Insomnia - Stray Kids

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-Jisung pov-

Die Kacke ist am Dampfen.
Über eine Stunde lang habe ich mit meinen Eltern gestritten und nach einem Kompromiss gesucht. Doch irgendwann waren meine Nerven am Ende, sodass ich wutentbrannt aufgelegt habe.
Ich bin zurück in Korea bei Minho und ich sollte meine Zeit nicht damit verschwenden gegen eine Wand zu diskutieren.

Genervt lasse ich den Kopf in meinen Nacken fallen und schreie meine Verzweiflung kurz, aber kräftig, raus. Vermutlich habe ich damit die ganze Nachbarschaft geweckt, aber es könnte mir gerade nicht mehr egal sein.

Das laute quietschen der Metalltür erklingt und Minho erscheint mit einem Tablett auf dem einpaar Schüsseln aufgereiht sind.
Erstaunlicherweise ist das Wetter, nach der stürmischen Nacht, wie ausgewechselt. Der Himmel ist blau und gibt der Sonne jeden Freiraum. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden auf dem Dach zu frühstücken, was definitiv keine schlechte Idee, nach der ganzen Aufregung heute morgen, ist.

Minhos Mutter hat mich zwar mit offenen Armen empfangen, hat mir kurz darauf jedoch eine ordentliche Standpauke gegeben.

„Du weckst noch alle auf, wenn du so weiter schreist."

„Tut mir leid. Jaehyun sagt immer man sollte alles raus schreien. Dann würde es besser gehen."

„Dieser Jaehyun scheint dir ziemlich viel Mist in den Kopf zu setzen", lacht er während er mit seiner Hand meine Haare in Unordnung bringt.
Aber er hat Recht. Jaehyun ist ein Freigeist mit den wildesten Ideen. Jede Stunde Nachsitzen war eigentlich auf ihn zurückzuführen.
Ich hoffe irgendwann lernen sich die beiden, Minho und Jaehyun, mal kennen. Auch wenn sie ziemlich verschieden sind, würden sie gut miteinander klarkommen.

„Ja da hast du wohl recht. Aber du solltest dich bei ihm bedanken, schließlich wäre ich ohne seinen dämlichen Einfall jetzt nicht hier."

„Da hast du wohl recht." Minho verteilt das Geschirr und die Schüsseln mit verschiedenen Beiliegen auf dem Holztisch, an dem alles begonnen hatte.
„Übrigens: Ich konnte mit meiner Mutter verhandeln, dass du wenigstens ein paar Tage hier bleiben kannst."
In meinen Gedanken spreche ich ein leises Dankgebet an Minhos Mutter aus.

„Ok ich ruf dann Joe an und frag wann er zurück ist und ob ich bei ihm bleiben kann. Wobei er sicherlich kein Problem damit hat..."

Minho reicht mir eine volle Schüssel Reis und signalisiert mir erstmal zu essen, bevor ich mich wieder in wilde Telefonate stürze. Und erst jetzt bemerke ich, wie hungrig ich eigentlich bin. Einen Löffel nach dem anderen schiebe ich mir in den Mund, erfüllt von dem köstlichen Geschmack des Reises und all den Beilagen, welche Minho mitgebracht hat.

„Man könnte glatt meinen du wärst ein Hamster und kein Mensch", lacht Minho. „Schluck erstmal runter bevor du dir noch mehr rein stopfst, sonst verschluckst du dich irgendwann noch."

Wir frühstückten eine ganze Weile. Minho erzählte mir was ich alles verpasst habe, während ich in Florida festhing. Er erzählte mir, wie seine Eltern seine Entscheidungen ohne Probleme akzeptiert haben, er sich aber noch nicht getraut hat bei Joe in Lehre zu gehen.
Er erzählte mir, wie er sich nach Jahren mit Seungmin wieder angefreundet hat und auch mit ein paar aus dem Leichtathletikclub, welchen er noch nicht verlassen hat und wahrscheinlich auch nie verlassen wird.

Es ist zwar schön all diese positiven Entwicklungen zu hören, jedoch spürte ich direkt, dass es auch eine andere Seite gibt, welche Minho mir nicht preisgeben wollte. Und jetzt, wo ich in seinem Zimmer sitze und mir ein Haufen an kleinen Zetteln ins Auge springt, weiß ich auch weshalb ich dieses unwohle Gefühl hatte.

Ich lese mir ein paar dieser Zettel durch. Er schreibt über schlaflose Nächte und über die Gedanken, welche ihm am schlafen hindern. Und sofort fallen mir die matten Augen und die dunklen Ringe unter seinen Augen ein, welche mir letzte Nacht schon aufgefallen sind.
Und schuld daran bin ich. Weil ich nicht hier war. Weil ich nicht an seiner Seite war und weil ich nicht ausreichend Zeit zum antworten investiert habe. Er dachte ich hätte ihn vergessen und würde ganz normal in Florida weiter machen. Eine Welle an Schuldgefühlen übermannt mich.

„Hay ich hab mir überlegt wir könnten heute Abend vielleicht in die Karaokebar. Chan und-„
Er bricht in seinen Worten und seinem Versuch die langen dunklen Haare mit einem Handtuch zu trocknen, ab. Sein Blick wandert von mir auf die Zettel in meiner Hand.

„Es tut mir so leid.", stoße ich atemlos hervor und erst jetzt bemerke ich, wie feucht meine Augen geworden sind.

Sofort stürzt Minho auf mich zu. „Nein Jisung so darfst du nicht denken. Dich trifft keine Schuld."

„Doch Minho! Ich hätte bei dir sein sollen. Ich hätte zumindest öfter schreiben sollen!"
Minho nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände und zwingt mich somit tief in seine Augen zu schauen.

„Jisung, Du hast all den Stress auf dich genommen um jetzt hier zu sein. Wie könnte ich dir da noch böse sein. Es stimmt mir ging es scheiße als du weg warst. Richtig Scheiße um ehrlich zu sein. Aber als ich dich gestern Abend vor meiner Tür gesehen habe, war all das vergessen." Er zeigt auf den Haufen an kleine Zetteln, bevor er mein Gesicht wieder mit seinen Händen umschließt und fortfährt: „Also denk nicht mal dran dir weiterhin die Schuld für meine außer Kontrolle geraten Gefühle gegenüber dir zu geben!"

Die Schuldgefühle waren immer noch da, aber die Gefühle, welche ich für diesen Jungen habe, stellen die Schuldgefühle in ihren Schatten.
Und ohne dass ich bewusst meinen Körper kontrolliere, schließe ich den letzten Abstand, welcher zwischen mir und Minho besteht, und lege meine Lippen auf seine weichen, ja fast schon nach Erdbeere schmeckenden Lippen.

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Da hab ich ja glatt vergessen zu updaten. Nächste Woche bin ich wieder pünktlich, versprochen

Silent cry // MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt