Ocean Eyes #LGBT Gay Romance

Chapter 6

„Oh, everyday

You feel a little bit further away

And I don't know what to say

Even though it hurts so much

Every night I'm losing you in a thousand faces

Now it feels we're as close as strangers" (Lyrics: Close as strangers by 5 Seconds Of Summer)

„Hast du eigentlich noch etwas von deinem Exfreund gehört, Seb?", wollte Brody von mir wissen, als wir noch vor Beginn unserer Arbeitsschicht in aller Herrgottsfrühe gemeinsam auf dem Deck saßen und die Möwen sowie den Sonnenaufgang beobachteten.

„Hm...", brummte ich als Antwort darauf lediglich und widmete mich wieder dem halbfertigen Stück Papier auf meinem Schoß. Schon damals in Los Angeles hatte ich das Zeichnen geliebt und ich hatte es auf meinen Reisen immer weitergeführt, denn es lenkte mich meistens ab und entspannte mich.

Und in diesem Moment war es ein ausgezeichnetes Mittel, um dem Verhörgespräch meines besten Freundes zu entkommen. Eigentlich hatte ich in dieser Sekunde so gar keine Lust, mich über Noah unterhalten zu müssen. Dennoch war mir klar, dass mich Brody nicht einfach so eine Erklärung gehen lassen würde.

Sensationslustig musterte mich der gebürtige Australier von der Seite, während er sich aus dem bequemen Liegestuhl erhob und einen neugierigen Blick auf meinen Skizzenblock warf: „Ach komm schon, Seb... habt ihr denn seitdem ich euch zwei in unserer Kabine letztens erwischt habt, gar nicht mehr miteinander gesprochen?"
Brody grinste mir verschwörerisch zu und als ich statt einer Antwort lediglich auf seine Frage schwieg, wurde er wieder ein Stück ernster und er setzte sich vorsichtig neben mir auf die breite Liegefläche des Sonnenstuhls.

„Oh man... das ist ja wirklich verzwickt... also diese Situation zwischen dir und deinem Exfreund...", meinte mein Kumpel und nickte gedanklich leicht abweisend darauf, während ich weiter an meiner Zeichnung arbeitete.

„Wem sagst du das, Brody...", murmelte ich leise und noch immer wartete mein bester Freund wie ein treuseliger Labrador auf eine Antwort von mir.

Seitdem mir Noah vor wenigen Tagen diese schlimme Geschichte mit Violet und ihrem verlorenen Baby gestanden hatte und wir uns emotional in dieser Nacht wieder angenähert hatten, hatten wir dennoch nicht mehr miteinander gesprochen.

Tagsüber begegneten wir uns kaum und auch bei den Gala Dinners der First Class waren natürlich immerzu seine Verlobte sowie seine reizendende Frau Mama anwesend, sodass ich es mir gar nicht traute, meinen Exfreund aus freien Stücken einfach so anzusprechen.

Zudem ich immer noch nicht wusste, was ich in unserer jetzigen Situation über mich und Noah fühlen sollte... Ebenso war ich mir unsicher, ob ich dem Blondhaarigen den flüchtigen One-Night-Stand mit seiner besten Freundin verzeihen könnte...

Und auch die Tatsache, dass er mit Violet in der Vergangenheit in dieser Nacht ein Kind gezeugt hatte, lag mir immer noch schwer im Magen.

War es moralisch verwerflich, dass mir gefühlt ein Stein vom Herzen gefallen war, als mir Noah gestanden hatte, dass sie ihr gemeinsames Kind verloren hatte?

Natürlich war solch ein plötzlicher Kindstod resultierend aus einem Unfall sehr tragisch, jedoch war ich froh darüber, dass mein Exfreund nicht auch noch neben der Tatsache, dass er mit Violet verlobt war, ein Kind besaß...

Und dennoch gab es seit diesem einen Abend keine weitere Interaktion zwischen uns beiden. Noah machte auch von sich aus keinerlei Anstalten, mit mir zu reden und so wusste ich nicht, wie es eigentlich mit uns weitergehen sollte.