichtlich anmerken zu lassen und steige stattdessen, um Gelassenheit bemüht, die letzten Treppenstufen empor, bis ich schließlich direkt vor meiner Mutter stehen bleibe, die mich weiterhin prüfend mustert.

Leben Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 2) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt