Letzte Vorbereitungen

1.8K 163 63
                                    

Als Legolas bei dem Tor eintraf, merkte Nienna sofort, dass etwas nicht stimmte.
"Alles in Ordnung bei dir?" fragte sie ihn, denn er war ziemlich blass.
Er gab ihr einen schwachen Kuss auf den Haaransatz. "Wir reden später darüber."
Nienna sah ihn noch einen Moment lang an, begriff dann aber, dass sie ihm jetzt nicht mehr entlocken würde.
"Ist denn mit Maylea alles in Ordnung?" hakte sie doch noch nach.
Legolas seufzte. "Kann man so sagen, ja."
Nienna sah ihn verständnislos und mit gerunzelter Stirn an, sagte aber nichts mehr.

Thranduil war in den Palastgarten gegangen. Er wollte einen Ort, an dem niemand war und er ungestört nachdenken konnte.
Was hatte er falsch gemacht, dass Maylea so geschockt davon gerannt war?
Dabei stimmte es alles. Seitdem er gemerkt hatte, dass er etwas für Maylea empfand, hatte er sich die ganze Zeit verrückt gemacht. Betrog er nicht seine verstorbene Frau damit? Sollte er sich wieder aus dem Leben ausklinken, herzlos und gemein sein, sich von allem abschotten, und weiter seiner schon sehr lange toten Frau hinterhertrauern?
Er hatte sie geliebt, ja. Aber sie war nun schon so lange nicht mehr in diesem Leben, und der Schmerz um sie hatte nachgelassen. Und in seinem Leben war Platz gewesen für eine andere Frau.
Nein, es war nicht Platz für irgendeine Frau gewesen. Er hatte Platz für Maylea gemacht.
Und heute Nacht hatte er von seiner verstorbenen Lúthiell geträumt. Das Beste war, dass sie ihm Stärke und Mut gegeben hatte. Thranduil, ich will nicht, dass du auf ewig trauerst wegen mir. Ich will, dass du glücklich bist und wieder Liebe zulassen kannst in deinem Leben. Das hatte sie gesagt.
Und deswegen hatte er Maylea seine Liebe gestanden.
Aber sie liebte ihn anscheinend nicht.
Schritte wurden laut. Thranduil stöhnte genervt auf. Wer störte hier seine Ruhe? Normalerweise kamen nie Leute vorbei, an diesem Ort. Gelegentlich Hirsche. Aber niemals andere Elben.
Zu seiner großen Überraschung war es Maylea. "Thranduil! Ich habe dich schon überall gesucht!"
Er starrte sie an. "So?"
Sie lächelte so glücklich, dass es ihm einfach warm ums Herz werden musste. Sein Herz, das so lange zu Stein erstarrt war, und sie brachte es mit einem Blick zum schmelzen.
Mit einem Schritt stand sie ganz nah vor ihm. Sein aufgewecktes Herz begann schneller zu klopfen.
"Warum hast du mich denn gesucht?" fragte er leise und nahm verträumt eine Haarsträhne von ihr zwischen die Finger.
Sie legte eine Hand an seine Wange. "Weil ich dir etwas sagen muss."
Thranduil sah ihr in die Augen. Er konnte nicht deuten, was in ihrem Blick lag, aber er hatte diese Art von Ansehen schon bei seinem Sohn beobachtet, wenn er seine Frau ansah.
"Und was möchtest du mir sagen?" flüsterte er leise. Er wagte nicht zu hoffen, dass er falsch gedacht hatte, aber gegen seinen Willen regte sich etwas in ihm.
Maylea sah ihn begeistert an. Ihre Augen sprühten förmlich Funken.
"Ich glaube, ich liebe dich!"
Thranduil zog sie an sich und küsste sie heftig. Berauscht erwiderte sie seinen Kuss leidenschaftlich.
Beide waren in diesem Moment so glücklich, dass die Luft zwischen ihnen beinahe knisterte. Da war eine spürbare Spannung, die Maylea noch nie und Thranduil noch nie so heftig gespürt hatte.
Nicht ein Blatt hätte mehr zwischen sie gepasst.
Als Maylea sich (natürlich atemlos, aber auch Thranduil keuchte) von ihm löste, hielt er sie fast um die Taille gepackt und sah ihr intensiv ok die Augen.
"Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht."

Legolas hatte sein Gepäck geschultert und war auf dem Weg zu den Stallungen, als er eine Stimme hinter sich hörte.
"Legolas! Warte kurz!"
Er drehte sich um. Verwundert starrte er Maltawen an, denn niemand anders war es, der hinter ihm hergelaufen kam.
"Bist du nicht schon wieder auf dem Weg nach Hause?" fragte er in dem Moment, in dem ihm klar wurde, wie sinnlos diese Frage war.
Maltawen zog eine Augenbraue hoch, lachte aber. "Augenscheinlich nicht. Oder hast du oft Halluzinationen, von denen du deiner Halbschwester nichts erzählst?"
Legolas lachte. Mit Maltawen konnte man so gut lachen, sie war einfach locker und immer gut drauf.
"Ich bin hier, weil..." sie scharrte verlegen mit den Füßen im Laub.
"Du hattest mir und meinem Vater doch versprochen, dass wir Pferde von euch bekommen, wenn wir abreisen wollen. Vier Stück, damit wir wieder züchten können."
Legolas fasste sich an die Stirn. "Das hatte ich vollkommen vergessen. Tut mir leid. Aber klar, komm mit, dann kannst du dir welche aussuchen."
Maltawen entschied sich für eine Schimmelstute (A/N ein weißes Pferd, nicht dass hier irgendjemand an verdorbene Pferde denkt :D), einen braunen Hengst und eine wunderschöne Rappstute.
Bei dem vierten konnte sie sich einfach nicht entscheiden. Sie linste in einen Stall, in der ein sehr junger, aber wunderschöner Dunkelfuchs stand.
"Was ist mit dem?" fragte sie aufgeregt. Dieses Pferd gefiel ihr, sogar sehr.
Legolas konnte nicht wirklich etwas zu ihm sagen, aber zum Glück war Linor, der neue Stalljunge, anwesend.
"Der ist schwierig. Noch ziemlich grün hinter den Ohren, erst zwei, aber jetzt schon total frech. Du kannst ihn nicht berühren, ohne dass er dich beiß-..." Er stutze, denn Maltawen streichelte dem jungen Hengst den Hals und grinste. Er schien es sogar zu genießen.
"Ich nehme ihn mit!" verkündete sie. "Und ich nenne ihn... Flinc*! Weil er so jung und zart ist. Und so hibbelig."
(*elbisch für "Spatz".)
Auch Legolas grinste. Die hübsche blonde Elbe hatte den kleinen Hengst anscheinend sofort mit ihren Charme betört. Er schien ihr geradezu verfallen, er stupste sie an und forderte mehr Streicheleinheiten.
Die Tür zu den Stallungen öffnete sich und eine schwer bepackte Nienna trat ein.
"Kann es losgehen?" erkundigte sie sich hinter all den Taschen bei Legolas.
Er lächelte. "Nichts lieber als das."
Das Satteln der Pferde ging schnell. Die beiden hängten sich ihre Bögen und andere Waffen um, verabschiedeten sich von Maltawen und Tathar und schwangen sich auf ihre Pferde, um auf Aragorn zu warten.
"Willst du dich nicht von deinem Vater verabschieden?" fragte Nienna.
Legolas zuckte die Schultern. "Ich glaube, er ist anderweitig beschäftigt und wird mich nicht unbedingt vermissen."
Nienna hörte den bitteren Unterton in seiner Stimme und beugte sich vor.
"Ich bin neugierig. Was ist los?"
Legolas seufzte. "Er ist mit Maylea zusammen."
"Nein!"
"Doch. Ich bin ziemlich geschockt."
"Das glaube ich dir." gab Nienna zu. "Aber Maylea ist doch total nett."
"Ja klar. Aber weißt du, durch diese Unsterblichkeitssache ist dieses Ding mit den Beziehungen von meinem Vater und mir ganz schön merkwürdig. Früher haben wir oft zusammen Wache gehabt, und ich glaube, sie hat eine Zeitlang ein wenig für mich geschwärmt. Und jetzt übernimmt sie diese Mutterrolle, oder zumindest Stiefmutter, und das ist... komisch." sagte Legolas.
Nienna sah ihn nachdenklich an. "Aber dein Vater will sie nicht heiraten?"
Legolas schloss die Augen. "Ich weiß nicht. Bisher glaube ich nicht, denn sie wirkte, als ständen die beiden ziemlich am Anfang ihrer Beziehung. Aber was nicht ist, kann ja noch werden."
Nienna biss sich auf die Unterlippe. "Ich hoffe nicht, dass sie heiraten."
"Wieso?" wollte Legolas.
"Maylea ist nett. Er hat sie nicht verdient."
Legolas seufzte. "Du kannst ihn wirklich nicht leiden, oder?"
"Nein." gab Nienna offen zu. "Ich kann dir nicht sagen warum, aber... zwischen uns stimmt es einfach nicht."
Legolas lachte. "Vielleicht wird es ja noch."
"Vielleicht. Wenn er gut auf deine zukünftigen Geschwister achtgibt." Sie zwinkerte.
Legolas wurde blass. "Das möchte ich mir nicht vorstellen..."
Nienna lachte. "Komm schon, das wäre doch süß. Die wären dann zwar um die dreitausend Jahre jünger als du, aber genauso alt wie ihre Nichten oder Neffen."
Legolas lächelte. "Das wiederum ist eine schöne Vorstellung."
Nienna lächelte ebenfalls. "Dann lass uns erstmal darauf hinarbeiten."

----------
Hey meine Lieben ^^
Na wie war das Kapitel? Langweilig? Hingezogen? Nett? Süß? Gebt mir Adjektive! Meinungen! Vorschläge! Vermutungen! Alles erwünscht :)
Ab dem nächsten Kapitel geht es los, ich verspreche es :)
Die heutige Widmung geht aaaan... *Trommelwirbel* @super_va_fan! Danke, dass du meine Geschichten liest. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob du das letzte Kapitel hier überhaupt gelesen hast... oder das Vorletzte... naja. Ich habe nämlich das Gefühl, dass viele Leute aufgehört haben, diese Geschichte zu lesen, und ja. Was soll ich dazu sagen. Tut mir leid, dass es noch nicht spannend ist, aber das kommt noch und es wäre doch auch scheiße, wenn ich jetzt sofort irgendwohin springen müsste, wo es supermega abgeht. Sorry.
Bis zu nächsten Kapitel
Louiejojo :)

Der Prinz des Düsterwaldes 2 - Dunkle SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt