Blood

54 4 0
                                    

Ich kam in der Nacht nach Hause.

Nachdem ich einen Namen hatte begann ich selbst Nachforschungen anzustellen, doch der ominöse Boletti war nicht leicht zu finden. Hier und da fand ich einen Artikel im Netz, doch der zurück gezogene Milliardär, der durch Aktien und privater Teilhabe am Börsenmarkt zu Geld kam hielt sich ansonsten bedeckt. Es war nichts darüber bekannt wo er lebte, ob er Familie hatte, Freunde, Verwandte.

Ivan's Blut klebte noch immer an meiner Kleidung. Ich schlich ins Haus, wollte niemanden wecken, sah mich dann aber meiner Frau und Chris gegenüber, die vermutlich auf mich gewartet hatten. Stella's Gesichtsausdruck war starr als ich ins Licht trat und sie meine Kleidung begutachtete, ganz anders verhielt sich aber Chris, der direkt auf mich zu kam.

„ Du solltest deine Sachen wechseln. Stella ist fix und fertig mit den Nerven. “ flüsterte er mir zu und nahm die Karte entgegen die ich ihm hin hielt. Er wusste was zutun war - ganz im Gegensatz zu mir. Ich hatte keine Worte die meine Frau beruhigen oder besänftigen konnten, also nahm ich mit schnellen Schritten den Weg zum Badezimmer und begann mich auszuziehen. Lange war es her dass das Blut eines meiner Opfer an mir klebte und jetzt wo ich Zuhause war bereute ich es keine Wechselkleidung mitgenommen zu haben.

Ich schaltete die Dusche an und wartete darauf dass das Wasser den Raum im dichten Nebel verschluckte, ebenso wie meine Gedanken. Ich hatte Stella bereits gehört, wusste, daß sie mir nach gelaufen war und wartete darauf das sie etwas sagte, aber sie schwieg.

Ich sah sie an. Ihre Haut war aschfahl, ihre Augen leblos. Nicht einmal zu der Zeit als sie ihr Gedächtnis verloren hatte und nicht mehr wusste wer wir waren sah sie so verloren und hilflos aus. Sie überraschte mich indem auch sie begann sich ausziehen und gemeinsam stiegen wir unter den kochend heißen Wasserstrahl.
Stella war sorgsam, griff nach dem Schwamm und wusch mich während ich einfach nur da stand und auf sie hinab blickte. Sie war stärker, manchmal sogar wesentlich stärker als ich, doch von dieser Stärke war nun nichts mehr zu sehen. Trotzdem blieb sie an meiner Seite, duldete stumm was ich tat, weil sie wusste warum es geschah.

*

Nach der Dusche wickelte ich meine Frau in ein Handtuch und band mir selbst eines um die Hüften. Gemächlich schritten wir zum Bett und setzten uns in einem Abstand darauf.

„ Ist er tot? “ fragte sie schließlich. Ich nickte. Es war seltsam darüber mit ihr zu reden, obwohl es sie genauso betraf. Ich hatte immer gehofft das so etwas nie Thema werden würde, das sie nie erfuhr wie grausam ich wirklich sein konnte, doch das war nun unausweichlich. „ Ich hoffe er hat gelitten. Er hat es verdient. “
Keine Ahnung wie lange wir so da saßen und schwiegen, doch es waren lange, quälende Minuten.

*

Irgendwann wurde ich wach. Ich war offensichtlich so müde, daß ich es nicht mal mehr geschafft hatte mir etwas anzuziehen und so lag ich am Rande des Bettes, noch immer mit nur einem Handtuch bedeckt und sah mich um. Stella war fort.

In schwarzer Hose, schwarzen Schuhen und schwarzem Shirt kam ich schließlich in der Küche an. Chris saß bereits mit frischem Kaffee dort, wartete auf mich. Von Stella und Amy fehlten jede Spur.

„ Gar nicht so leicht etwas über den ominösen Boletti heraus zu finden, aber... Ich war im DeepWeb. Ein Bekannter von mir ist auf Hacking spezialisiert und hat mir geholfen nach einigen Schlagworten zu suchen und schließlich,... Haben wir ihn gefunden. Er vertreibt dort RapeTapes wie sie auf der Plattform genannt werden. Hetzjagden die er organisiert damit seine reichen Freunde Frauen auf offenem Gelände jagen und anschließend vergewaltigen und bestrafen können. Lukratives Geschäft, wenn es nicht so geisteskrank wäre. “

Mein Magen drehte sich um. Die Gedanken in meinem Kopf wurden grotesk und barbarisch, je mehr ich über diesen Boletti herausfand. Chris verstand mich, auch wenn er selbst keine Kinder hatte. Er war so lange an meiner Seite, an der Seite der Familie, hier intern verwoben, hatte die Kindheit und das heranwachsen unserer Mädchen miterlebt - für ihn selbst musste es sich genauso anfühlen wie für mich.

„ Es ist ein neues Event geplant... Äh... “ redete er weiter und zog aus seiner Jacke einen Zettel. „ Man kommt dort entweder mit exklusiver Einladung rein oder mit einer Stange Geld. “

„ Glaubst du es ist Maxine? “ fragte ich und wartete, betete das er Nein sagen würde... Doch das Gegenteil war der Fall. Er befürchtete das sie es war die als besonderes Highlight angepriesen wurde. „ Er weiß genau wer sie ist, also kannst du nicht einfach dort auftauchen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm und sobald er weiß wen er vor sich hat, bist du geliefert. “

Also musste ein anderer Plan her. Ganz egal wie, ich würde den Laden dort zur Hölle auf Erden machen... Für jeden, der sich an der Angst meiner Tochter bereicherte.

Caspian 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt