I Need Somebody - DAY6

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-Jisung pov-

Ich kann mich noch sehr gut an den Weg, bis zu Minhos Haus erinnern.
Das Wetter ist heute Abend sehr gut, weshalb ich hoffe, dass er sich wieder auf der Dachterrasse befindet. Ich hoffe es wirklich, denn ich brauche endlich Antworten.

Nach ein paar Minuten erreiche ich das besagte Gebäude. Ich erkenne den Sonnenschirmständer. Er steht an der gleichen Stelle wie vor ein paar Tagen. auch der Rest des Daches kommt mir bekannt vor. Ich spüre augenblicklich Nervosität in mir aufkommen.

Ich habe keine Ahnung, wie ich Minho darauf ansprechen soll.

Langsam gehe ich um die Ecke, hinter der sich die Gartengarnitur befindet. Die kleine Lampe an der Wand strahlt wie das letzte Mal warmes Licht aus. Jedoch sitzt niemand an dem kleinen Holztisch. Etwas verzweifelt und enttäuscht bleibe ich vor der Garnitur stehen, unschlüssig was ich nun tun soll. In der Schule mit Minho darüber zu reden ist keine Option. Ich werde wohl morgen erneut herkommen müssen.

Mit einem leichten Seufzen drehe ich mich um, bereit von hier zu verschwinden.

"AHHH, HOLY SHIT LEE MINHO", erschrecke ich mich lautstark, denn kein Meter hinter mir steht Minho mit verschränkten Armen.
Wo kommt er so plötzlich her und wieso habe ich ihn nicht kommen hören?

Minho hat ein teuflisches Lächeln aufgesetzt, sichtlich über meine Reaktion erfreut.
"Hast du mich so sehr vermisst, oder womit habe ich deinen Besuch verdient?"

"Du bist dir wohl für keinen Flirt zu schade, was?"
So habe ich mir das ganze nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ich das Gespräch diesmal lenken, doch Minho hat mich schon wieder von Beginn an in seiner Hand.

"Ich lasse mir keine Chance entgehen."

Ich muss etwas unternehmen, sonst gehe ich komplett ohne Erfolg von diesem Dach. Ich spüre wie mein Mut, Minho auf dieses Thema anzusprechen, schwindet. Denn ich weiß, dass er nicht gerne über sich selbst und erst recht nicht über seine Probleme redet. Meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen haben mir das gezeigt. Er lenkt das Gespräch jedes mal von sich ab. Und dabei ist es egal mit wem er sich unterhält.

"Ich weiß, wie alle dich nennen und ich weiß auch unter welchen Druck du stehst und deshalb frage ich dich, Lee Minho, geht es dir gut?", sprudelt es nur so aus mir heraus. Für einen Moment sagt keiner von uns etwas.

"Hya, Jisung, du schaffst es echt mit nur einem Satz die ganze Stimmung zu versauen.", lacht Minho unehrlich und ich spüre wie etwas Wut in mir aufkommt. Er versucht schon wieder auszuweichen.

"Antworte auf meine Frage, Minho!"

Erneut herrscht Stille. Unsere Auge fechten einen stillen Kampf aus.
Auf der einen Seite stehe ich, der eine einfache und ehrliche Antwort erwartet und auf der anderen Minho, der nicht gewillt ist über seine Gefühle zu reden. Keiner von uns ist bereit nach zu geben, doch nach ein paar langen Sekunden gibt Minho nun schließlich doch nach.

"Nein. Nein mir geht es nicht immer gut." Die Antwort kommt nicht überraschend, dennoch bricht sie mir etwas das Herz. Ich möchte, dass es den Menschen um mich herum gut geht. Doch vor allem möchte ich, dass es Minho gut geht. Keine Ahnung weshalb mir ausgerechnet sein Wohlbefinden so wichtig ist.

Wieder vergehen Sekunden, bevor jemand etwas sagt. "Da du jetzt deine Antwort hast, kann ich jetzt auch sicherlich weiter lernen, wenn ich bitten dürfte..." Minho schiebt mich etwas zur Seite, damit er an dem kleinen Holztisch platz nehmen kann.

"Denkst du echt, ich würde dich jetzt lernen lassen?"

"Nun ja, es gibt nicht wirklich viel, was du dagegen tun kannst."
Von allem unberührt und komplett cool, als hätten wir gerade ein komplett belangloses Gespräch geführt schlägt er sein Notizheft auf. Ich greife danach und werfe es kurzer Hand über die kleine Mauer.
Kurz danach ist zu hören, wie das Heft auf dem Fußweg aufschlägt. Ungläubig schaut mich Minho an. Damit hat er offensichtlich nicht gerechnet. Ich um ehrlich zu sein auch nicht.

Minho lehnt sich in seinem Stuhl zurück und gibt ein kleine spöttisches Lachen von sich. "Dein ernst? Jisung, was ist eigentlich dein Problem? Wieso versuchst du dich in mein Leben einzumischen?!" Minho wird nicht laut, jedoch ist ihm anzusehen, wie es in ihm brodelt.

"Weil es offensichtlich sonst niemand tut! Verdammt Minho auch du hast das Recht glücklich zu sein! Und man kann nun mal nicht alleine glücklich werden!" Ich merke wie ich mit jedem Wort lauter werde. Ich will Minho nicht anschreien. Aber ich habe das Gefühl, dass ich sonst nicht zu ihm durch komme.

„Ich habe keine Zeit für Freunde. Also bitte geh Jisung." Minho erhebt sich und macht Anstalt gehen zu wollen, doch ich lasse ihn nicht an mir vorbei.

„Minho sei ehrlich zu dir selbst. Macht dich dein Leben so wie es ist glücklich?"

Seine Augen geben mir eine klare Antwort: Nein
Es ist so ziemlich das erste mal, dass er den schützenden Schleier von seinen Augen genommen hat.

„Es geht nicht darum ob ich glücklich bin!"

„Doch verdammt! Es ist dein Leben!"

„Lieber sterbe ich unglücklich als meine Eltern, meinen Trainer und meine Fans zu enttäuschen. Sie stecken so viel Energie und Aufwand in mich! Ich kann ihre Mühen nicht einfach mit Füßen treten!"

Ich sehe wie seine Augen leicht feucht werden. Doch er wird nicht weinen. Noch nie hat jemand Minho weinen sehen. Selbst Chan nicht, welcher Minho am nächsten steht. Er erzählt mir wie Minho einmal meinte er würde nie weinen, da es nichts an der Situation ändern würde.
Ich, der ein großer Fan von weinen und Gefühle zeigen ist, würde mir jedoch wünschen er würde einmal alles aus sich heraus lassen.

„Glaubst du nicht, dass ihnen dein Glück wichtiger ist als dein Erfolg?"

Minho ist für einen Augenblick ruhig, als würde er tief in sich nach einer Antwort suchen.

„Sie denken ich bin glücklich damit so wie es ist. Und so soll es auch bleiben. Ich befürchte ich bin einer von den Menschen, die es einfach nicht verdienen glücklich zu sein. Finde dich damit ab Han Jisung."

Silent cry // MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt