Chapter 11

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Noahs POV

„Each day's a gift and not a given right" (If today was your last day" by Nickelback)

Als wir uns knapp eine halbe Stunde später alle auf Deck einfinden und in die bereitgestellten Rettungsboote begeben sollten, war ich zu diesem Zeitpunkt keineswegs gewillt, Major Maynards unmissverständlicher Aufforderung nachzukommen.

Ich war inzwischen krank vor Sorge um Sebastian, über dessen Verbleib ich immer noch keinerlei Informationen bekam und auch aus seinem direkten Vorgesetzten war in diesem Moment recht wenig herauszuquetschen.

Es war eine kristallklare Nacht und der Major rannte ohnehin gehetzt mit einer Trillerpfeife sowie einem Walkie- Talkie in einer Hand herum und war mit einer Vielzahl von anderen Angestellten damit beschäftigt, die vorhandenen Rettungsboote ins Wasser zu lassen.

Leider konnte ich unter den Angestellten auch nicht Brody, Sebastians besten Freund und Zimmergenossen ausmachen... wartete dieser wohl genauso wie seine Kollegen ahnungslos unter Deck und machte sich bettfertig, während im Maschinenraum ein Feuer tobte, welches drohte sich auf den Rest des Schiffes auszubreiten.

Ich hingegen knetete meine Hände und warf einen kurzen Blick neben mir auf Violet, welcher in ihrer dünnen Perlen Strickjacke aufgrund der doch recht kühlen Nachtluft merklich zitterte und Major Maynards Hinweis, sich etwas Warmes anzuziehen, wohl nicht registriert hatte.

Normalerweise hätte ich ihr jetzt gentlemanlike und als selbstverständliche Geste als ihr künftiger Ehemann meine Jacke angeboten, aber meine beste Freundin hatte sich durch ihr Handeln jegliche Sympathien meinerseits verspielt.

Ich hatte nur noch Verachtung für diese Frau übrig, die mich indirekt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gezwungen hatte, sie zu heiraten und mir dabei auch noch das Produkt eines flüchtigen One- Night-Stands als ein Kuckuckskind hatte unterschieben wollen. Ich hatte sie einmal für meine beste Freundin und meine engste Vertraute gehalten... Und dann hatte sie mich derart hintergangen, dass sie sich dabei jegliches Vertrauen meinerseits zu ihr verspielt hatte.

Und für all die grausamen Dinge, die meine Mutter mir und damit auch Sebastian angetan hatte, hatte ich zu dieser späten Stunde keinerlei Worte mehr übrig.

Diese Frau war ebenso wie Violet für mich gestorben. Wie hatte ich mich nur jahrelang so von meiner Mutter und Violet täuschen lassen? Das, was die beiden da in der Vergangenheit da für einen abstrusen Plan ausgeheckt hatte, konnte und wollte ich ihnen unter keinen Umständen verzeihen.

Denn meine einzige Sorge in diesem Augenblick galt Sebastian...

„Major, entschuldigen sie bitte, dass ich sie nochmal kurz stören muss... aber was ist denn jetzt mit ihrem Angestellten, der sich immer noch unter Deck unter Arrest befindet?", wollte ich von Sebastians Vorgesetzten und hielt ihn kurzerhand am Ärmel seiner Matrosenjacke fest, damit er sich nicht einfach so mir entziehen konnte.

"Es stimmt, dass er sich in meinem Büro unter Deck befindet... Sebastian muss für seine Taten wie jeder andere mögliche Dieb auf dem Schiff gerade stehen... das versichere ich ihnen, Misses Crawford...", nickte Major Maynard wohlwollend in Richtung meiner Mutter, deren Lippen bei diesen Worten natürlich sogleich ein zufriedenes Lächeln umspielte und ich rief aufgebracht: „Was hast du denn nur so gegen ihn, Mutter?"
„Ach... Noah... dieser Junge war und wird dir doch gesellschaftlich niemals ebenbürtig sein...", meinte sie daraufhin leichtfertig und wütend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust.
„Das weißt du doch gar nicht...", widersprach ich ihr dann darauf energisch und meine Mutter rollte nun mit ihren Augen, welche daraufhin wie zwei kalte Eisklötze wirkten: „Er hat sogar eigenhändig diesen Bandenchef umgebracht... damals in LA, für den er gearbeitet hat..."

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