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- Mona -

„Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, Liebes..."

„Aber?"

„Nun..." Mit einem Räuspern wischt Wilhelmine ein letztes Mal mit dem feuchten Lappen in ihrer Hand über die Spülanrichte in meiner Küche, bevor sie diesen zur Seite legt und sich mit in die Hüfte gestemmter Hand zu mir dreht, „mit diesen derart ausgeprägten Rändern unter deinen Augen könntest du ohne Probleme in einer Geisterbahn arbeiten. Ohne zusätzliches Make Up."

„Vielleicht ist ja auch genau das mein Plan. Ein zweites Standbein schadet schließlich nie", erwidere ich mit einem schlichten Schulterzucken, woraufhin Wilhelmine jedoch nur
spöttisch das Gesicht verzieht und die Arme vor ihrer üppigen Brust verschränkt.

„Ich bitte dich, Mona. Ich kenne dich seit deiner Geburt und damit eindeutig zu lange, als dass du mir etwas vormachen könntest. Und bei allem Verständnis für deine Situation muss ich dir dennoch sagen, dass dir eine derartige Teilnahmslosigkeit in Kombination mit dieser gleichgültigen Form von Sarkasmus wirklich nicht steht."

Etwas...etwas vormachen?
Und meine...Situation?

Ein beklemmendes Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit, welches ich mit einem kräftigen Schluck jedoch zu verdrängen versuche.

„Worauf willst du hinaus?", frage ich stattdessen und drehe mich das erste Mal an diesem verboten frühen Morgen auf meinem Stuhl in Wilhelmines Richtung, deren Blick weiter ungetrübt auf mir ruht.

„Du verschweigst mir etwas. Und was immer es ist, es beschäftigt dich. Es beschäftigt und belastet dich sogar so sehr, dass du deinen ohnehin noch nie besonders vorbildlich geführten Haushalt noch mehr vernachlässigst und nun obendrein auch noch dich selbst. Oder willst du mir tatsächlich weiß machen, dass du in den Nächten der vergangenen Wochen mehr als vier Stunden am Stück geschlafen hast?"

„Na und?", erwidere ich und verschränke nun ebenfalls die Arme vor der Brust, während mein Magen sich noch etwas mehr zusammenzieht, „nur weil ich vielleicht in letzter Zeit etwas weniger schlafe, bedeutet dass doch noch lange nicht, dass mich etwas beschäftigt oder belastet. Ich...ich genieße einfach meine Freiheit und mein Studentenleben. Das ist alles."

„Deine...Freiheit...?"

Die Pause, die in Wilhelmines Stimme mitschwingt, lässt meinen Körper aus mir unerklärlichen Gründen verspannen und ich muss mich etwas auf meinem Stuhl aufrichten, um diese Tatsache einigermaßen kaschieren können.
Nichtsdestotrotz bemerke ich, wie sich mit einem Mal ein wissendes Lächeln auf Wilhelmines Lippen bildet.

„Du hast dich verliebt, nicht wahr?"

„V-Verliebt?! Ich?!"

Mein verächtliches Auflachen, welches allerdings mehr einem schrillen Ausruf gleicht, lässt Wilhelmine nur mit einem kopfschüttelnden Seufzer zur Seite schauen.

„Natürlich. Jetzt ergibt dein merkwürdiges Verhalten in den vergangenen Wochen auch endlich Sinn", sagt sie leise und fast schon mehr zu sich selbst, ehe sie mit einem weiteren Kopfschütteln herzlich auflacht, „meine Güte. Da dachte ich wirklich, dass ich dich auf meine alten Tage in- und auswendig kennen würde und dann übersehe ich doch glatt solche derart offensichtlichen Signale."

„Jetzt hör schon auf, Wilhelmine!", rufe ich und springe mit einem derart ruckartigen Satz von meinem Stuhl auf, dass die Haushälterin unserer Familie wieder zu mir sieht, „ich verliebe mich nicht, verstanden?! Ja, ich habe meinen Spaß mit diversen Frauen und genieße leidenschaftliche Stunden mit ihnen, aber das war's dann auch! Mehr ist da nicht! Und mehr wird da auch nie sein! Niemals!"

Leben Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 2) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt