Vanishing

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Ich hatte nie das Gefühl ein guter Mensch zu sein. Früher nicht.
Dann kam Stella und veränderte alles, riss alle Mauern der Negativität ein und zeigte mir, daß es mehr gab als die Dinge die ich bis dahin kannte. Dass das Leben so viel mehr zu bieten hatte.

Maxine und Amy.
Die beiden Naturgewalten, die in das Leben von Stella und mir krachten, nur um es perfekt zu machen. Die uns unendlich viele schöne Momente schenkten, von denen jeder fest in unserem Herzen verankert war...

Meine Angst verschwand eines Tages, doch ein Gefühl davon blieb zurück.

*

Jeden Morgen machte ich meine Routine in der Küche. Ich setzte Kaffee auf, deckte den Tisch und beobachtete erstaunt wie meine Mädchen von Tag zu Tag älter wurden. Eines Tages schon, das war sicher, würden sie das heimelige Nest verlassen und selbst die Welt erkunden. Sie würden bereit sein, ganz im Gegensatz zu mir.

Ich war kein weicher Papa.
Ich wusste wie die Welt war, wusste wie alles lief und hatte stets ein Auge auf meine Mädchen. Stella schüttelte oft augenrollend den Kopf, doch sie wusste das ich es niemals abstellen konnte - und so ließ sie mich das tun was ich als das beste empfand.
Während Amy wissbegierig jedes meiner Worte aufsaugte war es Maxine, um die ich mich am meisten sorgte. Sie hatten beide keine Ahnung was dort draußen lauerte und ich wollte dafür sorgen das sie es auch nie erfuhren.
Doch alles kam anders.

Es war der Tag ihres 16. Geburtstags.
Stella hatte mich dazu überredet die Mädchen ausgelassen feiern zu lassen. Nachdem ich also zunächst all die Gäste gecheckt hatte und für eine gesicherte Location sorgte hatte ich schließlich keine Ausrede mehr das ganze zu blockieren.
Ich erlaubte den beiden mit ihren Freunden in einer nahe gelegenen Hütte zu feiern. Chris, der immer noch an meiner Seite war mauserte sich zu so etwas wie einem besten Freund und versprach sich um die beiden zu kümmern - damit meinte er, das er sie beschattete ohne das sie etwas davon mit bekamen.

Alles verlief normal und je länger die beiden weg waren desto ruhiger wurde ich. Keine Notfall SMS, kein Hilferuf am Telefon... Alles schien in Ordnung zu sein.

Doch das war es nicht. Nicht am nächsten Morgen und nicht als ich anstelle der beiden nur Amy antraf. Noch regelrecht im Zombie Modus und Halbschlaf grub sie ihren Löffel tief in die Schüssel voller Müsli.

„ Hat die Party Spaß gemacht? “ fragte ich vorsichtig. Es war nicht meine Absicht etwas schlecht zu reden. Amy erzählte von den Leuten die dort waren, von den Partyspielen aber auch von den vielen Geschenken und auch von denen, welche extra für Maxine bereit gelegt worden waren - genau die Geschenke, die Chris im selben Moment noch immer verpackt hinein brachte. „ Sie hat sie nicht mal aufgemacht? “

„ Naja, Dad. Dafür hätte sie ja auch überhaupt mal da sein müssen. Sie sagte sie wollte kurz vorher noch schnell zum Nagelstudio und würde dann direkt zur Party stoßen. Aber sie kam nicht. Wahrscheinlich hat ihr wieder irgendwas nicht gepasst und sie schmollt noch immer oben in ihrem Bett. “ erklärte Amy.

Nach außen hin noch völlig ruhig, spürte ich in meinem Inneren aber dann doch so etwas wie Angst. Chris kam im rechten Moment noch einmal an mir vorbei und ich hielt ihn an. Er wusste sofort was ich wollte und machte sich auf den Weg nach oben. Stella gesellte sich schließlich auch an den Tisch, doch ihre anfängliche gute Laune schwappte sofort um als sie meinen Ausdruck bemerkte. Im Beisein von Amy wollte sie nicht fragen, das wusste ich... Doch ich sah die unausgesprochene Frage in ihren Augen.

*

Chris kam wenige Minuten später wieder zu uns. Sein Gesicht war blass. Er zeigte auf das leere Wohnzimmer und ich stand auf.

„ Ich will dir keine Angst machen. Wahrscheinlich ist überhaupt nichts und sie hat bei einer Freundin übernachtet. Aber sie ist nicht oben. “ flüsterte er. In meinem Kopf begannen die Rädchen bereits zu drehen und Chris gab sich Mühe mich mit Ratschlägen zu unterstützen.

„ Okay. Ich rufe ein paar ihrer Freunde an. Du fährst ihre Lieblingsecken ab. Und... Chris? Wir sagen Stella und Amy erstmal nichts. Ich will nicht das sie sich aufregen. “ flüsterte ich und drehte mich Richtung Frühstückstisch. Ahnungslos und fröhlich saßen zwei meiner drei Mädchen da.

Ich konnte nur hoffen, dass Max okay war.

Caspian 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt