Hunting

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Mit Chris und mir waren es 20 Mann auf dem Gelände. 20, die wir ausschalten mussten, bevor sie begriffen was vor sich ging.

An der Fronttür öffnete Chris die Tasche mit Waffen, gab mir meine Messer in die Hand und schaute zu mir auf.

„ Wir dürfen nicht vergessen das sich im Haus noch Mädchen befinden. “ warf er ein. Ich wusste das ihm genauso etwas daran gelegen war auch sie hier sicher raus zu bekommen. „ Wir müssen das erledigen. “

Ich stimmte zu und lud dann durch. Für die Männer war es ein Adrenalinkick wie man unschwer hören konnte. Sie johlten und jubelten, hechteten durch die Büsche der Wälder mit ihren Waffen im Anschlag, nur um eine arme Seele zu " fangen " und zu bestrafen.

*

Chris und ich hatten uns aufgeteilt. So ging es schneller. Verbunden durch unsere Telefone - damit ich sehen konnte in welchem Areal er sich gerade befand und umgekehrt - erleichterte es uns das, was wir hier vor hatten.

Die Ruhe war heimtückisch, denn hinter jedem Baum konnte entweder das Mädchen lauern oder einer der Männer, also ging ich behutsam vor, Schritt für Schritt und sah mich genau um... Und tatsächlich, einer der Männer - ein kleiner dicker Mann mit Halbglatze und schwitziger Haut - hatte sich auf einem Stamm eine Pause gegönnt. Es war klar das er mit den sportlichen Typen nicht mithalten konnte, dennoch hatte er etwas widerliches an sich das mir verriet das dieses Mädchen nicht sein erstes Opfer war.

„ Oh hey. Ich hab das Gebiet schon durchkämmt. Das Häschen ist nicht hier, also müssen sie sich wohl ein anderes Jagdareal suchen. “ witzelte er. Schon allein bei dem Kosenamen den er nutzte drehte sich mir der Magen um, gleichzeitig siegte aber der Teufel in meinem inneren, schickte seine Heerscharen von Dämonen durch meine Venen und pushte mich diesem Widerling den Gar aus zu machen. Eine gut platzierte Kugel zwischen seinen Augen genügte und er kippte nach hinten weg.

So ging das stetig weiter und je mehr Männer ich traf desto mehr Tote gingen auf mein Konto. Am Ende hatte ich sogar kurz mitgezählt und blieb bei 15 stehen. 15 von 20. Ich konnte nur hoffen das Chris genauso effektiv gearbeitet hatte und die restlichen 5 geradewegs in Richtung Hölle waren.

Ein Schrei ließ mich aufhorchen. Es klang nicht weit entfernt also lief ich in die Richtung - und fand das Mädchen vor. Ihr Fuß hatte sich in einer Schlingfalle für Kaninchen verheddert und als ich näher kam um ihr zu helfen schrie sie erneut auf. Sie hatte Angst vor mir. Als ich ihr Gesicht sah machte sich dann eine derart herbe Enttäuschung in mir breit, denn es war nicht meine Tochter.

„ Hey ganz ruhig. Ich tu dir nichts, okay? Ich helfe dir und bring dich hier raus, ja? “ versuchte ich sie zu beruhigen und steckte meine Waffe weg. Ich begann damit ihren Fuß langsam aus der Schlinge zu lösen. „ Glaub mir, ich hab nicht vor dir irgendwas zutun. Aber die übrigen Teilnehmer schon. Es sind noch nicht alle tot, also... Bleib dicht bei mir. “
Sie traute mir nicht, hatte aber keine andere Wahl.

*

Als auch das letzte Areal durchkämmt war griff ich nach meinem Telefon und wählte Chris' Nummer. Er nahm ab, lauschte meinen Worten und legte auf. Ich hatte mit ihm vereinbart das wir uns am Haus wieder treffen würden.

„ Du hast versprochen du holst mich hier raus. “ ertönte die weinerliche Stimme des Mädchens. Für einen Moment bildete ich mir sogar ein es wäre Max, die mich anklagte. Das Gefühl war überwältigend, fast schon betäubend, doch dann schloss ich die Augen und als ich sie wieder öffnete stand da das Mädchen das ich kurz zuvor aus der Schlinge befreit hatte.

„ Das tue ich. Wir müssen zurück zum Haus. Da wartet ein Freund von mir. Er wird dich und die anderen Mädchen von hier weg schaffen. “

*

Die Türen des Hauses waren verschlossen. Boletti hatte alles genau mit angesehen und wusste nun was auf ihn zu kam - er wusste aber auch das er keine Chance hatte. Sobald ich ihn in die Finger bekam würde diese kranke Scheiße ein für allemal ein Ende finden.

„ Chris! Du kümmerst dich um die Mädchen, ich übernehme Boletti. “ knurrte ich ihm entgegen als wir ihn erreichten. Auch sein Gesicht zeigte die Enttäuschung weil es nicht Maxine war die hinter mir stand. „ Na los. “
Ohne auf seine Antwort zu warten stieß ich die Türen auf und trat ein.

*

Boletti saß nicht mehr auf seinem Thron. Er versteckte sich, was das ganze nur noch mehr in die Länge zog - aber er war nicht weit weg. Aus einer Nische im Foyer drang seine Stimme an mein Ohr nachdem Chris mit dem Mädchen los gegangen war um die anderen zu holen.

„ Suchst du was, Richard? Oder sollte ich lieber Caspian sagen? Ich hab mich schon gefragt wann du hier auftauchen wirst. Gute Arbeit da draußen. Die anderen hatten keine Chance. Du wirst deinem Ruf gerecht, Sohn des Teufels. “

Er verspottete mich. Dieser Bastard hatte von Anfang an als ich auf dieses Gelände kam gewusst wer ich war.
Mein Spitzname, den ich vor langer Zeit durch meine Taten für Gio Macciare erhalten hatte hallte blechern in mir wider.

„ Wo ist sie? “ fragte ich. Boletti trat aus dem Schatten heraus. Er hielt seine Pistole auf mich gerichtet. „ Wo ist meine Tochter? “
Jetzt schrie ich. Das ganze war derart nervenaufreibend das ich kurz davor war diesen ganzen scheiß Laden in Schutt und Asche zu legen.

„ Ich hab sie durch ein anderes Häschen ausgetauscht als ich dich erkannt habe. Männer in unseren Positionen, in unserer Welt kennen den Sohn des Teufels und zu was er fähig ist. Aber ich muss sagen das du ein wirklich hübsches Ding erschaffen hast. Ihren Kampfgeist hat sie von dir. Deswegen sah ich mich leider gezwungen sie zu betäuben, sonst hätte sie mir womöglich noch etwas abgebissen als es zur Sache ging. “

Der erste Schuß ging in seinen Oberschenkel. Er hatte damit vielleicht gerechnet, trotzdem war er langsamer als ich. Laut klappernd fiel seine Waffe zu Boden und er schnaufte wegen der Schmerzen. Ich blendete alles aus was um mich herum geschah - selbst Chris, der kurz nach dem Schuss neben mir auftauchte.

„ Ich hab alle Mädchen. “ erklärte er und wartete auf eine Antwort von mir. Ich hingegen sah nur Boletti an. „ Cas, lass uns gehen. Maxine ist nicht hier. “

Ich musste mich zwingen meinen Freund anzusehen, doch schließlich lächelte ich. Ich lächelte, bis sich das Lächeln in ein lautes Lachen verwandelte.

„ Bring die Mädchen in Sicherheit. Ich habe hier noch etwas zu klären. “
Meine Stimme klang fern und fremd, doch die Worte stammten von mir. In mir tobte die Hölle und war bereit Boletti zu sich zu holen.

Caspian 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt