Während ich immer noch vollkommen außer mir auf Noah wirken musste und ich immer noch heftig weinte, packte mich der Blondhaarige auf einmal an beiden Schultern und sah mir ernst in die Augen: „Wen hast du denn getötet, Sebastian?"
Und als ich ihm immer noch keine richtige Antwort darauf geben konnte, legte Noah nun einen Arm um meine Schultern und zog mich dabei vorsichtig an seine Seite. Verständnisvoll murmelte er mir nun ins Ohr: „Wer war er denn, Sebastian?"
„Joaquín Ramirez...", gestand ich dem Blonden nun und dieser musterte mich immer noch mit großen, blauen Augen, bis mir endlich auffiel, dass ich Noah damals gar nichts über meine weniger oder mehr illegalen Geschäftsbeziehungen zu dem Bandenchef erzählt hatte.
Ich hatte ihn immer aus meinen Geschäften mit Joaquín heraushalten und vor allem schützen wollen, da der Mexikaner bestimmt nicht lange gezögert hätte, meine besondere Beziehung zu Misses Crawfords Sohn auszunutzen und ihn als Druckmittel gegen mich zu instrumentalisieren.
„Hey, du musst es mir nicht erzählen, Sebastian...", meinte Noah nun mit beruhigender Stimme zu mir und ich wischte mir kurz flüchtig über die Augen, bevor ich erzählte: „Wir waren mal wieder knapp bei der Kasse... meine Eltern und ich...mein Dad hatte auch schon wieder die gesamte Sozialhilfe für den Rest des Monats versoffen ... und auch meine Mum hatte schon überall zu viele Schulden, dass ihr niemand mehr auch nur wenige Dollar vorstrecken wollte... also..."
Ich nahm einen tiefen Atemzug, bevor ich Noah erklärte: „Also habe ich Joaquín Ramirez verlockendes Angebot angenommen, zusammen mit ihm und seiner Armee an minderjährigen Kriminellen Autos in den Hollywood Hills aufzuknacken sowie in teure Häuser einzusteigen... zunächst schien alles gut zu gehen..."
„Dann aber weigerte sich Joaquín sich immer häufiger, mir das vereinbarte Geld auszuzahlen und zu geben... also habe ich ihn eines Abends in seinem Büro aufgesucht...Und irgendwann hat das ganze Gespräch in einem heftigen Streit geendet... und Joaquín hat daraufhin eine Pistole gezogen und mich damit bedroht..."
„Und was ist dann passiert, Sebastian?", wollte Noah vorsichtig von mir wissen und strich mir im nächsten Moment über den Rücken, als ich schon wieder zu heulen begann und dabei am gesamten Körper bebte.
„Ich hatte so Angst, Noah...ich habe ihm mit dem Briefbeschwerer den Kopf eingeschlagen, sodass er gestürzt und zu Boden gegangen ist... er... er hat... sich nicht mehr gerührt und ich bin sofort geflüchtet..."
„Aber das muss doch nicht zwingend bedeuten, dass du ihn dadurch umgebracht hast, Sebastian... vielleicht hatte er sich dadurch auch lediglich eine harmlose Gehirnerschütterung zugezogen..."
„Ich weiß nicht...", ich zuckte mit den Schultern und schluchzte im nächsten Moment wieder auf, „Ich habe nur Tage später erfahren, dass er tot ist... und ich wusste somit, dass man zwangsläufig nach mir suchen würde...und ich unbedingt Los Angeles bis auf weiteres verlassen musste..."„Oh man... Sebastian... es war Notwehr... dich trifft doch keine Schuld an dem Unfall...", meinte Noah nun flüsternd zu mir, während er mich immer noch in einer engen Umarmung hielt und überrascht sah ich ihm in die ozeanblauen Augen: „Findest du das nicht schlimm? Möchtest du denn immer noch mit so jemanden wie mir zusammen sein, Noah?"
„Ja das möchte ich, Sebastian... wir beide haben so lange gekämpft, um das hier zu haben...", hauchte der Blondhaarige leise und ich seufzte leicht auf, als er mir dabei über meine nackten Seiten streichelte: „Und das, was wir hier haben, würde ich für nichts und niemanden aufgeben, Sebastian..."
Und nachdem wir eine Weile stillschweigend mit dem Gesicht zueinander, mit miteinander verschränkten Händen auf der alten, ausrangierten Matratze gelegen hatten und dem beruhigenden Meeresrauschen durch die kleine Luke gelauscht hatten, rutschte Noah plötzlich ein Stück auf mich und verharrte mit seinen Lippen wenige Zentimeter vor meinen, bevor er mir tief in die Augen blickte und leise fragte: „Darf ich, Sebastian?"
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Ocean Eyes #LGBT Gay Romance
RomanceAls Sebastian zusammen mit seinem besten Kumpel nach jahrelanger Weltreise als Aushilfskellner auf einem großen Kreuzfahrtschiff anheuert, dachte er noch, dass er damit den großen Jackpot gezogen hätte. Jedoch hätte er niemals gerechnet, ausgerechne...