Kindheitsträume - II. Entfache das Feuer

37. Sternenfeuer

Wie Tsubasa behauptet hat, landet Hades City auf dem Wasser und bis auf die Tatsache, dass ihr heftig durchgeschüttelt wurdet, geht es euch allen gut. Damit ist das Problem aber nicht aus der Welt geschafft, eine Kernschmelze ist weiterhin möglich und die Uhr tickt gefährlich. Eine Evakuierung wurde längst gestartet, nur bezweifelst du stark, dass jene viel bringt. Die Macht der Spiralkraft ist gewaltig und schlimme Vorfälle aus der Vergangenheit haben gezeigt, was für Ausmaße solche Unfälle annehmen können.

Ziggurat hätte sich niemals derart seinem Wahnsinn hingeben dürfen und entsprechende Notfallmaßnahmen installieren müssen, sollten die Kühlsysteme ausfallen. Ohne diese wird das heiße Wasser zu Dampf, welcher den Druck steigen lässt und eine Explosion auslösen könnte. Noch schlimmer sind die Brennelemente, welche ohne das Wasser abschmelzen und flüssiger Lava gleichen. In ihr befinden sich gefährliche Spaltprodukte und sie frisst sich durch alles bis in das Erdreich hindurch. So ist das zumindest bei der Atomkraft und du wendest das Beispiel auf die Spiralkraft ebenso an. Allein die Explosion könnte euch alle umbringen und ihr würdet es innerhalb der zwanzig Minuten niemals aus ihrer Reichweite schaffen.

Dennoch flüchtest du nicht nach oben und steuerst auch nicht direkt den Kern an. Vielleicht könnt ihr die von einem Bey verursachte Katastrophe mit euren Beys stoppen und der Versuch ist es wert. Niemals könntest du es dir verzeihen, wenn dein damaliger Egoismus so vielen Menschen schaden würde, wobei du es dann wohl nicht mehr mitbekommen würdest. Obwohl dir der Gedanke beinahe die Kehle zuschnürt und das flaue Gefühl zurückkommt, versuchst du, den Pessimismus zu ignorieren und läufst schnurstracks zu den Zellen.

Dein Vater ist noch dort eingesperrt und du kannst ihn nicht zurücklassen. Selbst, wenn ihr die Kernschmelze stoppen könnt, wird ein Teil von Hades City mit dem Wasser geflutet werden und er würde elendig ertrinken. Egal, was er dir angetan hat und wie sehr du ihn dafür hasst, kannst du ihn nicht sterben lassen. Niemals könntest du mit der Schuld leben und auch er hat es verdient, gerettet zu werden. Ursprünglich wollte dich Tsubasa begleiten, er ist jetzt allerdings zum Glück mit Yu auf dem Weg zur Oberfläche.

Als Expertin hat sich Madoka jedoch nicht davon abbringen lassen, sich in den Keller zu Gingka, Masamune und Kyoya zu begeben und falls du die Gefahr überschätzen solltest, sind sie immer noch eindeutig zu nahe an der Quelle und würden das nicht überstehen. Von Ryuga fehlt weiterhin jede Spur und du betest, dass er irgendwo in Sicherheit ist. Gingka und du bekommt das allein hin und du willst nicht um noch eine für dich wichtige Person bangen müssen.

Diesmal kommen dir zwar einige Blader entgegen, es startet aber keiner von ihnen einen Kampf und sie alle rennen in die andere Richtung. Dementsprechend flott gelangst du in den Gang mit den Zellen und dein Hippogryph ist schon beim Betreten abschussbereit.

„Es gibt eine Kernschmelze. Geh zur Seite und lass irgendeinen Unsinn, Seishin", weist du deinen Vater an und du nutzt für mehr Distanz seinen Vornamen.

Ein ersticktes Fluchen zeigt dir, dass er dich gehört hat und wenige Sekunden später zerschlägst du das Metall vor dir. Dein Bey landet in deiner ausgestreckten Hand und du holst einen weiteren aus deiner Jackentasche heraus. In weiser Voraussicht hast du seinen Hellfire Corvus mitgenommen und sollte irgendetwas zusammenbrechen, kann er sich mit jenen verteidigen.

Deine Miene bleibt hart, als er aus dem Schatten herausgeht und du betrachtest ihn nur für wenige Sekunden. Seine Haare sind zerwühlt und das Hemd zerknüllt sowie dreckig. Er sieht blass aus, nur ist das nicht dein Problem und du atmest kontrolliert ein und aus. Seine Anwesenheit bringt dich aus der Ruhe und in der Notlage darfst du sie nicht verlieren.

Demzufolge sperrst du das ganze Gefühlschaos weg und fokussierst dich rein auf die Mission. Die Wut, die Enttäuschung und die Fassungslosigkeit können dich später übermannen und euer Familiendrama ist weniger bedeutend als die Rettung der Welt. Die Last und der damit verbundene Druck pressen deine Schultern nach unten, dafür pulsiert Hippogryph beruhigend und schenkt dir Halt.