Conflict

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Die Akte.
Sie schien sich ein riesiges Loch in meine Hand zu brennen, was es mir fast unmöglich machte sie fest zu halten. Gerade hatte ich darin geblättert und gesehen was Maynard von mir wollte.
Nachschub, wie er es nannte -
Opfer, wie Chris es nannte.

Das Bild des Mädchens lächelte mir entgegen, trieb mich fast in die Verzweiflung. Ich hatte keine verdammte Wahl. Ich konnte ihr Leben nicht beschützen ohne dafür das meiner Tochter zu riskieren.

„ Egal was du vorhin mit diesem Bastard besprochen hast - wir machen das nicht. “ schimpfte Chris. Ich wollte ihn daran hindern weiter zu reden, aber er schrie mich an. „ Du hörst mir jetzt zu. Und zwar sehr genau. WIR tun so etwas nicht. DU tust so etwas NICHT MEHR. Es wird dich kaputt machen und alles was du dir mit Stella aufgebaut hast. Wenn sie das heraus findet, was denkst du, wird sie tun? Verständnis zeigen und sagen... " Schwamm drüber...? "
Sei nicht so naiv. Ich arbeite an einem Plan, aber das was Maynard will machen wir auf keinen Fall. Niemals. “

Er war mein Freund. Ein Anker an dem ich mich in diesen Tagen besonders fest klammerte. Ich hatte Angst unter zu gehen, hatte keine Idee, keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis.

Wollte ich wieder so sein wie früher?
Auf keinen Fall. Ich wollte nie mehr so
viel Leid und Schmerz über Menschen bringen, die unschuldig waren. Ich wollte nie wieder die leeren Augen und Gesichter der Menschen sehen, die ich verletzt und um einen anderen Menschen in ihrem Leben beraubt hatte. Ich wollte nie wieder fühlen, wie erdrückend all das was ich gewesen war, war.

*

Wir hielten an einem Motel und Chris stieg aus. Wie ein Mann auf einer Mission stapfte er zur Anmeldung, buchte ein Zimmer und kam dann zum Wagen zurück. Er sah mich nicht an, er sprach nicht mehr - alles was er tat war ein paar Dinge aus dem Wagen zu holen und schnurstracks zu unserem Zimmer zu laufen.

Noch immer hielt ich die Akte in der Hand. Ich stand am Scheideweg, wusste nicht weiter. Gab es so etwas wie Erlösung für jemanden wie mich?

*

Im Zimmer telefonierte ich mit Stella und Amy. Auf die Frage nach Maxine wich ich aus, bestätigte Stella lediglich das wir eine Spur hatten. Gerade war meine Frau alles, was mich noch davon abhielt vollkommen durchzudrehen. Bevor wir auflegten sagte sie mir das sie mich liebte.

Chris war weiterhin still. Er schrieb etwas auf das er vor mir abschirmte, konzentrierte sich auf das was in der Akte stand und grübelte. Offenbar war er so davon besessen einen Ausweg zu finden, dass er selbst Stunden später noch nachdenklich am Tisch saß.

Uns lief die Zeit davon... Maxine lief die Zeit davon.

„ Okay. “ murrte er schließlich und klatschte dabei in die Hände. „ Maynard sagt also das bei einem Stromausfall die Tür für immer verriegelt bleibt. Richtig? Da unten laufen mehr Kabel entlang als in einer LAN Höhle. Eine Explosion würde also womöglich dafür sorgen dass das was er gesagt hat eintreffen wird. Also verwerfe ich den Gedanken einer Sprengung.
Ich habe gesehen wie stabil die Tür ist - er hat sie extra anfertigen lassen. Stahl oder womöglich sogar noch etwas stabileres verhindern das ich sie auf anderem Weg knacken kann. Also müssen wir zum Ursprung... Nur Maynard hat den Schlüssel, den Schalter - was auch immer. Also müssen wir ihn ausschalten um da ran zu kommen. “

Ich sah ihn mit erhobener Augenbraue an.

„ Was? Ich weiß, ich hatte schon bessere Pläne. Aber es ist simpel. Wir müssen zurück und ihm das Ding irgendwie abluchsen. Aber wir brauchen wohl oder übel einen Lockvogel. Es gefällt mir nicht, aber... “
Chris zog die Akte zu sich und öffnete sie. Das Bild des Mädchens blickte uns entgegen. „ Emma Smith, 16 Jahre jung. Ihren Eltern gehört das Smith Institut, das sich zur Aufgabe gemacht hat Korruption und Menschenhandel zu unterbinden. Hochkarätiges Prestige Projekt kann man sagen. Ich verstehe was er damit bezwecken will aber das macht die Sache nicht weniger scheiße. Wir brauchen die Kleine, aber ihr wird nichts geschehen. Sie wird nicht in den Fängen dieses Bastards enden. “

Ich nickte. Allmählich verstand ich was er vor hatte. Der Plan war nicht besonders gut aber auch keineswegs scheiße. Es war eine Chance und am Ende, wenn es schief gehen würde, wusste ich, was zutun war.

Caspian 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt