# 36

593 62 1
                                    

- Mona -

„Kann ich dir etwas anbieten?“

„Nein, danke. Ich beabsichtige ohnehin nicht allzu lange zu bleiben.“

Gott sei Dank…

Wohlbedacht darauf, diesen Kommentar nicht laut auszusprechen, setze ich mich mit einem festen Biss auf meine Unterlippe neben meine Mutter auf die Wohnzimmercouch.

„Nun denn“, setzt meine Mutter nach einigen Sekunden peinlicher Stille an und schlägt mit wichtiger Miene ihre highheelbestückten Beine übereinander, „bevor ich zum eigentlichen Grund meines Besuches komme, möchte ich mich zunächst für mein Verhalten dir gegenüber bei unserer letzten Begegnung entschuldigen.“

„Ach ja?“ Wenig überzeugt ziehe ich eine Augenbraue hoch. „Für das gezwungene Abendessen mit diesem Geschäftspartnerspross, für deine verletzenden Worte oder für die
Ohrfeige?“

Die Mundwinkel meiner Mutter zucken gefährlich und ihre spitze Nase kräuselt sich zunehmend, als sie tief Luft holt.

„In erster Linie entschuldige ich mich für den letzten von dir angesprochenen Punkt. Diese Handlung war alles andere als damenhaft von mir gewesen. Was das Abendessen betrifft, hatten wir diesbezüglich eine Vereinbarung…“

„…Vereinbarung ist gut…“

„…und die gefallenen Worte am Ende des Abends hast du dir aufgrund deines unmöglichen Verhaltens eindeutig selbst zuzuschreiben, Mona.“

„Wenn du das sagst, Mutter…“ Ich mache mir nicht die Mühe, eine ohnehin sinnlose Diskussion zu beginnen und versuche stattdessen, meine Stimme nicht allzu reserviert klingen zu lassen, „und was verschafft mir nun die Ehre deines Besuches?“

„Kein Grund, auf derartig herablassende Weise geschwollen zu reden, junge Dame!“

Das sagt die Richtige…

Doch auch diese Bemerkung verkneife ich mir mit einem weiteren Unterlippenbiss, während meine Mutter sichtlich pikiert ihre Nase rümpft.

„Wie dem auch sei“, fährt sie schließlich fort und richtet sich noch etwas mehr in ihrer ohnehin schon kerzengeraden Haltung auf, „der Grund meines Besuches ist indirekt deinem desaströsen Verhalten an dem besagten Abend geschuldet.“

„Aha.“ Unbeeindruckt blinzle ich einmal. „Und wie soll ich das nun bitte verstehen?“

„Das will ich dir gerne sagen“, erwidert meine Mutter, wobei sich ihre schmalen Lippen zu einem künstlichen Lächeln verziehen, „da du es ja scheinbar in den letzten Wochen nicht für notwendig erachtet hast, dich angemessen bei dem Sohn von Herrn Fürchtenhans zu entschuldigen, habe ich noch einmal mit den Herrschaften gesprochen und die beiden sind dazu bereit, dir noch einmal eine Chance zu geben, um diesen ersten misslichen Eindruck vergessen zu lassen. Herr Fürchtenhans’ Sohn scheint nämlich glücklicherweise aus mir ehrlich gesagt nicht nachvollziehbaren Gründen sehr angetan von dir gewesen zu sein.“

„Vielleicht steht er ja darauf geohrfeigt zu werden“, murmle ich knurrend und unterdrücke dabei den in meinem Rachen aufsteigenden Würgereiz, „also…kann ich annehmen, dass ihr ein weiteres Treffen vereinbart habt?“

„Ganz richtig“, entgegnet meine Mutter mit einem sichtlich zufriedenen Lächeln, was mich vermuten lässt, dass sie meine geknurrte Bemerkung nicht mitbekommen hat, „und diesmal ist es auch nur ein Treffen zwischen Herrn Fürchtenhans’ Sohn und dir.“

Das wird ja immer besser…

Dann bin ich ja wirklich gezwungen, mich mit dieser einschläfernden Flachpfeife zu unterhalten…

Leben Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 2) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt