Thirst

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Chris hatte alles durchsucht und tatsächlich etwas gefunden. Das hinderte mich jedoch nicht meine Pläne weiter zu verfolgen. Ich tat Scandole genau das an, was er den Menschen an tat. Viele Frauen, Mädchen aber auch Männer kamen durch ihn schneller zu Tode - und darunter hätte auch Maxine fallen können.

„ Sie ist nicht hier. Sie war es, aber nur für wenige Tage. Es gibt eine Auflistung der Drogen die sie ihr verabreicht haben. “ erklärte Chris und sah zu wie der nächste Finger von Scandole auf dem Boden landete. Chris leierte die Liste der Drogen runter. Neben Kokain und anderen Dingen gab es nichts auffälliges, bis er das letzte vor las.
In unseren Kreisen war es ein Mittel das Opfer bewegungsunfähig machte. Eine kleine Menge reichte aus um jemanden in eine Art Delirium zu versetzen, während man sich an ihm oder ihr verging. Schreien, sich wehren war so nicht möglich.

Scandole fiel wieder in Ohnmacht, also kippte ich etwas von dem Eimer der neben mir stand in sein Gesicht. Die Säure hatte in einem der Schränke gestanden und erklärte wieso niemals eine Leiche gefunden werden konnte. Sofort setzten seine Schreie ein und man konnte dabei zusehen wie sich die Haut in seinem Gesicht mehr und mehr zersetzte.

„ Cas... “ versuchte Chris mich zur Besinnung zu bringen, „ sie kann nur noch bei Maynard sein. Und wo er sich befindet weiß ich auch. Also lass diesen Bastard und komm mit mir. “
Ich wusste das er kein Mitleid mit Scandole hatte. Vielmehr beschäftigte ihn wie sehr mich all das veränderte und seine Sorge war berechtigt. In den letzten Tagen hatte ich so viele Grausamkeiten gesehen und viele davon selbst ausgeübt - dies blieb nie ohne Folgen. All das hing über mir wie ein Damokles Schwert und genau das war der Grund wieso ich mich in Stella vergraben hatte. Sie war mein Anker. Ein Punkt den ich brauchte um im Nebel der Gewalt wieder zurück zu finden.

Schließlich stand ich auf. Ich nickte, denn Chris hatte recht. Langsam fing er an all meine Sachen zusammen zu suchen und ich sah zum letzten Mal zu Scandole. Es wirkte bizarr wie ich ihn entstellt hatte und wenn Chris seine Aufgabe erledigt hatte würde alles bald in Flammen aufgehen. Einzig die Erinnerung in meinem Kopf würde übrig bleiben.

Ich griff nach dem Eimer... Und zwang Scandole schließlich den Mund zu öffnen. Während die Säure seine Kehle hinab lief waren seine Schreie - gepaart mit Beethoven das letzte, was ich hörte. Kurz danach traten wir aus dem Haus und alles stand in Flammen. Das Feuer züngelte wild und zornig, glich meinem inneren.

„ Es wäre besser wenn das hier unter uns bliebe. Ich will nicht das Stella je davon erfährt... Oder die Mädchen. “ hörte ich mich sagen doch die Stimme klang fremd. Danach fuhren wir ohne noch einmal zurück zu schauen.

*

In einem kleinen Diner 100km weit entfernt von Scandole hielten wir an. Während Chris etwas bestellte lief ich zu den Toiletten, den Griff fest um die Henkel meiner Tasche gelegt. Ich wusch mich mechanisch, hüllte meinen Körper in frische Klamotten und versuchte wie schon einige Minuten zuvor die Müdigkeit abzuschütteln. Ich war allein und eben diese Tatsache genügte damit sich all die angestauten Gefühle allmählich an die Oberfläche kämpften. Während ich bei all den Gräueltaten vollkommen kalt zu Werke ging holte mich jetzt alles ein - allem voran die Angst und die Sorge um meine Tochter, die mindestens genauso verängstigt gewesen sein musste. Was auch immer man ihr angetan hatte, ich würde alles vergelten.

Ich weinte stumm, stützte mich am Waschbecken ab und ließ den Kopf hängen um mich selbst nicht ansehen zu müssen. Ich wusste das es mir sowieso nicht gefallen würde das ich dort, im Spiegel vor mir das Monster sehen würde das ich geworden war - das schon immer in mir steckte.

*

Chris wartete mit dem Essen und sah mich misstrauisch an als ich zum Tisch kam. Ich überblickte die Bestellung. Jetzt war Wasser nicht das richtige für mich, ich brauchte mehr. An der Theke bestellte ich ein Bier, leerte es in einem Zug und bestellte das nächste.

Alles was ich wollte war die Gedanken in meinem Kopf zum schweigen zu bringen.

Caspian 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt