Die Wahrheit?

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Das Lied oben ist so traurig :( Es passt aber irgendwie richtig zu Mini - Legolas' Tod, vielleicht wollt ihr es euch während des Lesens anhören.
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Zur selben Zeit hatten Maylea und Thranduil ganz andere Probleme. Sie standen noch immer mitten in Mayleas Zimmer, und diese hatte ganz schöne, nun ja, Atemprobleme.
Denn wie sie gerade herausfand, weigerte ihre Lunge sich, Sauerstoff anzunehmen, während Thranduil sie auch nur irgendwie berührte. Also nutzte sie die Pausen zwischen ihren Küssen, um schnell und tief Luft zu holen.
Thranduils Mund verzog sich zu einem Lächeln. "Du klingst wie mein Hirsch direkt nach einer langen Schlacht."
Maylea schoss das Blut in die Wangen. "Küsst du deinen Hirsch auch immer?" konterte sie.
Thranduil lächelte noch mehr. "Nun ja, ich kann sagen, er küsst um Welten schlechter als du."
Maylea lachte. Sie hatte ihren König noch nie in dieser Stimmung erlebt.
"Na da bin ich aber froh, dass ich besser als ein Hirsch bin."
Thranduils Augen strahlten, als er in ihre sah. Sein Blick wanderte langsam wieder auf ihre Lippen.
"Viel besser."
Maylea atmete immer noch schnell. Sie konnte kaum denken, weil Thranduil ihr noch immer so nah war.
Schließlich machte sie einen Schritt zurück. "Hör auf!"
Thranduil lächelte sie an. "Womit?"
Maylea verschränkte die Arme vor der Brust. "Einfach... mich so verrückt zu machen!"
Thranduil nahm wie in Trance eine Haarsträhne von ihr zwischen seine langen Finger. "Tue ich das also."
Maylea schnappte nach Luft. "J-... ja."
Thranduil lachte leise und eine Gänsehaut überzog Maylea von dem tiefen Klang seiner Stimme.
"Dann höre ich mal lieber damit auf."
Er entfernte sich rückwärts von ihr. Mayleas Haarsträhne flatterte langsam wieder zurück auf ihre Schulter.
Sie schloss die Augen und versuchte sich zu sortieren.
Warum tat Thranduil das? Empfand er etwas für sie?
Oder um sich bei ihr einzuschleimen, damit sie ihm ihr Geheimnis verrat?
Nein, das würde sie nicht tun. Noch niemanden hatte sie es gesagt, warum also ihm? Er war lediglich ihr König und nicht mehr.
Oder?

Als Hùor am nächsten Morgen sein Krankenzimmer betrat, musste er lächeln. Seine Patientin lag da auf ihrer Liege, und schlief. Neben ihr jedoch saß der Prinz auf dem Boden und hatte lediglich seinen Kopf auf die Liege gelegt. Auch er schlief.
Und sie hielten sich noch immer an den Händen.
"Mein Herr Legolas?" Er schüttelte ihn sanft an der Schulter.
Legolas schreckte auf. "Was? Ich liebe dich..."
Als er sah, wer da vor ihm stand, wurde er rot und stand schnell auf. "Entschuldigung. Aber ich glaube, meine Frau brauchte mich letzte Nacht."
Hùor grinste. "Das ist wirklich kein Problem. Das was Ihr und Eure Frau jetzt durchmachen müsst, ist nicht leicht und ich kann verstehen, dass ihr euch gegenseitig braucht."
Legolas drückte verlegen sein etwas strubbeliges Haar zurecht. "Genau."
Nienna öffnete langsam die Augen. "Legolas?"
Legolas war sofort bei ihr. "Ja, Melethril?*"
(*Liebste)
"Ich wollte nur wissen ob du noch da bist. Huch..." Sie hatte Hùor entdeckt und setzte sich auf.
"Habt Ihr noch Schmerzen, Nienna?" wollte Hùor geschäftig wissen.
Nienna lächelte schwach. "Die körperlichen Schmerzen sind zu ertragen."
Hùor nickte. "Gut. Wenn Ihr wollt und Legolas mir hoch und heilig verspricht, dass ihr Euch schont, dann dürft Ihr gehen."
Legolas nickte. Er schlang seine Arme um Nienna und hob sie vorsichtig hoch. "Tut das weh?" fragte er besorgt.
Nienna schüttelte den Kopf. "Nein."
Mit einem Nicken in Hùors Richtung verschwand Legolas auf den Gang und lief in Richtung Niennas Zimmer.
Dort angekommen, setzte er sie auf dem Bett ab. "Du solltest dich schonen."
Sie schüttelte den Kopf. "Es geht mir körperlich wirklich gut."
Nienna stand auf und öffnete langsam die Tür zu ihrem Balkon. Es war ungefähr zehn Uhr morgens, und die Blätter des Düsterwaldes trieften von Regen, der in der Nacht heruntergekommen war.
Legolas ließ Nienna erst einmal allein auf dem Balkon, denn sie wirkte abwesend. Als er merkte, dass ihr wieder Tränen über die Wangen liefen, ging er zu ihr.
Leise überraschte er sie, indem er sie von hinten umarmte. Sie lachte unter Tränen.
"Was ist los, nimelos nîn?"
Nienna deutete auf eine Lücke in dem sonst so dichten Blätterdach, durch die ein Regenbogen schien.
"Ich weiß, es ist kindisch, aber... ich finde, dieser Regenbogen gibt Hoffnung. Hier ist es sonst so dunkel, und durch die Dunkelheit kommt dieser Regenbogen. Es ist, als wolle er mir sagen, dass egal wie schwarz ich auch sehe, immer ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit existiert. Er ist immer da, wenn ich traurig bin."
Legolas schwieg bedrückt, als Nienna sich in seinen Armen zu ihm herumdrehte.
"Du bist mein Hoffnungsschimmer, Legolas. Wenn du nicht wärst, wüsste ich nicht, was ich tun würde. Aber du machst mich glücklich, auch jetzt, wo alles so tiefschwarz ist, dass ich nicht einmal die Hand vor Augen sehen kann."
Legolas schluckte. Er hätte nicht gedacht, dass Nienna so schwarz sah. Natürlich fühlt er sich auch schrecklich, aber sie hatte doch noch eine engere Bindung zu dem Kind gehabt als er.
"Ich bin liebend gerne deine Hoffnung." flüsterte er.
Nienna lächelte. "Zusammen schaffen wir das."
Er nickte nur und küsste sie auf den Haaransatz. "Ich... muss dir etwas sagen."
Nienna sah ihn erschrocken an. "Was ist?!"
Legolas fühlte sich sichtlich unwohl. "Mein Vater muss dir noch etwas sagen."
Nienna zog die Augenbrauen zusammen. "Und was ist das, was du mir nicht sagen könntest?"
Legolas nahm ihre Hand und zog sie wieder ins Zimmer. "Vielleicht ist es besser, wenn Thranduil es dir sagt, weil ich wirklich nichts dazu erklären kann."
Nienna folgte ihm neugierig. "Dann sollten wir jetzt zu Thranduil gehen."
Legolas seufzte. "Ja, auch wenn ich wünschte, wir müssten nicht."

~ Thranduils Sicht ~

Langsam stieg ich die Stufen zu meinem Thron hinauf. Ich gähnte.
In dieser Nacht hatte ich kaum Schlaf bekommen. Ich war die ganze Zeit bei Maylea geblieben.

"Wenn ich dich verwirre, sollte ich besser gehen." sagte ich und griff nach der Türklinke.
Auf einmal blitzte etwas in ihren blauen Augen auf und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht.
"Nein, bleib bitte hier!"
Verwundert trat ich wieder auf sie zu. "Ist alles in Ordnung?"
Sie schüttelte stumm den Kopf. Kristallklare Tränen rollten ihre Wangen hinunter.
"All die Erinnerungen kommen wieder..." flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu mir. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen, zog die Beine an die Brust und umschlang sie mit ihren Armen, als müsse sie sich einrollen, weil Gefahr drohe.
"Welche Erinnerungen?" wollte ich wissen und machte noch einen Schritt auf sie zu.
Sie sah mich an. Der Ausdruck in ihren Augen war so unendlich traurig, dass ich den Blick abwenden musste.
Ich setzte mich neben sie. "Kann ich etwas dagegen tun?"
Sie lehnte den Kopf an meine Schulter. Ihre Schultern bebten.
"Was hast du Nienna angetan?" flüsterte sie erstickt.
Ich strich ihr sanft über die Haare. "Sie hat ihr Kind verloren."
"Wegen dir."
Ich seufzte. "Ja."
"Weißt du überhaupt, was du ihr angetan hast? Wie sie sich fühlt?"
Irgendwie kamen mir diese Vorwürfe bekannt vor. Legolas hatte mir beinahe dasselbe gesagt.
"Nein. Weißt du es?"
Eine Weile war es totenstill.
"Ja." flüsterte sie schließlich.

Mehr hatten wir in der Nacht nicht geredet. Sie hatte mir nicht mehr gesagt, und bald darauf war sie eingeschlafen. Ich jedoch war die ganze Zeit über wach geblieben und hatte auf sie aufgepasst. Wann immer sie im Schlaf begonnen hatte zu weinen, hatte ich ihr über den Kopf gestrichen und leise Worte geflüstert.
Eigentlich jedoch hatte ich mir die ganze Zeit über den Kopf zerbrochen, was ihr "Ja" zu bedeuten hatte. Bedeutete es, dass sie sich gut in Nienna hineinversetzen konnte? Oder bedeutete es etwa... dass sie selbst einmal ihr Kind verloren hatte?
Ich war nicht weitergekommen. Als der Morgen graute, hatte ich ihr Zimmer verlassen, denn wenn jemand mich in Mayleas Schlafzimmer sehen würde, gäbe das bestimmt die schlimmsten Gerüchte.
Ich sah erschrocken auf, als Legolas und Nienna um die Ecke bogen.
Vermutlich musste ich mich jetzt vor Nienna rechtfertigen. Ich wusste selbst, dass es vollkommen falsch war. Ich bereute es und ich hatte keine Ahnung, wie ich mich entschuldigen konnte.
"Hallo." sagte ich.
"Erzähl es ihr, Thranduil. Erzähl ihr was du getan hast."
Wie sehr ich diese Rolle als "der Böse" hasste.
"Ich wollte alles nicht!" begann ich schon einmal.
Legolas zog eine Augenbraue hoch und Nienna sah einfach nur vollkommen verwirrt aus. "Was ist denn los hier?" fragte sie aufgebracht.
"Erzähl uns die Wahrheit." forderte Legolas.
Ich seufzte. "Die Wahrheit also? Gut, die Wahrheit ist eine lange Geschichte."

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Hey meine Lieben ^^
Ein bisschen ein Krimskrams - Kapitel ohne wirkliche Handlung, aber das muss auch mal sein :D außerdem können wir jetzt schon erste Vermutungen über Maylea anstellen. Beziehungsweise ihr, denn ich weiß es ja schon, hehe :P
Bis zum nächsten Kapitel!

xx Louiejojo

Der Prinz des Düsterwaldes 2 - Dunkle SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt