Kindheitsträume - II. Entfache das Feuer

26. Aussprache

Kraftvoll zieht dich Ryuga auf die Beine und seine Finger sind rau gegen deine Haut, die nicht von den Handschuhen bedeckt wird. Noch immer fühlen sie sich eine Spur zu weich an, du schaffst es aber, nicht nach vorne zu taumeln und bemühst dich um einen festen Stand. Viel zu schnell löst Ryuga seine Hand wieder von dir, das leichte Kribbeln verfliegt trotzdem nicht sofort.

Du fährst dir durch deine Haare, öffnest den Mund und schließt ihn nach einer kurzen Weile eloquent wieder. Was willst du sagen? Dir schießen unendlich viele Gedanken durch deinen Kopf. Einerseits willst du ihm danken und dich entschuldigen, andererseits fragst du dich, wie das passieren konnte und verfluchst dich selbst. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht und was wolltest du tun?

Lässig fängt Ryuga seinen LDrago auf und verschränkt die Arme. „Ich habe es dir doch gesagt."

„Ernsthaft?" Das unterbricht das Chaos in deinem Schädel und du stemmst eine Hand in die Hüfte. „Ich war so freundlich, mir das damals zu verkneifen und hätte mehr Gründe dafür gehabt!"

Unbeeindruckt zuckt Ryuga mit den Schultern und lehnt sich seitlich gegen die Klippenwand. „Selbst schuld." Er klingt nicht böswillig, sondern gutmütig spottend.

„Das kriegst du alles zurück", erinnerst du ihn und schnalzt mit deiner Zunge.

Augenverdrehend winkt er ab. „Ich hab dich gerade gerettet und von einer Dummheit abgebracht."

Augenblicklich verkrampft sich deine Haltung und deine Finger gleiten von deiner Hüfte. Kurz wendest du deinen Blick ab, drehst dein Gesicht dann allerdings bewusst zu Ryuga. „Ich weiß. Danke." Unruhig zupfst du an deinem Shirt herum und streichst dir über deinen Nacken. „Das hätte nie passieren dürfen."

„Ja." Ryuga schaut über seine Schulter zu Hades City. „Komm. Vielleicht ist unser Kampf nicht unbemerkt geblieben."

Noch bewegt sich niemand aus der Stadt, das könnte sich aber ändern und es ist sinnvoll, mehr Abstand zwischen euch und den Ort zu bringen. Ziggurat möchte mehr Daten sammeln und wollte euch nicht umsonst zurückholen. Der Tag war anstrengend und kräftezehrend genug, da musst du nicht noch gegen irgendwelche Idioten bladen. Aktuell ist alles gut und du willst das nicht riskieren.

Demzufolge sammelst du deinen Hippogryph auf und malst den Kratzer entlang. Stumm entschuldigst du dich bei ihm für das, was du ihm angetan hast und er pulsiert kurz golden. In der Aura ist nichts als Wärme und kein dunkles Flüstern ertönt, welches deinen Verstand vernebeln möchte. Vorsichtig verstaust du ihn in deiner Beybox und nickst Ryuga zu. Gemeinsam setzt ihr euch in Bewegung und er passt sein Tempo sogar deinem an, dass ihr nebeneinander geht.

Der erste Teil der Strecke ist ohne Hindernisse, du könntest maximal im Sand einsinken, deshalb schaust du ihn von der Seite an. Die Sonne wirft einen Schatten auf sein Gesicht, seine mandelförmigen Augen sind etwas verengt und stur geradeaus gerichtet. Seine typische grimmige Mimik ist zurückgekehrt, zumindest hat er eine Seite seiner schmalen Lippe nach unten gezogen und seine vollen Brauen bilden eine leichte Falte. Das bedeutet längst nicht, dass er wütend oder unzufrieden ist, so guckt er meistens. Immerhin hebt dies seine markanten Gesichtszüge hervor und seine gebräunte Haut ziert kein einziger Kratzer.

„Sag, was du denkst", fordert er dich auf und mustert dich aus dem Augenwinkel.

Erst willst du deinen Blick bei seinem kantigen Jochbein stoppen, er wandert jedoch weiter zu seinem eckigen Kinn, hinunter zu seinem schmalen Hals, bei welchem während des Redens sein Adamsapfel besonders betont wird. Daraufhin konzentrierst du dich endlich wieder auf seine Iriden. Eigentlich möchtest du dich entschuldigen, das willst du wiederum nicht einfach im Laufen abhaken. Du schuldest ihm eine längere und ausführliche Erklärung sowie die Einsicht. Dass du ihn attraktiv findest, wirst du momentan jedoch ebenfalls nicht laut aussprechen.