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Vernunft und Sparsamkeit waren noch nie die starke Seite der Männer. ~Charlotte Bronte

„Du hast was?" er lacht auf. „Schon richtig gehört" Wow. „Wollen wir tauschen?" Aiden schüttelt nur verwegen den Kopf. „So schlimm sind sie nun auch nicht." stellt er mit erhobenen Händen fest. Und genau da muss ich widersprechen. „Da liegst du aber mal so richtig daneben! Ich schwöre dir ich wäre wirklich lieber..." ich breche meinen Satz ab und schaue in seine traurigen dunklen Augen. „Weise." „Du kannst es ruhig sagen."
Ich zog scharf die Luft ein. Dabei ist es beeindruckend. Ich bin einfach beeindruckt.

Natürlich wusste ich schon das er keine Eltern hat. Immerhin sind wir hier in der Maffia. Aber das er Schuld daran ist, hätte ich nicht für eine Sekunde gedacht. Oder in betracht gezogen. Es schien alles so surreal. „Es frisst dich auf. Oder?" Frage ich mit verständnisvollen Unterton. Worauf er erst stumm nickt und mir dann in die Augen schaut. „Verstehst du, ich will das alles Vergessen! Ein besseres Leben führen." Ha. Ich lache kurz auf. „Wie ironisch" Aiden sieht mich undefinierbar an. Was mich, neben bei, irre macht. Doch ich lächle deshalb nur. „Und du bist ausgerechnet bei mir gelandet." „Das ist wirklich ironisch."

Aiden lächelt mich daraufhin nur stumm an und ich vergesse auf einmal die Welt. Dieses Dumme Gefühl setzt wieder ein und mein unterbleib zieht sich zusammen. Ich meine, was um Himmels Willen soll das alles? Er kommt auf mich zu, und mein Herz springt auf. Er lächelt mich an, und mein Kopf setzt aus. Er berührt mich, und ich vergesse mich selbst. Und zu guter letzt, verrät er mir von sich aus sein schlimmstes Geheimnis und ich sehe nur das gute darin.
Ich will meinen Plan wieder! Alles war perfekt. Rede ich mir weiter ein. Und dann kam er. Eine Erkenntnis die mich bei jedem bloßen Blickkontakt schlimmer trifft als zuvor. Er. Die Antwort auf all meine Ängste, die Antwort auf meine verlorene Freiheit, Aiden Prize. Der Bastard der mich beschützt und gleichzeitig umbringt.

„Ich finde dich gut." Aha. BITTE WAS? Mein Kopf ist schlagartig wie leer gefegt. Woher kam das denn auf einmal? Selbst mein Zorn ist in der Wüste verschwunden. Hab ich das vorhin alles laut gedacht? „Also natürlich nicht so." ergänzte er zu meinem Bedauern. Dios mio. Nicht zu meinem Bedauert. Zu meinem Vergnügen! Ich muss mich langsam mal wieder zusammenreißen! Denn er ist nichts weiter als mein persönliches Elend in Person und nur eine weitere Verkörperung dessen, was ich allesamt verachte. Aber er ist auch die Person die ich in kürzester Zeit respektiert habe.

Ich schnipse meine angefangene Kippe auf seine Schuhe und würdige ihm keines Blickes. Ob er denkt das es an ihm liegt? Kann mir doch egal sein. Er hat genug Selbstvertrauen für ein ganzes Land. Mit einem Mal nehme ich Anlauf und springe vom Dach auf meinem Balkon. War ja ganz einfach. Ich atme kurz durch und sehe Aiden schon hinter mir. Wie macht er das nur? „Ich sollte gehen." Aiden sieht mich beschämt an und wendet sofort seinen Blick ab. „Dann geh endlich." Sein starrer Blick folgt meinem zur Tür und er wendet sich ab. Na toll. Große Klasse. Und wie ich es vermisst habe. Ich lache grundlos auf. Was? Fragt mich meine innere Stimme selbst. Diese Stimmungsschwankungen von dir. Mir? Uns? „Hab ich nicht!" Schreie ich laut und verfluche mich dabei. Fuck! Das ist ja noch peinlicher als ich an meinem 7. Geburtstag allen erzählen musste das ein Nashorn die Torte gefuttert hat. Und nicht mein Dad.

Ich lächle also so aufgesetzt wie möglich Aiden an und bete ihn "freundlich" zu gehen.
Sein verwirrter Blick und ein kleines Lächeln machen mich buchstäblich Irre! „Ja gut." Aiden geht damit durch die Tür und lässt mich mit meinen zerstreuten Gedanken alleine.

Und ich denke wirklich über ALLES nach. Hat er ernsthaft seine Eltern umgebracht?

Stärker als Hass Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt