Alle Gäste standen auf und applaudierten. Tauriel lächelte glücklich, in Thranduils Augen spiegelte sich ein Ausdruck purer Fürsorge und Maltawen wischte immer noch an ihrem Auge herum.
Die, die aber mit Abstand von allen am glücklichsten wirkten, waren Legolas und Nienna. Sogar während sie sich küssten, lächelten sie.
Nienna erlebte in diesem Moment einen Rückblick auf all die schönen (und weniger schönen) Erlebnisse mit Legolas. Von ihrer ersten Begegnung über den Beinahe - Kuss im Wald, seine Hasserklärung, ihren Tod und Rettung durch seine Liebe, Thranduils falsche Ansichten, die Flucht, die Gefangennahme in den Orkstollen, ihre Folter, wie er sie abermals rettete, seinen ersten Antrag und die Liebeserklärung, dann natürlich ihr erstes Mal, wie sie merkte, dass sie sie schwanger war, wie er es herausgefunden hatte, ihre Begegnung mit Maltawen, die Glücksgefühle, als sie herausfanden, dass sie nicht verwandt waren, sein zweiter Antrag, der beinahe magische Moment, als sie beide die Bewegungen ihres Kindes gespürt hatten. Dann der dritte Antrag, und jetzt, hier, ihr Hochzeitskuss.
Ohne es zu merken, drängte sie sich noch näher an Legolas heran.
Was Legolas dachte, war nicht zu beschreiben. Ein Feuerwerk der Gefühle explodierte jede Sekunde aufs neue in ihm. Er dachte nichts, in seinem Kopf war nur ein einziges, über allem anderen stehende Gefühl: Liebe.
Liebe.
Liebe für Nienna, für sein Kind, für Thranduil, dass er irgendwie daran Schuld war, dass er und seine Blume so ein Abenteuer erlebt hatten. Dankbarkeit für Tauriel, die ihm gezeigt hatte, wie er Nienna heilen konnte. Ohne sie wäre er jetzt tot, und Nienna auch. Dankbarkeit für Maltawen, die alles gerettet hatte. Wenn sie nicht wäre, und Legolas und Nienna Geschwister, dann wären sie jetzt nicht dort.
Nienna presste sich näher an Legolas. Er knabberte sanft an ihrer Lippe, und sie berührte seine Zungenspitze mit der ihren.
Mit einem Ruck hob Legolas Nienna auf seine Arme. Lachend löste sie sich von ihm, während er sie durch den Gang zwischen den Reihen der Stühle trug, nach hinten. Thranduil ging hinter ihnen her.
Maylea gesellte sich zu ihm. "Das hast du gut gemacht." lobte sie ihn.
Er sah sie abschätzig an. "Das werde ich hoffen. Ich habe das schon oft gemacht, wieso also bei meinem eigenen Sohn nicht?"
Maylea sah auf ihre Fußspitzen, als ihr etwas einfiel. Sie hob wieder den Kopf. "Hast du es ihnen schon gesagt?" flüsterte sie. Thranduil schüttelte bedrückt den Kopf. "Nein. Es war... einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür."
Maylea sah ihn entgeistert an. "Bis wann willst du denn warten? Bis sie zusammenbricht und schreit? Dann einfach rufen: 'Du wirst dein Kind verlieren, aber hey, ich bin dran schuld'?"
Zornesfunkelnd sah sie ihm in die Augen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
Er blickte sie beinahe mitleidig an. "Maylea, bitte glaub mir, wenn ich etwas dagegen tun könnte, würde ich es tun... Denkst du wirklich, ich möchte, dass meine Schwiegertochter mein Enkelkind verliert?"
"Ja. Ja, das glaube ich!" schleuderte Maylea ihm ins Gesicht.
Langsam wurde auch Thranduil sauer. "Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Ihnen den schönsten Tag ihres Lebens verderben?"
Maylea sah ihn entgeistert an. "Thranduil, ich glaube du verstehst nicht. Es kann jeden Moment so weit sein."
Thranduil hob seine Stimme leicht an. "Na schön, also soll ich auf ihrer Hochzeit zu ihnen marschieren und ihnen sagen, dass sie doch kein Kind bekommen werden?"
"Das meine ich gar nicht!" zischte Maylea. "Es geht doch ums Prinzip! Sag es ihnen... morgen. So früh wie möglich."
Thranduil sah ihr verständnislos in die Augen und griff nach ihrer Hand. "Warum ist es dir überhaupt so wichtig?"
Maylea wurde blass. "Ich ähm... ich... kann mir das sehr gut vorstellen." sagte sie mit einer merkwürdig belegten Stimme.
Thranduil drückte leicht ihre Hand. "Du kannst es mir erzählen."
Maylea kniff die Augen zusammen. "Es gibt nichts zu erzählen...". Sie waren an den Tischen angelangt, auf denen sich Törtchen, Kuchen und Torten aller Art stapelten. Gerade legte Nienna ihre Hand neben die von Legolas auf das Kuchenmesser, mit dem sie die gewaltige Hochzeitstorte anschnitten.
Ungeachtet der Tatsache, dass das Buffet noch gar nicht eröffnet war, schnappte Maylea sich ein Törtchen und steckte es sich in den Mund.
Thranduil hielt noch immer ihre Hand fest. "Ehrlich. Du kannst mir vertrauen."
Mit einem Ruck entzog Maylea ihm ihre Hand. "Sag mal, was willst du eigentlich von mir..." Sie verschluckte sich an den Törtchen und hustete.
Thranduil räusperte sich verlegen. "Nichts. Ähm, naja... also... eigentlich nichts. Oder doch? Also... ehmm..."
Maylea sah ihn mit vollem Mund und einer hochgezogenen Augenbraue skeptisch an. Sie ähnelte einem Eichhörnchen, das mit von Nüssen vollem Mund überlegt, wo es die Beute vergraben soll.
Thranduil zog sich elegant aus der Affaire, indem er einfach auf seinen Sohn zutrat, der in diesem Moment neben ihm auftauchte. "Herzlichen Glückwunsch. So ein besonderer Tag." Förmlich und verlegen stand er vor ihm und hielt ihm seine Hand hin.
Legolas fackelte nicht lange und umarmte ihn einfach. "Ich weiß, Ada. Es ist so schön..."
"Das... Ähem freut mich." sagte Thranduil.
Maylea wollte sie nicht weiter stören und machte sich kurzerhand auf den Weg zu Nienna, die gerade von Maltawen in die Arme geschlossen wurde.
"Weißt du, eigentlich wollte ich euch ein unzerstörbares Bett schenken, verstehst du? Aus Mithril oder so, denn unseres mussten wir leider wegschmeißen... aber so ein Bett aus Mithril ist ganz schön teuer und auch sperrig, wie also sollte ich es mitnehmen? Dann hab ich mich entschieden, das mit dem Bett zu lassen und euch das hier zu schenken..." redete Maltawen gerade und überreichte Nienna ein unförmiges Päckchen.
Nienna lachte. "Glaub mir, die Betten hier im Düsterwald sind noch nie gebrochen. Das muss an der Qualität von euren liegen."
Maltawen lachte stupste Nienna an. "Na los, pack es aus!"
Nienna schüttelte den Kopf. "Es ist unsere Hochzeit. Geschenke nur zusammen mit Legolas."
Maltawen zog einen Schmollmund. "Na schön."
Energisch, wie sie war, zog sie Legolas einfach am Arm herbei. Er hatte sich noch immer relativ förmlich mit seinem Vater unterhalten, und war froh über eine Unterbrechung.
"Packt es aus!" flüsterte Maltawen gespannt und tippte die Fingerspitzen aneinander.
Auch Maylea, die sie ganze Zeit über im Hintergrund gestanden hatte, beugte sich neugierig vor. Maltawen machte eine so große Sache aus diesem Geschenk.
"Das ist wunderschön!" sagte Legolas ehrfürchtig.
Nienna biss sich begeistert auf die Lippe. "Es wird ihm sicherlich gefallen." flüsterte sie und legte fürsorglich eine Hand auf ihren Bauch.
Maltawen strahlte. "Nicht wahr? Ein Bett für euch war zu groß, aber ein Bett für das Kind..."
Legolas nahm vorsichtig die kleine, hölzerne Wiege in seine große Hand. Sie war aus schlichtem, hellen Holz, aber vorne war "für den Thronfolger" und hinten "von der liebevollen Tante" eingraviert. Maltawen räusperte sich und verschränkte die Hände auf dem Rücken. "Ich dachte, wenn ich Niennas Halbschwester und Legolas' Halbschwester bin, dann bin ich ja zweimal die Halbtante von dem Kind... und wenn ich das dann zusammenrechne, dann bin ich ja irgendwie ganz die Tante..."
Nienna schloss sie in die Arme. "Aber natürlich bist du seine Tante!" Sie schniefte glücklich. In diesem Moment war alles perfekt. Sie wünschte sich, dass es immer so bleiben konnte.
Auch Legolas umarmte seine Halbschwester und bedankte sich bei ihr, immer noch mit der Wiege in der Hand. Dann zog er Nienna beiseite. "Seine Tante?" Nienna erschauderte, als er im Anschluss auf die Frage sanft ihr Ohrläppchen küsste. Dann stellte sie sich auf Zehenspitzen, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. "Ich hoffe, dass es ein Mini - Legolas wird. Das wäre sicherlich so süß..."
Legolas lachte leise. Kurzerhand schlang Nienna ihm die Arme um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich.
Bereitwillig öffnete Legolas den Mund. Diesmal war es kein sanftes Spiel ihrer Lippen. Es war ein wilder, leidenschaftlicher Kampf ihrer Lippen und Zungen.
Nienna stöhnte auf und quetschte sich noch ein bisschen näher an Legolas, sodass kein Blatt mehr zwischen die beiden passte. Nur der/die kleine Grünblatt in Niennas Bauch, auf welchen Legolas in diesem Moment zärtlich seine Hand legte.
Auf einmal drehte Nienna sich weg. Sie atmete schnell und schloss die Augen.
"Alles in Ordnung?" fragte Legolas besorgt und legte einen seiner langen Finger unter ihr Kinn.
"Alles... gut." presste Nienna hervor. "Ich hab nur... ein bisschen Bauchschmerzen."
Besorgt griff Legolas nach ihren Händen. "Kann ich etwas für dich tun?"
Nienna sah ihn an und öffnete den Mund. Auf einmal wurde sie leichenblass. Legolas war gerade noch rechtzeitig bei ihr, um sie aufzufangen, als sie nach hinten kippte.
Auf einmal war Maylea da. "Atme gleichmäßig." wies sie Nienna an. Diese schloss die Augen. Einzelne Schweißperlen rannen ihre Stirn hinunter.
Thranduil kam herangestürzt. Er flüsterte Maylea verängstigt etwas ins Ohr, woraufhin sie nickte.
"Was ist mit ihr?" fragte Legolas panisch und strich Nienna eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Nichts..." flüsterte diese. "Lass mich runter."
Legolas sah sie besorgt an. "Geht es dir wirklich gut, nimelos nîn?"
Nienna nickte schwach und Legolas stellte sie vorsichtig auf ihre eigenen Füße.
Maylea betrachtete sie mit einer Mischung aus Angst und Schrecken. "Du solltest sofort zu einem Heiler..."
Nienna schüttelte den Kopf, doch in diesem Moment wurde ihr Gesicht, wenn möglich, noch blasser.
Scharlachrotes Blut tropfte zischen ihren Beinen hervor und färbte ihr weißes Kleid rot.
Nienna begann zu schreien.----------
O.o
Das erste Kapitel vom zweiten Teil! ^^
Und das Ende ist abgehackt, ich weiß. Sorry. Aber das macht es spannender und ich kann euch quäleeen bis das neue Kapitel kommt :3
Jetzt also stellen sich folgende Fragen:
Wird Nienna wirklich das Kind verlieren?
Wenn ja, was hat Thranduil damit zu tun?
Wenn nein, was hat Thranduil damit zu tun?
Wieso liegt Maylea so viel an Niennas Kind?
Wenn ihr noch mehr habt, lasst es mich wissen. :)
Ach ja, ich weiß, dass 09.46 Uhr nicht heute Abend ist, aber ich bin schlecht wenn es darum geht, fertige Kapitel nicht hochzuladen :D
Wir sehen uns im nächsten Kapitel!
Love, Louiejojo ❤PS: Wieso schneidet Wattpad meine schönen Cover so sehr ab? :( Ich hab mein Cover oben nochmal eingefügt, sodass ihr es nochmal in voller Breite sehen könnt.
![](https://img.wattpad.com/cover/39651738-288-k497722.jpg)
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Der Prinz des Düsterwaldes 2 - Dunkle Schatten
FanfictionDies ist die Fortsetzung meiner Legolas FF "Der Prinz des Düsterwaldes ". Ihr solltet also erst den ersten Teil lesen, da dieser hier sehr auf den aufbaut. Nienna und Legolas, glücklich verheiratet. Ein Kind soll ihr Glück abrunden. Doch als Nienn...