"Ja, das ist eine gute Idee. Der hat sowieso nur genervt." sagte Maylea. Sie griff in ihr Haar und löste den Zopf, der es bisher zusammengehalten hatte, sodass es ihr frei über die Schultern fiel. "So ist es besser."
Thranduil trat von hinten an sie heran und schmiegte sich an sie. "Aber du bist immer wunderschön."
Maylea drehte sich herum, um ihn zu küssen. "Dankeschön, Schatz. Ich-..." sie hielt inne, da das Band, das sie noch vom Zopf lösen in der Hand gehalten hatte, runtergefallen und unter das Bett gerutscht war. "Mist." Sie hockte sich hin und versuchte mit einem Arm, wieder an das Band zu kommen. "Ich komm nicht dran!" jammerte sie und legte sich auf den Bauch. "Na super. Es liegt ganz hinten. Da komm ich nie-..." Sie stutzte. "Was ist denn das da?"
Thranduil spähte auf der gegenüberliegenden Seite unter das Bett. "Was meinst du?"
"Den Ring dahinten..." Maylea nieste. Unter dem Bett musste schon seit Jahrtausenden nicht mehr saubergemacht worden sein. Wobei, so wie sie Thranduil kannte, konnte das durchaus sein. Pff. Dieses Ferkel.
Thranduil war ganz blass geworden. "Oh Eru." er angelte nach dem Schmuckstück. "Der liegt da doch schon... mindestens zweitausend Jahre."
"Der ist bestimmt schon festgewachsen." bemerkte Maylea. "Du bist echt ein Schweinchen, Thrandy. Du hast hier seit zweitausend Jahren nicht mehr saubergemacht?"
Thranduil hatte den Ring erwischt und aufgehoben und pustete die dicke Staubschicht auf ihm und auf seinem Finger weg. Das Haarband war vergessen. "Frauen. Unter dem Bett eines Königs muss nicht alle hundert Jahre saubergemacht werden." Maylea zog eine Augenbraue hoch und er räusperte sich verlegen. "Und ganz so lange liegt er da doch noch nicht. Vierundzwanzig Jahre. Ist ein bisschen weniger."
"Was nicht heißt, dass vor vierundzwanzig Jahren saubergemacht wurde..." murmelte Maylea so leise, dass nur sie es hörte.
"Oh und drittens:" fügte Thranduil hinzu, "Nenn mich nie wieder Thrandy. Nie wieder."
"Was, wenn doch?" fragte Maylea frech.
Er wuschelte ihr durch die Haare. "Das siehst du dann, Lea.""NEIN! NEIN!" brüllte Nienna. "Bitte, macht mit mir, was ihr wollt, aber bringt ihn nicht um!"
Der Ork drehte sich schmierig grinsend zu Nienna um. "Dir liegt etwas an ihm, nicht wahr?"
Nienna rappelte sich so weit auf, dass sie dem Ork in die Augen gucken konnte. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte und stand einfach nur sprachlos da. "Dann sieh zu, wie er stirbt!"
Der Ork persönlich zückte sein Schwert und schritt quälend langsam auf Legolas zu, dessen Haare ihm im Gesicht hingen. Er blickte zu Nienna, doch diese konnte seinen Blick nicht deuten. Er formte ein "Ich liebe dich" mit den Lippen, dann holte der Ork aus und stach zu.
Legolas zuckte nur ganz leicht zusammen, als das Schwert tief in seine Brust eindrang, begleitet von einem schrillen Ton, der, wie Nienna erst später bemerkte, aus ihrem eigenen Mund kam.
Alles verlief wie in Zeitlupe. Nienna ließ sich wieder auf die Knie sinken, schrecklich schluchzend. In dieser Stellung bekam sie nicht mit, dass Legolas anfing zu grinsen, den Arm vom Oberkörper abspreitzte und so offenbarte, dass das Schwert keineswegs seine Brust durchbohrt hatte - lediglich seine Jacke hatte es ein wenig angeritzt, als es durch die Luft geschnitten war.
Mit einer schnellen Bewegung hatte er die Orks, die ihn festhielten, mit zwei Tritten außer Gefecht gesetzt und einen Schwertstreich so geschickt abgewehrt, dass dieser gleichzeitig seine Fesseln durchschnitten hatte.
"Nienna! Pass auf!" schrie er seiner noch immer am Boden knieenden Frau zu, als ein Ork sich von hinten über sie beugte und sich anschickte, sie mit einem Holzknüppel niederzuschlagen. Nienna fuhr überrascht herum, schrie auf, spürte einen harten Schlag und stürzte in bodenlose Schwärze."Was ist das denn für ein Ring?" hakte Maylea noch einmal nach.
Thranduil schluckte. "Der Ring des Königs."
Maylea zog die Augenbrauen zusammen und Thranduil seufzte. "Als meine zweite Frau mich vor vierundzwanzig Jahren verlassen hat, hat sie das Gegenstück hierzu, den Ring der Königin, mitgenommen. Und ich war so sauer auf sie, dass ich mir den Ring des Königs vom Finger gerissen und in irgendeine Ecke geschleudert habe. Dann-..."
"Du hattest schon zwei Frauen?" unterbrach Maylea ihn. Er sah sie verwundert an. "Ja, die Mutter von Legolas und die von Nienna. Die auch Nienna hieß."
Maylea kniff die Augen zusammen. "Achso. Und du hast sie dann verlassen, oder wie?"
Thranduil musterte sie verständnislos. "Nein, Legolas' Mutter ist gestorben und Nienna hat mich verlassen."
Maylea schluckte. "Du gehörst also zu den Elben, denen Liebe nicht so wichtig ist, dass sie nur einen Partner haben?"
Thranduil zuckte die Schultern. "Nö."
Maylea schniefte. "Achso, na dann..."
Thranduil seufzte. "Hör zu, Legolas' Mutter war zwar wirklich die Richtige, aber sie ist eben schon vor über zweitausend Jahren gestorben. Und Nienna habe ich sowieso nie wirklich geliebt."
Jetzt war es Maylea, die ihm verständnislos anstarrte. "Und du hast sie trotzdem geheiratet? Und sie hat ein Kind von dir bekommen? Und... warte mal. Sind Nienna und Legolas etwa Geschwister?" Sie rückte so weit wie möglich von ihm ab.
Thranduil seufzte erneut. "Ja, ja und nein. Hör zu, Maylea... weinst du etwa?"
Mayleas geschnieftes "Nein" klang herzlich wenig überzeugend.
Thranduil setzte sich wieder näher zu ihr, zog allerdings beide seiner Beine aufs Bett und nahm ihre Hände. Er sah ihr so intensiv in die Augen, dass sie den Blick einfach nicht abwenden konnte.
"Hör zu. Was früher war, war früher, und das hier, wir, ist alles, was ich möchte. Ich möchte ein Leben mit dir. Und es ist ja nicht so als ob du in Sachen Beziehungen noch eine weiße Weste hättest. Ich... sehe mein Leben nicht wie ein Leben, in dem ich schon zwei Frauen gehabt habe: Ich betrachte das Ganze eher so, als würde ich jetzt mein drittes Leben leben, und dieses hier ist eindeutig mein Liebstes. Ich sage dir jetzt einmal was, Maylea; wenn ich mich zwischen den drei Frauen, die ich jemals gehabt habe, entscheiden müsste, ich würde dich nehmen. Das Leben mit dir. Ich will dich nie wieder verlieren. Du... du bist das Beste, was mir jemals passiert ist. Und ich sage jetzt nur nicht "Ich liebe dich", weil ich mir das aufheben möchte. Für einen ganz, ganz besonderen Moment. Und bis dahin..."
Er küsste sie auf die Stirn. "Ich lebe dich. Es fehlt nur noch ein i. Und das ist doch schon verdammt nah dran."Der Ork, der Nienna niedergeschlagen hatte, grinste selbstzufrieden. "Findet sie, bindet sie." murmelte er. Er griff nach ihrer Hand und steckte etwas an ihren Finger. Es war ein Ring. Es war der Ring der Königin; der Ring, den Nienna letztes Jahr in dem Orkstollen verloren hatte.
Auf einmal passierte alles gleichzeitig. Nienna schnappte nach Luft und riss die Augen auf. Der Ork, der Nienna den Ring angesteckt hatte, explodierte und auf einmal saßen mitten auf dem Boden Thranduil und Maylea. Maylea sah aus, als hätte sie gerade geweint, und Thranduil machte exakt das gleiche Gesicht wie Nienna: sie sahen aus, als hätten sie sich verbrannt. Und als würden sie immer noch brennen.
Und sie begannen beide gleichzeitig zu schreien.---------
Heute ein bisschen kürzer als sonst, aber dafür finde ich es ganz gut :)
Was glaubt ihr, was es mit diesen Ringen auf sich hat? Und mit dem "findet sie, bindet sie"? Haut eure Theorien raus!Es ist schon wieder so ein mieser Cliffhanger, aber ich habe einfach ein Faible dafür xD und es darf sich jetzt niemand beschweren, dass es zu lange gedauert hat, denn das hat es definitiv nicht. Das lasse ich mir nicht anhängen :D
Ich war ja ehrlich enttäuscht dass niemand gedacht hat, Legolas stirbt. Ich bin ziemlich kaltherzig, wenn meine Story ohne ihn weitergehen könnte hätte ich ihn locker getötet :D also erwartet mal nicht von mir, dass ich irgendwen verschone. Es wird noch jemand von den vier sterben. Macht euch gefasst.
xx Jojo
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Der Prinz des Düsterwaldes 2 - Dunkle Schatten
FanfictionDies ist die Fortsetzung meiner Legolas FF "Der Prinz des Düsterwaldes ". Ihr solltet also erst den ersten Teil lesen, da dieser hier sehr auf den aufbaut. Nienna und Legolas, glücklich verheiratet. Ein Kind soll ihr Glück abrunden. Doch als Nienn...