Das Wasser rauschte leise vor sich hin und ich beobachtete für wenige Sekunden, wie es über meinen Handrücken lief und dann das schmutzige Geschirr füllte, bis ein paar einzelne Klebreiskörner an der Oberfläche schwammen.
Seufzend betrachtete ich den schiefen Turm von Tellern, der sich, geradezu gefährlich instabil, neben mir auftürmte. So viel Abwasch hatte ich meist nur an den Wochenenden, wenn mal ein paar mehr Leute da waren und ausgerechnet dann musste mein Spüler kaputt gehen! Geld für einen neuen hatte ich kaum, da die Miete für mein Restaurant fast mehr verschlang, als ich in einem Monat einnehmen konnte.
Natürlich hätte ich es leichter haben können. Meine Eltern hatten genug Geld, doch ich wollte auf eigenen Beinen stehen, unabhängig sein, auch wenn das für mich hieß in einer winzigen Wohnung über dem Laden zu leben und zwölf Stunden am Tag zu arbeiten.Mein Blick wanderte nach oben und traf auf ein Foto, welches ich dort aufgehängt hatte. Darauf waren Atsumu und ich. Ich ließ es nur dort hängen, wenn ich wusste, dass er definitiv nicht hier vorbei schauen würde, denn ich wusste, dass er mich sicher liebend gern damit aufgezogen hätte. Ich fand es ja auch etwas kitschig von mir, aber jedes Mal wenn ich es sah, munterte es mich ein wenig auf. So zuckten meine Mundwinkel auch jetzt wieder.
Volleyball hatte ich längst an den Nagel gehängt. Ich liebte es noch immer, aber es war nicht zu meiner Berufung geworden. Ganz anders war das natürlich bei Tsumu. Er spielte nun bei den MSBY Black Jackals und ich war mir sicher, wenn er so weiter machte, würde er es in ein paar Jahren in die Nationalmannschaft schaffen.
Ich starrte noch einen Moment auf das Bild und dachte unweigerlich an die Person, die es gemacht hatte. Suna Rintarou. Er hatte uns eigentlich permanent fotografiert oder gefilmt, wenn wir uns in die Haare bekamen und prügelten. Umso mehr wunderte es mich, dass er es geschafft hatte in unserer gesamten Oberschulzeit wenigstens ein einziges anständiges Foto zu schießen. Was die Jungs, die mit uns die Oberschule besucht hatten, wohl gerade so trieben?
Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder den schmutzigen Tellern im Spülbecken zu und beneidete insgeheim bereits Oktopoden um ihre acht Arme.
Als ich endlich fertig war, waren meine Finger schon ganz schrumpelig. Ich zuckte nur die Schultern, schnappte mir ein Geschirrtuch und trocknete dann alles, um es wegzuräumen.
Danach warf ich erst einen finalen Blick an die Uhr und musste feststellen, dass es weit nach Mitternacht war. Diese Erkenntnis ließ die Müdigkeit nur noch tiefer in meine Knochen sickern und machte sie schwer wie Blei.
Vollkommen ausgelaugt, aber recht zufrieden mit dem Tagesumsatz, schleppte ich mich die Treppe nach oben und fiel völlig k.O. ins Bett.Ich hatte die Augen nur für zwei Sekunden geschlossen, da klingelte mein Handy, als wolle es mir keine Ruhe gönnen. Ergeben fischte ich es aus meiner Hosentasche und kniff die Augen zusammen, da der Display so hell war, dass er mir beinah die Augäpfel versengte. Als ich mich nach einigen Sekunden jedoch an das Licht gewöhnt hatte, sah ich, dass Atsumu mir eine Nachricht geschrieben hatte.
"Hast du morgen noch einen Tisch für 15 Personen?"
Selbst, wenn dies nur eine Textnachricht war, konnte ich sein dämliches Grinsen heraushören, wusste er doch ganz genau, dass mein Laden nie ausgebucht war.
"Feiern oder Frustbesäufnis?" antwortete ich stichelnd und lachte in mich hinein, da ich wusste, dass es ihn aufregte, dass ich annahm sie könnten verlieren.
"Feiern natürlich!!!"
Allein die Vielzahl an Ausrufezeichen unterstrich seinen Ärger und ich lachte.
"Gut, geht klar."
Müde schob ich mein Telefon auf den Nachttisch und legte die Hand auf meinen Augen ab.
"Fünfzehn Leute? Das bedeutet Überstunden." murmelte ich zu mir selbst. Ich konnte die Kundschaft gut gebrauchen, doch der kaputte Geschirrspüler spielte mir eindeutig nicht in die Karten.Sicher hätte ich mir wenigstens noch die Zähne putzen sollen, doch das musste ich wohl auf morgen vertagen. Mein Körper wog eine Tonne, so auch meine Augenlider, die es mir nun unweigerlich nach unten zog. Ich war nicht mehr dazu in der Lage irgendetwas anderes zu tun, als zu schlafen.
Viel zu früh riss mich das nervige Piepen meines Weckers aus dem Schlaf. Alles hätte ich dafür gegeben mich einfach herum zu drehen und noch eine halbe Stunde weiter zu dösen. Doch der Laden schmiss sich nicht von allein. Ich konnte ja noch nichteinmal einen Mitarbeiter beschäftigen. Aber verdammt nochmal, ich musste positiv denken!
Ich schlug mir die Hände so fest auf die Wangen, dass sie zu glühen begannen. Der brennende Schmerz ließ mich ganz nebenbei auch noch richtig wach werden.
Meine Akkus waren wieder weitestgehend aufgeladen, also machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer, um das nachzuholen, wofür mir gestern Abend die Energie gefehlt hatte. Ich betrachtete mein gerötetes Gesicht im Spiegel. Hatte ich vielleicht etwas zu fest zugeschlagen? Schulterzuckend widmete ich mich dem Zähneputzen und sprang danach unter die Dusche.
Im Augenwinkel sah ich die nassen Strähnen meiner Haare, die mir am Kopf klebten. Ich hatte ja nichteinmal genug Geld übrig, um sie mir weiterhin zu färben. Aber eigentlich war das auch gar nicht so schlimm, so fühlte ich mich irgendwie erwachsener.
Atsumus Haar war weiterhin Stroh-blond, was mich nicht wunderte bei diesem Kindskopf.Als ich unten im Restaurant ankam bereitete ich schon etwas Sushi vor, aber auch ein paar Onigiri. Ich schlichtete alles fein säuberlich in einen kleinen Korb. Jeden Tag, bevor ich das Ladenschild herumdrehte und somit offiziell öffnete, lief ich mit dem Korb durch die Straßen, verteilte etwas von meinem Essen und machte so Werbung. Ich konnte nicht anders, als auf Mundpropaganda zu setzen und hoffte so neue Kunden zu gewinnen.
Also klemmte ich mir den Korb unter den Arm und Atmete tief durch. "Und los geht's." murmelte ich dann, bevor ich die Tür aufstieß und nach draußen trat.
__________________________________Hey, ich bin's wieder. Hier ist ganz frisch für euch das erste Kapitel. Bitte sagt mir doch was ihr davon haltet?
Bis ganz bald 😁🤗~Zelda♥️
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Jeden Abend Sushi | Osamu Miya x Rintarou Suna
FanficDas Leben geht seltsame Wege. Oft trennt es uns von Menschen, die wir eigentlich mochten. Gelegentlich lässt es uns länger an der Seite von Personen gehen, die wir nicht ausstehen können. Doch ab und zu kreuzen sich erneut manche Wege und man übe...