Mitten in der Nacht schreckte Nienna schweißgebadet aus einem schrecklichen Albtraum hoch. Die Glut des Feuers glimmte noch, konnte aber nicht das Gefühl der Eiseskälte vertreiben, das sich von ihrem Herzen aus in ihrem gesamten Körper verbreitet hatte. Sie hatte geträumt, dass Legolas und sie bei dem dunklen Wesen angekommen waren, es den Fluch aber nur gegen ein menschliches Opfer aufheben wollte. Nienna hatte gesagt, dass es das nicht wert war, aber schließlich hatte Legolas sich geopfert und sich vor ihren Augen die eigene Kehle durchgeschnitten...
Nienna wurde speiübel von dem Bild, das immer noch in ihrem Kopf herumgeisterte: Legolas, der mit glasigen blauen Augen inmitten einer scharlachroten Blutpfütze und aufgeschlitzter Kehle auf dem Boden lag.
Sie wand sich aus den Armen des echten Legolas, der zum Glück quicklebendig, aber schlafend auf den Boden lag und rannte zu einem Busch. Ein paarmal musste sie trocken würgen, doch es kam nichts.
Erschöpft kletterte sie zurück und kuschelte sich wieder an ihren Mann. Sie schloss jedoch nicht die Augen, sondern sah ihn die ganze Zeit an, um sicherzugehen, dass er einfach nur friedlich schlief und nicht tot war. Sie strich ihm mit einem Finger ganz leicht über den Hals, der unversehrt war.
Nienna gab ihm einen kurzen Kuss und legte ihren Kopf auf ihre Hand. Sie konnte jedoch nicht mehr einschlafen in dieser Nacht. Eine böse Vorahnung beschlich sie. Was, wenn ihr Traum auch nur ein Körnchen Wahrheit enthielt? Wenn das dunkle Wesen den Fluch nicht einfach so aufheben wollte, tatsächlich einen Gefallen forderte?
Was sollten sie dann tun?Thranduil kniff die Augen zusammen. "Galdor? Da klingelt ehrlich gesagt nichts bei mir. Woran ist er gestorben?"
Maylea rückte etwas näher an ihn heran. "Tauriel hat gesagt, er sei an einem gebrochenen Herzen gestorben, weil... weil er Nienna geliebt hat."
Thranduil sah sie entsetzt an. "Die Frau meines Sohnes? Bei Eru, was bin ich froh dass Legolas sie genommen hat und nicht dieses..." Er verstummte, weil ihm kein passendes Wort einfiel. Maylea legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. "Er ist tot. Er kann weder ihr noch mir etwas antun. Es ist alles gut."
Sie hätte nie damit gerechnet, dass sie jetzt Thranduil beruhigen müsste. Er wirkte ziemlich durch den Wind.
Er zog sie fest in seine Arme. "Ich würde so etwas niemals, niemals tun. Auf gar keinen Fall."
Maylea strich ihm beruhigend über den Rücken. "Das weiß ich doch." murmelte sie.
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. "Aber wir dürfen das Eigentliche nicht vergessen. Legolas und Nienna sind weg!"
Thranduil presste die Lippen aufeinander. "Vielleicht machen sie auch einfach... einen Spaziergang?"
Maylea schnaubte. "Glaube ich auch. Einen Spaziergang in Richtung Angmar."
Sie stand vom Bett auf und ging zum Kleiderschrank. Allerdings fiel ihr auf, dass es Thranduils Schrank war und sich nur Königsroben darin befanden. Sie hatte allerdings keine Ahnung, wo ihre Kleidungsstücke vom Vortag sich befanden, und nur in ihrem Unterkleid konnte sie auch nicht über den Flur gehen.
Kurzerhand schnappte sie sich einen roten Umhang mit goldenen Stickereien aus dem Schrank ihres Geliebten. Thranduil beließ dies unkommentiert; er seufzte allerdings in Gedanken versunken. "Du willst ihnen wirklich hinteherreiten?" fragte er, während Maylea in den Umhang schlüpfte und versuchte, ihre Haare ein wenig zu ordnen. "Oh ja. Das ist viel zu gefährlich und schließlich hast du, mein Lieber" sie zupfte spielerisch an seinem Ohr "ihnen diese Reise erst eingebrockt. Du wirst dich darum kümmern und da ich eine toughe Elbe bin, komme ich mit."
Sie hatte keine Ahnung, wie wahr dieser Satz später noch werden würde.Der Tag war kalt. Nienna konnte ihren Atem als Dunstwolke vor ihrem Mund sehen. Auch von den Nüstern der Pferde stieg Dampf auf und verlor dem Ganzen etwas Schauriges.
"Ehrlich gesagt ist es mir hier ein wenig zu still." unterbrach Legolas die unheimliche Atmosphäre. "Bist du sicher, dass wir nicht dem grauen Gebirge ein wenig zu nah sind, Aragorn?" wollte er beunruhigt wissen.
Aragorn war nicht halb so entspannt, wie sein lockeres Lachen vortäuschte. Er war sich nämlich sicher, dem von Orks nur so verseuchten Grauen Gebirge viel zu nah gekommen zu sein. Außerdem hatte er einen ekelerregenden Geruch in der Nase und eine furchterregende Vermutung.
"Alles in, uhm... Ordnung." spielte der König hinunter. Er wollte nicht, dass sein Sohn Angst bekam.
Legolas lenkte sein Pferd neben Aragorns. "Spiel mir nichts vor. Ich bin ein Elb der Wache, ein Krieger."
Aragorn sah sich flüchtig um. Seine Vermutung bestätigte sich.
"Wir werden verfolgt!" flüsterte Aragorn vorsichtig.
Eldarion, der vor ihm auf dem Hals seines Pferdes saß, sah ihn beunruhigt an. Nienna ritt von hinten heran und blieb auf Legolas' Höhe. "Was ist los?" fragte sie und griff bereits nach ihrem Bogen. Legolas öffnete den Mund, um zu antworten, doch im selben Moment sprang etwas großes, Braunes hinter einem Felsen hervor, rammte sein Pferd und brachte es zu Fall.
Binnen einer Sekunde hatte Legolas sich abgerollt, nach seinem Schwert gegriffen und es in dem Rachen des Warges gerammt, der seine Krallen gerade in das Fleisch seines Pferdes geschlagen hatte. Das Arme.
Er wollte gerade zum Streich ausholen, um den Ork zu köpfen, der den Warg ritt, doch da steckte auch schon ein Pfeil in seinem Kopf. Ein kurzer Blick zu seiner grinsenden Frau verriet ihm, dass sie gerade sein Pferd gerächt hatte.
Und ein kurzer Blick auf die Lage verriet ihm, dass die Orks auf ihren Wargen klar in der Überzahl waren. Bestimmt ein Dutzend Kampfmaschinen warteten nur so darauf, sie alle um die Ecke zu bringen. Und Aragorn konnte nicht kämpfen, da er auf seinen Sohn aufpassen musste.
"Aragorn! Flieh!" brüllte Legolas. Und Aragorn drehte sich um und galoppierte davon. Er war ein Krieger, ja, aber er war auch Vater und er würde nie das Leben seines Kindes aufs Spiel setzen, nicht einmal für das seines alten Freundes.
Legolas hatte dem davongaloppierendem Aragorn einen Moment zu lang nachgesehen, denn auf einmal wurde er von den Füßen gerissen und knallte mit dem Gesicht zuerst auf den Boden. Er spürte die Tatzen des schweren Warges auf dem Rücken und seinen heißen, stinkigen Atem im Nacken. Und er hörte Nienna schreien.
Wut flutete durch seinen Körper und er bäumte sich auf. Er würde nicht noch einmal hier in grauen Gebirge mit Nienna von Orks gefangen genommen werden. Das hatte er schon einmal erlebt und er hatte immer noch Alpträume davon."Aragorn! Flieh!" brüllte Legolas. Nienna sah noch, wie dieser sein Pferd wendete und davongaloppierte. Dann sprang ein Warg hoch und riss sie mlthilfe seines scharfen Gebisses vom Pferd.
Sie hörte sich selbst schreien und war geistesgegenwärtig genug, einen Dolch aus ihrem Gürtel zu ziehen. Dann schlug sie hart mit dem Rücken auf dem Boden auf und der Aufschlag presste ihr die Luft aus den Lungen. Außerdem hatte sie den Dolch so unglücklich gehalten, dass sie ihr Kleid an der Seite aufgeritzt hatte und nun einen kleinen, aber tiefen Schnitt in ihrer Seite spürte. Der Warg knurrte und heißer Geifer rann aus seinem Maul und tropfte auf Niennas Wange. Sie konnte nicht nicht rühren, ansonsten hätte sie sich angewidert das Gesicht abgewischt.
Der Ork, der den Warg ritt, welcher sie vom Pferd gerissen hatte, sagte auf schwarzer Sprache irgendetwas zu seinem Reittier. Daraufhin ließ dieser von Nienna ab. Der Ork lenkte es um die Elbe herum. "Na, na, na. Schon wieder unerlaubt auf freiem Fuß? Dich nehmen wir erstmal mit."
Nienna hob den Kopf so weit, dass sie den Ork erkennen konnte. Es war der Gleiche, der sie damals in der Höhle erwischt und zu seinem König gebracht hatte. Sie war schrecklich gefoltert worden. Legolas hatte damals dafür gesorgt, dass sie freikommen konnte.
Sie rollte sich herum und versuchte mühsam, sich aufzurappeln, aber der Sturz hatte ihrem Rücken ziemlich geschadet. Es brannte wie Feuer, wenn sie sich auch nur ein wenig bewegte.
"Legolas!" rief sie kläglich. Sie konnte ihren Nacken nicht drehen. Es war zu schmerzhaft.
Der Ork auf dem Warg grinste. "Dein Prinz wird dir nicht helfen können." Nienna drehte sich unter Qualen um und stellte entsetzt fest, dass zwei Orks Legolas festhielten. Er versuchte verzweifelt, sich zu befreien, aber der eine Ork hielt ihm ein Messer an die Kehle.
Der Ork neben Nienna schnippte mit den Fingern. "Tötet den Blonden."---------
Nach viel zu langer Zeit endlich wieder ein Kapitel. Tut mir wirklich, wirklich leid dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte in letzter Zeit echt keinen Kopf zum Schreiben.
Oben seht ihr eine Karte. Ich habe diese Karte aus meiner Hobbit - Ausgabe abfotografiert, und ja, man sieht rechts noch ein Stück von meiner Bettdecke xD
Ihr habt keine Ahnung, was ich getan habe, um diese Karte für euch abzufotografieren. Das Buch steht bei mir im Regal und ich muss vielleicht drei Schritte machen, um von meinem Bett zu diesem Regal zu gelangen. Aber ich bin nach den ersten Schritt über mein Laptopkabel gestolpert und hab mich so übel auf die Fresse gelegt, dass ich wette ich bin morgen übersät mit blauen Flecken xD
Die Widmung für dieses Kapitel geht an @Lilithjoyb, weil sie diese Geschichte so sehr liebt und mich dazu gebracht hat, meinen Schweinehund zu überwinden und zu schreiben :D bedankt euch bei ihr für dieses Kapitel! Dankeschön :)
Wünscht mir gute Besserung für meine blauen Flecken!
xx Jojo
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Der Prinz des Düsterwaldes 2 - Dunkle Schatten
FanfictionDies ist die Fortsetzung meiner Legolas FF "Der Prinz des Düsterwaldes ". Ihr solltet also erst den ersten Teil lesen, da dieser hier sehr auf den aufbaut. Nienna und Legolas, glücklich verheiratet. Ein Kind soll ihr Glück abrunden. Doch als Nienn...