-Jisung pov-
Ich habe den Bus verpasst. Natürlich habe ich das. Denn selbstverständlich musste ich gestern wieder bis spät in die Nacht draußen bleiben. Manchmal bereue ich es. Doch im selben Moment weiß ich ganz genau, dass ich auch diese Nacht wieder meine Runden ziehen werde. Ich sollte es so lange genießen, bis die ersten Tests anstehen.
Gestresst schaue ich auf den Bus Plan. Der nächste kommt in 20 Minuten. Das reicht nicht. Ich werde zu spät kommen. Da hilft nur eins: Ich muss rennen. Vielleicht erwische ich ja noch die U- Bahn. Danke Gott, dass du mich sportlich auf die Welt gebracht hast.
Verschwitzt komme ich an der Station an und renne die Treppen hinunter. Im selben Moment, in dem ich die letzte Stufe betrete, sehe ich wie die Bahn einfährt. Ich habe es also wirklich noch geschafft. Was jedoch nicht optimal ist, ist die Tatsache, dass ich an meinem ersten Tag stinkend zur Schule komme. Aber was solls. Immerhin bin ich noch rechtzeitig.
In der Schule angekommen stehe ich erst einmal verloren im Korridor. Ich habe keine Ahnung wo ich eigentlich hin muss. Wo ist das Sekretariat? Ich spüre Unwohlsein in mir aufkommen. So viele Fremde Gesichter. Sie werden sekündlich mehr und ich fühle mich von ihnen eingeengt, denn sie schauen mich alle an. Wieso schaue sie mich an? Halten sie mich für einen Alien oder so?
"Hey, du musst Jisung sein, richtig?", spricht mich jemand von der Seite an.
Verdutzt schaue ich zu dem Jungen mit den etwas längeren braunen Haaren, welche ihm tief in die Stirn reichen.
"Ja, aber woher weißt du wer ich bin?", frage ich ihn skeptisch und auch etwas beängstigt wenn ich ehrlich bin.
"Ich bin der Klassensprecher der ehemaligen Klasse 1a. Mir wurde mitgeteilt, dass wir einen neuen Schüler in die Klasse bekommen, und als Klassensprecher ist es meine Aufgabe dich Willkommen zu heißen und die ersten Tage zur Seite zu stehen." Er schenkt mir ein breites Lächeln, wodurch ich mich augenblicklich wohler Fühle, auch wenn ich immer noch die Blicke der Anderen auf mir spüre.
"Aber woher weißt du, dass ich es bin?"
Der Junge gibt ein kleines herzhaftes Lachen von sich. "Nun ja, du bist der einzige ohne Uniform. Und wärst du ein erst Klässler würdest du jetzt in der Aula sitzen. Von daher war es nicht sonderlich schwer."
Ich schaue mich um und stelle fest, dass ich wirklich der einzige ohne Uniform bin.
"Komm mit, du hast Glück. Deine Uniform ist gestern angekommen. Du kannst sie im Sekretariat abholen. Dort bekommst du auch deinen Stundenplan und den Spind Schlüssel."
Wir beginnen einen der breiten Gänge entlang zu schlendern.
"Oh ganz vergessen. Ich heiße übrigens Seungmin. Nur damit du weißt wen du später bei der Klassensprecherwahl wählen darfst.", zwinkert er mir grinsend zu.
Auf dem Weg erklärt er mir die wesentlichsten Dinge, die ich wissen sollte. So erfahre ich, dass es verpflichtet ist einem Schulclub beizutreten. Und da es wohl ziemlich viele Angebote gibt, findet heute, nach der Klassenstunde, eine Veranstaltung statt, bei dem alle Clubs die Chance haben die neuen Schüler*innen anzuwerben. Oder die Schüler*innen, welche bereits in einem Club sind, haben noch mal die Möglichkeit zu wechseln.
Nachdem ich alles im Sekretariat abgeholt und mich auf der Toilette umgezogen habe, sitze ich nun mitten in meiner neuen Klasse. Zum Glück war der Platz neben Seungmin noch frei. Ich glaube wir können gute Freunde werden.
Im Moment bin ich jedoch von meinen neuen Klassenkamerad*innen umzingelt und versuche all ihre Fragen zu beantworten. Glücklicherweise klingelt ein paar Minuten später auch schon die Schulglocke und unser Lehrer betritt den Raum.
Anschließend darf ich mich noch einmal offiziell bei allen vorstellen, bevor die Klassensprecherwahl durchgeführt wurde. Seungmin gewann mit deutlichem Vorsprung. Die Stunde verging wie im Fluge und kaum war das Läuten zu hören verabschiedete Seungmin sich bei mir. "Wir sehen uns später Jisung. Ich muss meinem Club jetzt helfen Mitglieder zu gewinnen. Ich hoffe wir sehen uns am Baseball stand!" Und schon war er verschwunden.
Sogar Baseball bieten sie hier an? So leid es mir tut Seungmin, aber mit Bällen kann ich nicht umgehen.
Insgeheim weiß ich eigentlich schon, welchem Club ich beitreten möchte. Leichtathletik. Das kommt wohl dem Parkour Lauf am nächsten. Und ich liebe Bewegung und bekanntlich bewegt man sich bei Leichtathletik sehr viel.
Dank Seungmin weiß ich bereits den Weg zum Schulhof. Jedoch gefällt mir der Anblick auf den großen Platz gar nicht. Ungefähr 1000 Schüler*innen drängen sich darauf. Keine 10 Pferde bringen mich dort hinein. Ich kann mit großen Menschenmengen ganz und gar nicht umgehen. Aber ich muss mich anmelden. Es ist verpflichtend...
"Gehst du nun raus oder nicht? Du blockierst die Tür.", reißt es mich aus meinen Gedanken. Und tatsächlich stehe ich inmitten der Tür, wodurch nur eine weitere Person sich an mir vorbei drängen kann. Ich drehe mich um und rücke ein Stück zur Seite, bevor ich in mir sehr bekannte Augen blicke. Ich habe sie erst einmal in meinem Leben zu Gesicht bekommen, jedoch sind sie mir sehr stark im Gedächtnis geblieben.
Ich erinnere mich zurück an einen Abend auf einem fremden Dach, unter dem Licht einer kleinen Lampe. Schon damals wollte ich das Geheimnis dieser Augen lüften. Jedoch habe ich nicht erwartet sie je wieder zu sehen. Und doch stehe ich nun hier und blicke erneut in dieses Universum.
"Jisung? Ich hatte keine Ahnung, dass du auf diese Schule gehst." Er greift nach meinem Arm und zieht mich sanft aus der Tür heraus, um diese nun endgültig frei zu geben.
"Ja das ist mein erster Tag", lache ich leicht peinlich berührt und kratze mir etwas nervös am Nacken.
"Wo bist du letztes Jahr zu Schule gegangen?"
"Ich habe vor kurzem noch in Miami gelebt und bin dort auch zur Schule gegangen."
Über Minhos Gesicht zuckt kurz Überraschung, doch er scheint zu merken, dass ich nicht länger über mein Leben in Florida reden möchte, denn er wechselt das Thema ohne noch weiter nachzufragen.
"Weißt du schon wo du dich einschreiben möchtest?"
"Ja. Leichtathletik."
Für einen kurzen Moment meine ich ein kleinen Funken in seinen Augen aufleuchten zu sehen. Ein kleiner Funken Angst. Aber wahrscheinlich habe ich es mir nur eingebildet, denn Minho nickt anerkennend und fügt ein "Worauf wartest du dann noch?" hinzu.
Erneut schaue ich auf den Überfüllten Schulhof. Anschließend fallen mir kleine Gruppen am Rand des Korridors, in welchem wir uns immer noch befinden, auf. Ihre Blicke sind auf uns gerichtet und sie tuscheln leise miteinander. Ich kann jedoch nicht verstehen was sie sagen.
Bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen kann, ergreift Minho meine Hand und zieht mich direkt in die Menge. Mein gesamter Körper verkrampft sich, doch dank Minho, welcher mich sicher durch die Menschen manövriert, ist es erträglich für mich. Und nach kurzer Zeit stehe ich vor dem Stand.
"Wow Minho, ich habe nicht damit gerechnet, dass du der Erste sein wirst, welcher ein neues Mitglied bringt."
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Silent cry // Minsung
Fanfiction𝐀𝐮𝐬𝐬𝐜𝐡𝐧𝐢𝐭𝐭: „And I think that maybe I'm just one of those people that doesn't deserve to be happy." _____________________________________________ •Minsung FF •no hate pls