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- Mona -

Das ist doch zum Verrücktwerden!

Begleitet von einem frustrierten Schnauben befördere ich das Lehrbuch mit einem kräftigen Stoß quer über die breite Holztischplatte von mir weg.
Ein Verhalten, welches mir ein pikiertes Naserümpfen und den dazu gehörenden missbilligenden Seitenblick von der knöchrigen Bibliothekarin einbringt, die gerade damit beschäftigt ist, ein paar Bücherregale weiter einige Werke der pädagogischen Fachliteratur wieder ihren ursprünglichen Plätzen zuzuweisen.

Aber mir ist das egal!
Vollkommen egal!
Soll mich der alte Besen doch finster anstarren und versuchen, mir mit seinem dinosaurierähnlichen Aussehen Angst einzujagen!
Lächerlich!
Einfach nur lächerlich!
Als ob dieser senile Bücherwurm mich auch nur ansatzweise auf andere Gedanken bringen könnte.
Gedanken, die mittlerweile schon seit mehr als zwei Wochen ausschließlich um ein einziges Thema kreisen…beziehungsweise um eine einzige Person…

Ich hole tief Luft, nur um diese mit einem herzhaften Seufzer wieder aus meinem Brustkorb zu entlassen, ehe ich mich geschlagen aufrichte und über die Tischplatte vorlehne, um nach dem weggestoßenen Buch zu greifen.

Ich verstehe das nicht…

Wie kann es sein, dass ich…sie…dass ich…Romy…einfach nicht aus meinem Kopf bekomme?
Das kann doch nicht sein!
Es ist, als wäre ich verflucht!
Verflucht und dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit diese rotblonde Frau in meinen Gedanken mit mir herumzutragen!
Das kann doch einfach nicht sein…

Der dumpfe Schlag, mit welchem ich das Buch wieder achtlos auf die Tischplatte unter mir fallen lasse, lässt nun auch ein paar andere Studenten an den Tischen um mich herum zu mir sehen, bis sie sich unter meinem gereizten Blick wieder hinter ihren Büchern verstecken.

Gut so.
Ich bin jetzt wirklich nicht in der Stimmung über das adäquate Verhalten in einer Bibliothek zu diskutieren.

Es grenzt ohnehin schon an ein Wunder, dass ich mich überhaupt zum Lernen hierhin bewegt habe.
Oder dass ich im Allgemeinen freiwillig und dann auch noch an einem Freitagnachmittag für die Uni lerne.

Wenn ich zu solch verzweifelten Mitteln greife, ist es wirklich mehr als ernst.

Und trotzdem hilft mir sogar diese Maßnahme nicht, Romy aus meinen Gedanken zu verbannen.

Warum?
Warum will mich die Erinnerung an sie und an unsere gemeinsame Nacht einfach nicht loslassen?

Gut, ich gebe zu, dass unsere Verabschiedung nicht unbedingt unverkrampft abgelaufen ist, aber das ist doch wirklich kein Grund, ständig an diese Frau denken zu müssen!
Andere Frauen sind mir bislang schließlich auch nicht so permanent im Gedächtnis geblieben…

Aber wiederum sind andere Frauen auch nicht wirklich mit Romy zu vergleichen.
Allein schon, dass ich mich auf eine gewisse Weise nach ihr sehne…

Irritiert über diesen Gedanken halte ich inne und blinzle ein paar Mal.

Ist es…ist es vielleicht einfach nur das?
Dass meine Neugier auf Romy…und die körperliche Anziehung zu ihr…schlichtweg noch nicht ausreichend befriedigt worden ist? Und das im wahrsten Sinne des Wortes?
Und dass ich deshalb permanent an sie denken muss?

Schließlich haben wir nur eine, wenn auch sehr leidenschaftliche Nacht miteinander verbracht.
Aber das ist, trotz unserer zuvor getroffenen Vereinbarung, wohl scheinbar doch kaum ausreichend, um eine Person in all ihren körperlichen Facetten kennen lernen und erforschen zu können.
Insbesondere, wenn man zuvor über Wochen hinweg von besagter Person ständig gereizt und provoziert worden ist...

Leben Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 2) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt